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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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schließen. Er hatte eine Idee. Nach Ende des Verfahrens, wenn Mr. Duffy freigesprochen worden war, würde Theo ein paar Wochen oder Monate warten und ihm dann die Handschuhe schicken. In einem Päckchen ohne Absender, vielleicht mit einer Nachricht. Wir wissen, dass du der Mörder bist. Und wir behalten dich im Auge, oder etwas in der Art.
    Wozu das gut sein sollte? Das wusste er selbst nicht. Noch so eine Schnapsidee.
    Seine Gedanken wurden immer wirrer. Am Tatort war kein Blut gefunden worden. Also würden die Handschuhe auch keine Blutspuren aufweisen. Aber was war mit Haaren? Vielleicht hatte sich irgendwie eine winzige Strähne von Mrs. Duffys Haar in einem Handschuh verfangen. Ihr Haar war nicht kurz gewesen, es hatte ihr bestimmt bis auf die Schultern gereicht. Theo hatte nicht gewagt, den Plastikbeutel zu öffnen. Da er die Handschuhe nicht angefasst hatte, hatte er keine Ahnung, was er dort finden könnte. Eine Haarsträhne wäre ein zusätzlicher Beweis dafür, dass Mrs. Duffy von ihrem Ehemann ermordet worden war.
    Er versuchte, sich auf den spektakulären Erfolg zu konzentrieren, den er vor dem Tiergericht für Hallie, seine Mandantin und potenzielle Freundin, eingefahren hatte. Aber seine Gedanken wanderten immer wieder zurück an den Tatort. Schließlich beruhigte er sich etwas und schlief wieder ein.
    Marcella Boone kam kurz vor 23 . 00 Uhr nach Hause. Ein Blick in den Kühlschrank, um zu sehen, was Theo gegessen hatte. Ein Blick in den Geschirrspüler, um zu prüfen, ob auch alles seine Ordnung hatte. Dann redete sie mit Woods, der im Fernsehzimmer las. Sie ging nach oben und weckte Theo zum zweiten Mal innerhalb einer Stunde. Aber er hörte sie kommen und tat während des gesamten Rituals so, als würde er schlafen. Sie schaltete das Licht nicht ein, das tat sie nie. Sie küsste ihn auf die Stirn, flüsterte » Hab dich lieb, Teddy«, und ging aus dem Zimmer.
    Eine Stunde später war Theo hellwach und zermarterte sich das Gehirn wegen des Verstecks, in dem er die Handschuhe abgelegt hatte.
    Als der Wecker seines Handys um 6 . 30 Uhr klingelte, wusste Theo nicht so recht, ob er wach war, schlief oder irgendwas dazwischen. Hatte er überhaupt geschlafen? Eines wusste er jedoch mit Sicherheit: Er war müde und gereizt, und das, obwohl ihm ein weiterer langer Tag bevorstand. Die Last, die er zu tragen hatte, war zu schwer für einen Dreizehnjährigen.
    Seine Mutter stand am Herd, wo sie nur selten gesichtet wurde, und machte Würstchen und Pfannkuchen. An jedem anderen Morgen hätte Theo einen Bärenhunger gehabt und ein großes Frühstück verdrücken können. Er brachte es nicht über sich, ihr zu sagen, dass er keinen Appetit hatte.
    » Gut geschlafen, Teddy?«, fragte sie, als sie ihn auf die Wange küsste.
    » Eigentlich nicht«, gab er zurück.
    » Warum denn nicht? Du siehst müde aus. Wirst du krank?«
    » Mir geht’s gut.«
    » Du brauchst Orangensaft. Im Kühlschrank ist welcher.«
    Sie aßen, während sie die Zeitung las. » Der Prozess scheint fast vorbei zu sein«, meinte sie und sah ihn über ihre Lesebrille hinweg an. Da sie freitags meistens vor der Arbeit kurz zur Maniküre ging, war sie noch im Bademantel.
    » Ich bin nicht auf dem Laufenden«, sagte Theo.
    » Das nehme ich dir nicht ab. Deine Augen sind ganz rot, Theo. Du siehst müde aus.«
    » Ich sage doch, ich habe schlecht geschlafen.«
    » Warum das denn?«
    Weil Dad mich um zehn geweckt hat und du um elf. Aber Theo wollte seinen Eltern nicht die Schuld geben. Seine schlaflosen Nächte hatten andere Gründe. » Wir haben heute eine wichtige Prüfung«, behauptete er, was auch nicht ganz falsch war. Miss Garman hatte ihnen mit einem Geometrietest gedroht.
    » Du schaffst das schon«, sagte sie und wandte sich wieder ihrer Zeitung zu. » Iss deine Würstchen.«
    Er würgte genug Pfannkuchen und Würstchen herunter, dass seine Mutter zufrieden war, und bedankte sich für das tolle Frühstück. Dann verabschiedete er sich von ihr, tätschelte Judge den Kopf und radelte davon. Zehn Minuten später rannte er die Treppe zu Ikes Büro hinauf, wo sein griesgrämiger Onkel auf das zweite frühmorgendliche Treffen in zwei Tagen wartete.
    Ike wirkte noch mitgenommener als am Freitag. Seine Augen waren verquollen und röter als Theos, und das wirre graue Haar hatte an diesem Morgen bestimmt noch keinen Kamm gesehen.
    » Ich hoffe, du hast gute Gründe«, knurrte er.
    » Habe ich.« Theo baute sich vor dem Schreibtisch auf.
    » Setz

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