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Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Theo Boone und der unsichtbare Zeuge

Titel: Theo Boone und der unsichtbare Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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dich.«
    » Ich stehe lieber.«
    » Wie du willst. Was gibt’s?«
    Theo platzte mit der Geschichte von Julio und den beiden Golfhandschuhen in der Plastiktüte raus, die jetzt hinter vergilbten Scheidungsakten von Boone& Boone in einem alten Aktenschrank im Keller lagen, wohin sich seit mindestens zehn Jahren niemand mehr verirrt hatte. Er ließ bei seiner Geschichte nichts aus, natürlich mit Ausnahme der Identität von Julio und seinem Cousin. Nach wenigen Minuten war er fertig.
    Ike lauschte aufmerksam. Er kratzte sich den Bart, nahm die Brille ab, rieb sich die Augen und schlürfte seinen Kaffee. » Unglaublich«, murmelte er, als Theo verstummte.
    » Was sollen wir tun, Ike?«, fragte Theo verzweifelt.
    » Weiß ich nicht. Die Handschuhe muss sich ein kriminaltechnisches Labor ansehen. Vielleicht sind Hautspuren oder Haare von Mrs. Duffy dran oder DNA von Mr. Duffys Schweiß.«
    An Schweiß hatte Theo nicht gedacht.
    » Die Handschuhe könnten ein wesentliches Beweismittel sein.« Ike dachte laut, wobei er sich immer noch den Bart kratzte.
    » Wir können nicht einfach so tun, als ob nichts wäre, Ike. Bitte, lass dir was einfallen.«
    » Warum hast du die Dinger überhaupt behalten?«
    » Habe ich eigentlich gar nicht. Mein Freund hat sie einfach dagelassen. Er hat Angst. Sein Cousin hat furchtbare Angst. Ich habe auch Angst. Was sollen wir tun?«
    Ike stand auf, streckte sich und trank noch einen Schluck Kaffee. » Gehst du zur Schule?«
    Was soll ich sonst am Freitagvormittag machen? » Natürlich. Ich bin schon spät dran.«
    » Dann fahr los. Ich behalte das Gericht im Auge. Mir fällt schon was ein. Ich schicke dir dann eine SMS .«
    » Danke, Ike. Du bist der Beste.«
    » Krieg dich mal wieder ein.«
    Theo erschien fünf Minuten zu spät im Klassenzimmer, aber Mr. Mount war guter Laune, und es herrschte noch ziemliches Chaos. Als er Theo entdeckte, zog er ihn beiseite.
    » Hör mal, Theo, ich dachte mir, du könntest uns vom aktuellen Stand des Verfahrens berichten. Später, im Sozialkundeunterricht.«
    Theo hatte nicht die geringste Lust, über das Verfahren zu sprechen, aber Mr. Mount konnte er nichts abschlagen. Außerdem war Mr. Mount dafür bekannt, dass er seinen Unterricht am Freitag nicht sehr sorgfältig vorbereitete. Er brauchte Theo wohl, um die Lücken zu füllen.
    » Gern«, sagte Theo.
    » Danke. Nur ein Update, fünfzehn Minuten oder so. Der Fall geht heute an die Geschworenen, stimmt’s?«
    » Wahrscheinlich.«
    Theo setzte sich. Mr. Mount klopfte auf seinen Schreibtisch und verlas die Anwesenheitsliste. Dann folgten die Ankündigungen, wie jeden Morgen. Als die Glocke zur ersten Stunde schrillte, strömten die Jungen zur Tür. Ein Klassenkamerad namens Woody folgte Theo in den Gang und schnappte ihn sich bei den Spinden. Nach einem Blick in sein Gesicht wusste Theo, dass etwas nicht stimmte.
    » Theo, ich brauche Hilfe«, sagte Woody leise und sah sich dabei im Gang um. Woodys Familienleben war chaotisch. Seine Eltern waren zum zweiten oder dritten Mal verheiratet und kümmerten sich nicht viel um ihn. Er spielte in einer schlechten Garagenband, rauchte, zog sich an wie ein Straßenjunge und hatte angeblich ein kleines Tattoo auf dem Hinterteil. Wie die anderen Jungen war Theo neugierig, ob das stimmte, wollte sich aber lieber nicht persönlich davon überzeugen. Trotz dieser schwierigen Situation war Woodys Notendurchschnitt gut.
    » Was ist los?«, fragte Theo. Am liebsten hätte er Woody gesagt, dass es ein extrem ungünstiger Zeitpunkt für kostenlose Rechtsberatung war. Theo hatte zu viele andere Sorgen.
    » Du behältst das doch für dich?«, fragte Woody.
    » Natürlich.« Super. Das hatte Theo gerade noch gefehlt. Noch ein Geheimnis.
    Hallie kam vorbei, verlangsamte für einen Augenblick das Tempo und schenkte Theo ein bezauberndes Lächeln. Als sie jedoch merkte, dass er beschäftigt war, ging sie weiter.
    » Mein Bruder ist letzte Nacht festgenommen worden, Theo.« Woodys Augen glänzten feucht. » Die Polizei ist nach Mitternacht zu uns nach Hause gekommen und hat ihn abgeführt. Es war furchtbar. Er sitzt im Gefängnis.«
    » Was wird ihm vorgeworfen?«
    » Drogen. Besitz von Hasch, vielleicht sogar Handel.«
    » Zwischen Besitz und Handel gibt es einen gewaltigen Unterschied.«
    » Kannst du uns helfen?«
    » Das bezweifle ich. Wie alt ist er denn?«
    » Siebzehn.«
    Theo wusste, welchen Ruf Woodys Bruder hatte. Gut war er nicht. » Ersttäter?«, fragte Theo, obwohl er

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