Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
weiteren Beamten treffen, die dann die Durchsuchung durchführen würden.
» Das ist reine Zeitverschwendung«, war alles, was Theo einfiel. » Da finden Sie gar nichts.«
Beide Eltern rieten ihm, den Mund zu halten.
Als Hamilton und Vorman gegangen waren und Theo endlich reden durfte, versicherte er seinen Eltern, er hätte nicht das Geringste mit dieser Straftat zu tun; die Durchsuchung sei daher reine Zeitverschwendung. Alle drei waren wie vor den Kopf geschlagen von dieser Wendung der Ereignisse. Theo hatte seine Eltern noch nie so verwirrt und verängstigt gesehen. Sie beschlossen, einen befreundeten Strafverteidiger um Rat zu fragen, und Mrs. Boone ging aus dem Besprechungszimmer, um zu telefonieren.
Um zwei Uhr fuhr Mr. Boone Theo wieder in die Schule, wo sie einen Termin bei Mrs. Gladwell hatten. Theo entschuldigte sich für die Schlägerei. Mr. Boone sagte, er und seine Frau hätten Verständnis für die Suspendierung und würden keinerlei Einwände erheben. Selbstverständlich seien sie enttäuscht, aber sie unterstützten Mrs. Gladwell. Danach holte Theo sein Rad, dessen Reifen diesmal unversehrt waren, und fuhr damit zur Kanzlei.
Seine Eltern waren mit Mandanten und dringenden Rechtssachen beschäftigt. Sie schlossen ihre Türen und schienen Theo vergessen zu haben. Elsa, Vince und Dorothy schlugen sich mit Dokumentenstapeln herum, die offenbar viel interessanter waren als ein Gespräch mit einem Dreizehnjährigen. Vielleicht war Theo auch überempfindlich. Schließlich zog er sich mit Judge in sein Büro zurück und versuchte, Hausaufgaben zu machen. Es war sinnlos. Seine Gedanken kreisten um Spike Hock, einen Jungen, der eine Straße weiter lebte und in der neunten Klasse beim Verkauf von Drogen erwischt worden war, was ihm achtzehn höchst unangenehme Monate in einer dreihundert Kilometer entfernten Jugendstrafanstalt eingetragen hatte. Obwohl Theo Spike nicht kannte und nie auch nur mit ihm gesprochen hatte, hatte er viele Geschichten über sein Leben hinter Gittern gehört. Gangs, Prügel, grausame Wärter– die Liste war lang und hässlich. Spike geriet vollends auf die schiefe Bahn und wurde mit siebzehn nach Erwachsenenstrafrecht wegen zahlreicher Straftaten zu einer Freiheitsstrafe von zwanzig Jahren verurteilt. Spike zeigte sich geständig, bat um Gnade und machte die schlechten Bedingungen in der Jugendstrafanstalt für sein gescheitertes Leben verantwortlich.
Spike war ein Straßenjunge und hart im Nehmen. Theo nicht. Theo war ein anständiges Kind aus guter Familie, das zu den Pfadfindern ging, beste Noten schrieb und jede Menge Freunde hatte. Wie sollte er im Gefängnis unter Gangmitgliedern und abgebrühten Kriminellen überleben? Ohne seine Eltern, seine Freunde, ohne Judge? Die Angst war so übermächtig, dass er an nichts anderes mehr denken konnte. Er legte sich auf Judges Kissen und schlief gnädigerweise neben seinem Hund ein.
Sein piepsendes Handy weckte ihn. Es war April Finnemore. » Theo, wo steckst du?«, fragte sie nervös.
» Im Büro.« Er sprang auf. » Was ist los?«
» Ich bin mit meiner Mutter und Miss Petunia im Tiergericht. Wir brauchen deine Hilfe.«
» Ich glaube, ich darf hier gar nicht weg.«
» Komm schon, Theo. Wir brauchen dich, wir haben Angst. Es dauert auch nicht lange.«
» Ich habe nicht gesagt, dass ich Miss Petunia helfe.«
» Ich weiß, Theo, ich weiß. Aber sie ist völlig verstört und braucht Unterstützung. Bitte, Theo. Sie kann sich keinen richtigen Anwalt leisten und hat die letzte Stunde nur geweint. Bitte.«
Theo überlegte einen Augenblick. Niemand hatte ausdrücklich gesagt, er dürfe sein Büro nicht verlassen. Alle waren so beschäftigt, dass sie ihn vermutlich gar nicht vermissen würden.
» Also gut.« Damit klappte er sein Handy zu.
» Du bleibst hier, Judge«, sagte er, schlüpfte aus der Hintertür, lief um das Gebäude herum zum Eingang und holte unauffällig sein Rad von der Veranda vor dem Haus. Zehn Minuten später stellte er es am Fahrradständer vor dem Gericht ab.
Miss Petunia züchtete im Garten hinter ihrem Häuschen an der Stadtgrenze von Strattenburg Blumen und Kräuter. Von März bis Oktober brachte sie ihre Pflanzen jeden Samstagmorgen zum Bauernmarkt im Levi Park in der Nähe des Flusses. Dort boten Gemüsebauern, Gärtner, Floristen, Fischer, Milchbauern, Kleinerzeuger und andere Anbieter ihre Produkte an Ständen feil, die in ordentlichen Reihen auf sorgfältig abgegrenzten Flächen standen. Da Miss
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