Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
will uns nicht verraten, wo der Rest der Beute ist. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als das Haus auseinanderzunehmen, um herauszufinden, ob das Zeug hier ist.«
» Ist es hier, Jonah?«, fragte sie.
Der Junge warf ihr einen schuldbewussten Blick zu.
» Jetzt ist es wichtig, dass er mit uns zusammenarbeitet«, erklärte Vorman hilfsbereit. » Der Richter wird das berücksichtigen.«
» Sag es, wenn die Sachen hier sind«, fuhr sie Jonah an. » Es bringt doch nichts, wenn die Polizei alles durchwühlt.«
Eine lange Pause folgte.
» Hören Sie, ich habe nicht den ganzen Abend und die ganze Nacht Zeit«, sagte Vorman schließlich. » Ich rufe jetzt Verstärkung, und dann nehmen wir uns die Zimmer der Jungen vor.«
» Sag es mir, Jonah!«, drängte Mrs. Finn.
Jonah verschränkte die Arme und biss sich auf die Unterlippe. » Auf dem Kriechboden über der Garage«, sagte er schließlich.
Jessie, der immer noch in dem Zivilfahrzeug saß, beobachtete entsetzt, wie die Polizisten beladen mit Laptops, Tablets und Smartphones aus der Garage kamen.
» Scheint ja ein voller Erfolg zu sein«, stellte Hamilton fest. » Du bleibst hier.«
Er stieg aus dem Auto, um sich das Ganze anzusehen. Jessie wischte sich eine Träne von der Wange.
Linda Finn zog sich rasch an und folgte der Polizei in die Stadt. Im Wagen vor ihr saß Jessie. Jonah fuhr in einem anderen Auto bei Detective Vorman mit. Sie konnte nicht aufhören zu weinen. Wie hatte das passieren können? Was hatte sie als Mutter falsch gemacht? Was würde mit ihren Jungen geschehen? Wie würde sich diese Geschichte auf ihre Scheidung und ihren Kampf um das Sorgerecht für Jonah und Jessie auswirken? Würde man ihr das Sorgerecht entziehen, wenn die beiden eingesperrt wurden? Hundert Fragen gingen ihr durch den Kopf, während der kleine Konvoi durch die Straßen von Strattenburg rollte.
Auf der Polizeistation trafen sich alle in einem kleinen Kellerraum wieder. Es war das erste Mal seit dem Morgen, dass sich Jonah und Jessie direkt gegenüberstanden. Jessie sah aus, als hätte er seinem kleinen Bruder gern eine mitgegeben. Jonah konnte es immer noch nicht fassen, dass ihn sein großer Bruder ans Messer geliefert hatte. Aber keiner konnte sagen, was er dachte.
Detective Hamilton übernahm die Leitung des Gesprächs. » Der Fall ist gelöst, und ihr steckt in enormen Schwierigkeiten, das will ich gar nicht beschönigen. Ihr kommt heute Abend– und wahrscheinlich eine ganze Weile– nicht mehr nach Hause.«
Mrs. Finn brach erneut in Tränen aus. » Wo bringen Sie die beiden hin?«, stammelte sie nach ein paar Schluchzern.
» Ein paar Straßen weiter gibt es eine Jugendstrafanstalt. Übermorgen werden die beiden dem Richter vorgeführt, der dann entscheidet, was mit ihnen geschieht. Die Verhandlung findet in etwa einem Monat statt. Irgendwelche Fragen?«
Tausend Fragen, aber keine wurde ausgesprochen.
» Detective Vorman wird euch jetzt eure Rechte erklären«, sagte Hamilton. » Passt gut auf.«
Vorman schob jedem der Jungen ein Blatt Papier hin. » Die sind identisch. Erstens: Ihr habt das Recht zu schweigen. Zweitens: Alles, was ihr hier sagt, kann vor Gericht gegen euch verwendet werden. Drittens: Ihr habt Anspruch auf einen Anwalt. Wenn ihr euch keinen leisten könnt, bestellt das Gericht einen Pflichtverteidiger.«
» Wie im Fernsehen«, sagte Jessie, vorlaut wie immer.
» Du hast es erfasst«, erwiderte Vorman. » Irgendwelche Fragen? Gut, dann unterschreibt unten auf der Seite. Mrs. Finn, bitte unterschreiben Sie als Mutter direkt unter den Jungen.«
Widerwillig unterzeichneten die Finns. Vorman sammelte die Vordrucke wieder ein. Hamilton sah Jonah und Jessie an.
» Ich habe das schon tausend Mal erlebt«, sagte er, » und ihr könnt mir glauben: Wenn ihr mit uns zusammenarbeitet, profitiert ihr selbst am meisten davon. Ihr seid schuldig. Wir wissen, dass ihr schuldig seid, und können es beweisen. Versucht also gar nicht erst, jemand anderen verantwortlich zu machen. Der Richter, der Mann, der darüber entscheidet, ob und wie lange ihr in Jugendhaft kommt, wird mich vor Gericht fragen, ob ihr kooperiert habt. Wenn ich ›Ja‹ sage, ist er zufrieden. Wenn ich ›Nein‹ sage, nicht. Habt ihr das verstanden?«
» Ich will einen Anwalt«, sagte Jessie.
» Den kannst du haben«, konterte Hamilton. » Detective Vorman, bringen Sie ihn ins Gefängnis.«
Vorman sprang auf, nahm die Handschellen von seinem Gürtel, packte Jessie am Genick, zog ihn
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