Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
herauszubekommen.
„Du gefällst mir nicht“, sprach er ihn zum x-ten Male an und spielte mit dem Revolver seines Vaters. Den hatte er mitgenommen, um denjenigen zur Strecke zu bringen, der ihm die Reifen zerstochen hatte.
Ron sah ihn nur an, sagte nichts. Den ganzen Tag über hatte er nicht viel gesprochen. Schweigend war er seinem Freund behilflich, die Spuren der Party – und der Geisterbeschwörung zu beseitigen.
„Verdammt noch mal, Ron!“ Arnold sah ihn auffordern und gereizt zugleich an. „Was ist denn los mit dir? Du sprichst nicht, du reagierst nicht. Gibt es etwas, das ich wissen muss?“ Er stand von Wesleys Lesersessel auf und trat auf ihn zu. „Joseph macht sich auch schon Gedanken über dich.“
Ron sah seinem Freund mit verengten Augen an. „Henriece hatte recht“, sagte er mit tonloser Stimme.
„Du spinnst“, entfuhr es Arnold spontan. Rons Augen formten sich zu Schlitzen.
„Deine Reifen sind nicht von alleine aufgeschlitzt worden.“
„Ich finde diesen Mistkerl. Sobald Joseph meine Wunde angeschaut hat, werde ich mich auf die Suche nach ihm begeben.“
„Nach wem?“ Die Augenschlitze formten sich kirschgroß. „Hast du einen Verdacht?“
„Ein Irrer. Das war ein Irrer.“ Arnolds Backenmuskeln zuckten gefährlich. „Ich kenne jeden Schlupfwinkel von Harbourn. Lange kann er sich nicht vor mir verstecken!“
„Theodor.“ Ron flüsterte den Namen nur. „Es war Theodor – dieser Geist.“
Arnold zuckte zurück – und lachte. „Ein – Geist soll die Reifen aufgeschlitzt haben?“ Er sah ihn an, als hätte er nicht richtig gehört. „Was sagte denn der Pater dazu? Du warst doch bei ihm. Du hattest ihn doch angetroffen – oder?“ Prüfend sah er seinen Freund an. Bis jetzt hatte Ron nämlich nichts darüber erzählt.
„Pater Athelwolds war nicht da“, antwortete Ron. „Er war nicht hier, verstehst du?“
„Du hast ihn also gar nicht angetroffen?“ Arnold sah ihn noch verwirrter an.
„Gestern. Ich meine gestern!“
„Wie – gestern?“
„Er war mit Doc Wesley in der Stadt. Nicht hier. Nicht in seiner Kirche. Er hatte keinen Gottesdienst abgehalten.“
„Wie – bitte?“
„Frag ihn. Frag Doc Wesley, wenn er zurückkommt.“
„Dann hast du mit ihm gesprochen?“
„Natürlich, man.“ Ron biss sich die Zähne zusammen. Arnold wusste noch nicht alles. Nur, dass auch ihm die Reifen zerstochen wurden.
„Und was hast du mit ihm gesprochen?“
„Wärst du mitgekommen, wüsstest du es“, erwiderte Ron grimmig. „Dir war dein Schnaps ja wichtiger!“
„Ach, das ist es?“ Arnold grinste breit. „Weil ich nicht mit bin, zickst du jetzt so rum?“
„Das nehme ich dir übel – verdammt übel!“
„Man o man!“ Arnold fasste sich an die Stirn. „Du verhältst dich wie deine Sandra. Ich glaub‘s nicht. Man o man, bin ich denn im falschen Film? Was ist bloß los mit dir? Hat dich der Spanier denn total verdreht?“
Ron bewegte seinen Kopf langsam hin und her. Danach fixierte er ihn mit seinem Blick. „Ich weiß, wer die Reifen zerstochen hat“, sagte er zu ihm todernst.
„Was?!“ Nun waren es Arnolds Augen, die sich kirchgroß weiteten. „Wer?“
„Ich bin wirklich sauer auf dich“, sagte Ron. „Ich dachte, du bist mein Freund. Ich glaubte es zumindest.“
„Verdammt noch mal, Ron! Ich bin dein Freund! Ich hatte nur keine Lust, mit dem Pfaffen zu reden. Nicht über – über einen Geist!“
„Du nimmst mich nicht für ernst. Du lachst mich aus.“
„Jetzt hab dich nicht so. Sag mir lieber, wer es war. Aber bitte – sag jetzt nicht, es war ein Geist.“
„In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht so erschrocken, wie gestern.“ Ron wischte sich Schweiß von der Stirn. „Noch nie habe ich so einen verwahrlosten, heruntergekommenen und ekelhaften Menschen gesehen, wie gestern“, fuhr Ron fort. „Noch nie habe ich einen derartig ekelhaften Gestank gerochen. Und noch nie habe ich in solche finsteren Augen geblickt. Wie dunkle schwarze Löcher. – Verdammt, verdammt, verdammt. Ich hatte solch eine Scheißangst! Ich dachte wirklich, der Typ bringt mich um. – Für immer!“
Arnold traute seinen Ohren nicht. Entgeistert starrte er auf seinen Freund. Das Lachen war ihm augenblicklich vergangen.
„Wie – sah er aus?“ Arnold Stimme versagte beinah.
„Wie der Tod. Er sah aus, wie der leibhaftige Tod.“ Ron schauderte. Ein Frösteln nach dem anderen überkam ihn. „Dreckige fettige Haare bis zur Schulter. Unrasiertes,
Weitere Kostenlose Bücher