Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
rötliches Schimmern ließ seinen Atem stocken.
Blut!
Zentimeter für Zentimeter folgte er mit dem Lichtkegel der Spur. Das Blut war frisch! Doch woher die Spur kam, konnte er nicht bestimmen. Führte sie in die Tür hinein oder aus ihr heraus?
Sachte drückte er die Klinke. Auch sie war mit Blut verschmiert.
Verschlossen! Ein Schlüssel war nicht in der Nähe. Fieberhaft begann er nun, systematisch die Küche zu durchsuchen. Hierbei entdeckte er seinen Revolver! March hatte ihn in der Aufregung liegen gelassen.
Ein Handgriff genügte, um festzustellen, dass kein Schuss abgefeuert worden war. Seine Schlussfolgerung daraus war eindeutig: Es musste sich in der Kirche um das Blut seiner Frau handeln!
„Ruhig bleiben!“, mahnte er sich selbst, entsicherte die Waffe und richtete seine Aufmerksamkeit der vermeintlichen Kellertür und der Blutspur zu. Sie führte in den Flur, verlor sich aber nach einigen Schritten. Bill ahnte seine Helen hinter dieser Tür.
„Verdammt“, fluchte er, als er an sein Mäppchen mit seinem Einbruchwerkzeug dachte. Dietriche, einige Schlüssel und Draht.
Systematisch begann er, eine Schublade nach der anderen aufzureißen. In der dritten Lade fand er dann einen geeigneten Gegenstand.
Eine auf beiden Seiten gespitzte Stricknadel. Mit ihr prüfte March die Festigkeit des Teigs beim Backen.
Geschickt bog er sich die Nadel zu einem Dietrich zurecht und nach wenigen Versuchen schon gelang es ihm, das Schloss damit zu öffnen.
Erleichtert atmete Bill auf. Es war die Kellertür. Stufe für Stufe ließ er den Schein der Taschenlampe die steil abfallende Holztreppe hinabwandern.
Vorsichtig setzte er seinen Fuß auf die oberste Stufe.
Plötzlich schlug ein stumpfer Gegenstand auf seinen Rücken. Entsetzt wollte er sich umdrehen, ein zweiter Hieb brachte ihn ins Wanken. Unmittelbar folgte ein dritter Hieb, der ihn erbarmungslos die Stufen hinab stieß. Kopfüber prallte er gegen das Geländer, überschlug sich, kam hart mit dem Rücken auf den Stufen auf, rutschte weiter und blieb regungslos auf dem kalten Kellerboden liegen.
Vor der obersten Stufe stand Sally. Eine Binde verdeckte ihr rechtes Auge, die rechte Hand steckte in einer Schlinge.
Einige Zeit lang starrte sie in das dunkle Kellerloch, bevor sie langsam die Tür zudrückte, den Schlüssel aus ihrer Rocktasche herausnahm, um ihn in derselben wieder verschwinden zu lassen, nachdem sie das Schloss zweimal herumgedreht hatte. Anschließend eilte sie auf direktem Weg in das Schlafzimmer ihrer Eltern.
Vor ihrem blutenden Vater blieb sie stehen. Ihre Brauen zogen sich zusammen. Sie nahm das blutgetränkte Tuch und stopfte es kaltblütig wieder zwischen seine Lippen. Danach verschwand sie so leise, wie sie gekommen war.
Nicht viel Zeit verstrich, da tauchte March mit Doc Wesley auf.
Entsetzt starrte sie auf ihren Mann, als sie sein blau angelaufenes Gesicht erblickte. Wesley drückte sich an ihr vorbei und riss wütend das Tuch aus seinem Mund.
„Das muss ihm wieder jemand hineingesteckt haben“, stammelte sie fassungslos.
Wesley sagte nichts. Erst zog er das eine, dann das andere Lid hinauf, fühlte darauf den Puls, ließ aber nach einer Weile wieder ab und schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann nichts mehr für ihn tun“, flüsterte er.
Blanke Wut verfärbte das Gesicht von March Wayne. Schnaubend drehte sie sich um und stürzte aus dem Zimmer. Wesley blickte ihr noch einige Augenblicke nach, legte dem Toten dann die Arme auf den Bauch und faltete ihm die Hände zusammen. Darauf nahm er seine Tasche und ging.
Vom oberen Fenster aus beobachtete Sally, wie Wesley langsamen Schrittes über den Parkplatz ging. Aber nicht nur sie verfolgte den Arzt mit den Blicken. Im Schutz der Dunkelheit kauerte jemand unweit des Hotels neben einem Gebüsch. Ein zufriedenes Lächeln verzog die Mundwinkel des Beobachters, als er Wesley nach kurzer Zeit schon wieder das Hotel verlassen sah.
Arnold und Ron befanden sich zu jenem Zeitpunkt in Doc Wesleys Praxis. Ron war wie umgedreht. Er musste nachts vom Friedhof durch den Wald zu Larsens Residenz – und das zu Fuß.
Jemand hatte ihm die Autoreifen zerstochen.
Jemand hatte aber auch Arnolds Autoreifen zerstochen! Arnold war stinksauer.
Während Ron schweigend da saß schimpfte Arnold über den unbekannten Übeltäter.
Ron war nicht wütend, nicht zornig – sondern komisch. In sich gekehrt, als würde er etwas verheimlichen – und Arnold gelang es bisher nicht, den Grund hierfür
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