Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
einmal die Bartstoppeln konnten die Furchen verbergen.
„Ich muss gehen“, sprach er immer wieder zu sich. „Noch so eine Nacht, und ich bin am Ende!“
Er versuchte ruhig zu bleiben. Wie oft schon hatte er auf sein Amulett gestarrt. Drei silberne Anhänger an einer silbernen Kette. Wie oft schon hatte er das silberne Dreieck, das silberne Kreuz und das silberne Rad auf jene Weise berührt, wie es ihm einst ein weiser Mönch gezeigt hatte, der es ihm vor Jahren vermachte.
Sollte je die Kraft dieser drei Symbole, die des Feuers, der Ewigkeit und des Geistes dir versagen, so siehe der Zukunft mit allem Möglichen ins Auge. Zweifle doch niemals an ihrer Wirkung, denn das wird der Untergang sein, vor dem dich diese drei kleinen Anhänger zu schützen wissen.
Mit diesen Worten hatte ihm der Mönch diese Symbole überreicht. Alles würde Henriece dafür geben, um nur eine Minute lang diesem Mönch gegenüberstehen zu dürfen, dessen Namen er niemals erfahren hatte.
„Ich muss es alleine schaffen!“, holte er sich selbst in die Realität zurück. Ein ungewisser Blick spiegelte sich ihm wider. Entschlossen nahm er den Schlüsselbund, der neben dem Telefon lag. Dabei fiel sein Blick auf das kleine eingerahmte Foto, das ihn, seine Mutter und seinen verstorbenen Vater zeigte.
Mein Junge... , hatte sein Vater einmal zu ihm gesagt, . ..auch ich werde eines Tages nicht mehr sein. Viele Menschen wünschen mir den Tod. Sie wissen nicht, dass sie mein Leben dadurch nur vervollständigen. Wenige Monate darauf wurde er von einer Polizeikugel in einem anderen Land niedergestreckt. Er war nicht der beste Mensch, das wusste Henriece schon von Kindesalter an. Doch es war sein Vater gewesen, der seinen Weg mit dem des Mönchs kreuzte. Ein Mensch, der eine tiefe spirituelle Erfahrung in ihm ausgelöst hatte.
Einen Moment lang betrachtete er seine Mutter. Damals hatte sie noch langes Haar, meistens zu einem langen Zopf zusammen geflochten. Nachdem sie die Todesnachricht erhalten hatte, schnitt sie sich noch in derselben Nacht die Haare kurz.
Du bist das Einzige, das ich noch habe, hatte sie ihm immer wieder gesagt. Und es waren immer ihre letzten Worte gewesen.
„Tut mir leid, mamá“, flüsterte er, als würde seine Mutter direkt vor ihm stehen. „Es muss sein – auch wenn ich nicht wiederkomme.“ Ein tiefer Seufzer drang aus ihm hervor, als er seine Hand auf die Türklinke legte. Im selben Moment klingelte das Telefon. Henriece ignorierte es. Um diese Zeit, es war Mittag, pflegte seine mamá von der Arbeit aus immer anzurufen. Leise drückte er die Tür hinter sich wieder zu.
Die Harbournstreet war wie immer dicht befahren. Nach einigen Anläufen gelang es ihm, seinen Ford in den Verkehr einzureihen. Nach wenigen Metern schon musste er seinen Wagen vor der rot werdenden Ampel stoppen. Weder achtete er auf die Fußgänger, welche die gegenüberliegende Seite zu erreichen trachteten, noch interessierte er sich für die entgegen kommenden Autos.
Am Ende der Straße bog er abermals ab. Eine kleine Seitenstraße, in der sich nur wenige Häuser befanden.
Steel-way 4 war Rons Adresse.
Direkt vor dem Haus hielt er an. Ein paar Mal schon war er bei ihm gewesen, ohne dass jemand aufgemacht hatte. Telefonisch hatte er ebenso wenig Erfolg. Ein letztes Mal wollte Henriece es noch versuchen, bevor er sich auf den Weg nach Harbourn begab.
Von Weitem schon sah er, wie ihn jemand vom Fenster aus beobachtete. Mit gesenktem Kopf drückte er das kleine weiße Gartentürchen auf und schritt, ohne seinen Kopf wesentlich zu erheben, den schmalen Weg auf die Haustür zu. Einige Male musste er die Klingel betätigen, bevor er Geräusche aus dem Inneren des Hauses vernahm. Rons Mutter öffnete ihm. Jetzt erst richtete er seinen Blick nach oben. Sie war völlig in Schwarz gekleidet. Henrieces erster Gedanke galt Ron, als er in ihre verweinten Augen sah.
„Bestimmt möchtest du zu Ronald“, brachte sie nur mühsam über die Lippen , einem Tränenausbruch nahe. „Ronald ist bei seinem Freund Arnold.“
Unmerklich zuckte Henriece zusammen. „Ich, ich kann ihn einfach nicht erreichen“, sprach sie weiter. „Niemand geht dort ans Telefon.“
„Wie – lange schon?“ Henriece musste sich zur Ruhe zwingen.
„Er ist nur eine Nacht hier gewesen.“ Sie wischte sich eine Träne aus den Augen. „Es ist – es ist so furchtbar.“ Ihr fiel es schwer, ruhig zu sein. „Sein Vater“, schluchzend schnäuzte sie in das Taschentuch. „Er hatte
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