Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
könnte ich es geschafft haben.“
„Hm“, brummte Bill wieder. „Du bist der einzige Arzt.“
„Und der Einzige, der nicht verletzt ist. Bis auf Ron, wenn man seine Unterlippe nicht mit einbezieht.“
„Du traust Ron nicht.“
„Du? Traust du ihm?“
„Dafür kenne ich ihn zu wenig.“
„Du kannst auch nicht gehen. Du bist der einzig erfahrene mit Kriminellen.“
Wieder folgte ein „Hm“. „Waffen“, sagte er darauf und wandte sich zu Arnold. „Waffen. Gibt es in diesem Haus Waffen?“
Arnold zog seinen Revolver hervor. „Bis auf diese hier nicht.“
„Und in Harbourn? Es gibt doch einen Laden hier.“
„Bansly‘s Laden“, antwortete Arnold.
Bill schaute wieder auf Chrissie. Gleichmäßige Atemzüge sagten ihm, dass sie schlief.
„Kommt mal mit an den Billardtisch“, forderte er auf. „Wir haben, denke ich, einiges zu bereden.“
Chrissie schlief tief und fest. Bill stellte sich so, dass er sie im Auge behalten konnte.
„Ich möchte mich jetzt nicht wichtig machen“, sprach er mit unterdrückter, aber fester Stimme, „doch will ich von hier so schnell wie möglich wieder weg. Und ich denke, dass jeder von euch dasselbe will.“
Stummes Nicken – auch von Ron, der sich als Letzter dazugesellt hatte – war die Antwort darauf.
„Seid ihr einverstanden, wenn ich ein wenig die Führung übernehme?“, fragte er gerade heraus und sah jeden dabei nacheinander an.
Wieder folgte ein stummes Nicken als Antwort. Helen schaute ihn mit bewundernden Blicken an.
„Dann – bedanke ich mich für das Vertrauen.“ Er sog die Luft tief in sich ein und ließ seinen Blick durch die Runde wandern. „Um mich kurz zu fassen – jeder Einzelne von uns sollte eine bestimmte Aufgabe übernehmen.“ Bill hielt inne, um seinen Worten mehr Wirkung zu verleihen. „Fakt ist, dass wir unseren Gegner nicht kennen“, fuhr er fort. „Uns ist nicht bekannt, mit wie vielen wir es überhaupt zu tun haben. Somit wird unsere erste Aufgabe sein, das heraus zu bekommen. Und das wird die Aufgabe von einem Einzelnen sein. Ein Anderer wird sich auf die Suche nach etwas Fahrbarem begeben. Und dann sollten noch mindestens zwei von uns den Leichnam des Paters in das Leichenhaus schaffen.“
Bill schwieg. Für geraume Zeit war wieder nur das Ticken der Standuhr im Vordergrund. Jeder hegte seinen Gedanken nach.
„Wem soll welche Aufgabe zugeteilt werden?“, fragte Arnold nach geraumer Zeit mit runzliger Stirn.
„Mein – Vorschlag ist folgender“, begann Bill zögernd. „Joseph kümmert sich um das Fahrzeug. Ich übernehme die Aufgabe, den Schlupfwinkel unserer Gegner ausfindig zu machen. Ihr beide“, Bill blickte von Arnold auf Ron, „ihr beide werdet den Pater in das Leichenhaus tragen, vorausgesetzt...“, Bills Blick wanderte wieder auf Arnold, „... du traust es dir mit deiner verletzten Hand zu.“
Arnold sah zu seinem Freund, der ihm aufmunternd zunickte. „Ich denke schon“, meinte er darauf.
„Und ich?“, meldete sich Dolph entrüstet.
„Du hältst hier die Stellung“, gab Bill zur Antwort und nahm seinen Revolver heraus. „Ich habe nur die wenigen Patronen“, sagte er mit nachdenklicher Miene. „Wir gehen gemeinsam!“ Er schaute von Wesley auf Ron und dann auf Arnold. „In Bansly‘s Laden. Danach trennen sich unsere Wege. – Hat jeder von euch eine Uhr?“
Es hatte jeder eine Uhr! Gleichzeitig warfen sie einen Blick darauf.
„Bei mir ist es jetzt genau elf Uhr dreiundvierzig“, sagte Bill die Zeit an. „Spätestens um sechs Uhr heute Abend treffen wir beide uns bei dir an der Praxis. Ron und Arnold begeben sich unverzüglich wieder hier her, nachdem sie den Pater ins Leichenhaus geschafft haben. Seid ihr mit meinem Vorschlag einverstanden?“
Stummes Nicken.
„Chrissie und ich empfangen euch mit einem guten Essen“, meldete sich nun Helen zu Wort. „Es ist doch bestimmt genügend zum Essen da – oder?“
„Der Vorratskeller ist bis oben hin voll“, erwiderte Arnold. „Am besten ihr seht euch hier einfach um, solange wir weg sind.“
„Du kannst dich auf uns verlassen“, kam es anerkennend zurück. „Dürfen wir auch das Bad benützen?“
„Fühlt euch wie zu Hause“, meinte Arnold darauf.
Wenige Minuten später waren sie weg.
Kapitel 4
Jearsy-Street 21, Melbourn.
Unruhig lief Henriece auf und ab, stockte, warf zum x-ten Mal einen Blick in den alten beschlagenen Spiegel, der über der Kommode hing. Falten, viele Falten durchzogen sein Gesicht. Nicht
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