Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Bansly‘s Laden tauchte auf.
Zorn blitzte in seinen Augen, seine faltigen Gesichtszüge wirkten eisern. In der einen Hand hielt er eine Zange, in der anderen Hand seine Schuhe. Behände schlich er sich unbemerkt hinter den Wagen und stellte dort seine Schuhe ab.
Daraufhin legte er sich auf die Straße, streckte die Zange unter das Auto und knipste das Bremsseil ab. Die Bremsbacken lösten sich.
Das Klicken schreckte Dolph auf. Er versuchte aufzuspringen, doch seine verletzte Schulter hinderte ihn daran, es schnell genug zu tun.
Henriece hatte nur den vierten Gang eingelegt. Eine Angewohnheit, die Dolph nun zum Verhängnis werden sollte.
So war es Bansly ein Leichtes, den geringen Widerstand zu überwinden. Der stand nämlich am Heck und drückte mit aller Kraft das Fahrzeug von sich.
Dolphs Hemdkragen verhakte sich an der Stoßstange. Ein Riss von einem leichten Aufprall klemmte den Stoff dazwischen.
Die Räder kamen ins Rollen. Noch konnte er mit der langsamen Geschwindigkeit mithalten, sich mit den Beinen davor retten, unter den Wagen zu gelangen.
Das Eigengewicht des Mustangs brachte die Räder mit jedem halben Meter mehr in Schwung. Dolph konnte sich nicht befreien!
Die Geschwindigkeit nahm zu. Der Berg war zu steil, um diese Masse aufhalten zu können. Henrieces Wagen schob Dolph einfach vor sich her.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es ihm, wenigstens seine Beine zwischen die Vorderräder zu bekommen. Der Wagen vorwärts, Dolph rückwärts auf dem Asphalt schleifend wurde der Ford schneller.
Nach wenigen Metern machte die Straße eine scharfe Linksbiegung. Dolph versuchte, nach vorne zu blicken. Als er die Kurve sah, entfuhr ihm ein Schrei.
Sein Hemd riss. Im letzten Moment konnte er sich an der Stoßstange festklammern. Höllische Schmerzen quälten seine verletzte Schulter. Dolph biss die Zähne zusammen. Würde er jetzt loslassen, wäre er es um ihn geschehen! Unaufhaltsam hätten ihn die Hinterräder überrollt. Ließe er jedoch nicht los, würde er Sekunden später mit dem Kopf voran die Böschung hinab auf das Nachbarhaus des Schuhmachers zurasen.
Zwei Meter, ein Meter. „Jetzt!“
Dolph löste seinen Griff in dem Moment, als der Wagen die Böschung erreicht hatte. Eines der Hinterräder bekam sein Bein zu fassen. Ruckartig wurde er beiseite gerissen. Das andere Rad erwischte seinen Arm. Dolph hörte das Knacken und Reißen seiner Knochen. Das Auto schoss über ihn hinweg direkt auf die Hauswand zu, an die es mit voller Wucht dagegen prallte. Das einzige Geräusch in Harbourn: Der laute Knall brach sich wieder und wieder in den Wäldern.
Regungslos kam er, auf dem Rücken, unterhalb der Böschung zu liegen. Bansly hatte sich zwischenzeitlich in aller Ruhe seine Schuhe angezogen. Dolphs Revolver lag auf halben Weg zwischen ihm und dem Auto am Straßenrand. Gemächlich steckte er ihn ein und richtete seine Aufmerksamkeit auf den Kirchturm, bevor er sich in eine Seitengasse entfernte.
Der Landstreicher stand auf dem Turm. Gehässig lachte er vor sich hin, als er Wesley und Henriece dabei zusah, wie sie aus dem Hotel stürmten und den Weg zurückrannten. Er konnte aber auch Bill und Arnold beobachten, die aus dem Pfarrhaus gestürmt kamen.
„Was war das?“ Bill und Arnold sahen sich an. Der laute Knall hallte in den Wäldern immer noch nach.
„Arnold“, sprach Bill ihn mit fester Stimme an. „Bleib du hier und halte Stellung. Ich sehe nach, was das war.“
„Soll nicht lieber ich –?“
„Spätestens in zwanzig Minuten bin ich wieder zurück“, fiel Bill ihm ins Wort. „Sollte sich jemand dem Haus nähern, dann tu, was du für richtig hältst.“
Über Arnolds Mundwinkel flog ein Lächeln. „Wenn das so ist...“ Anerkennend klopfte Bill ihm auf die Schulter und machte sich auf den Weg.
Eindeutig war es nicht, woher der laute Knall stammte. Daher schlug er einfach die Richtung des Parks ein. Ob er nun gesehen werden konnte oder nicht, war ihm gleichgültig. Im Laufschritt eilte er über die Rasenfläche dem Hotel entgegen; gerade noch konnte er sehen, wie jemand den Hillway hinaufrannte.
Bill schlug ebenfalls diese Richtung ein. Kurz darauf erkannte er Doc Wesley, der einer ihm unbekannten Person hinterher eilte. Bills Schritte griffen weiter aus. Ihr Abstand verringerte sich. Wesley drehte sich um, als er Geräusche hinter sich vernahm. Abrupt blieb er stehen, als er Bill erkannte.
„Was war das?“, fragte er außer Atem, nachdem er ihn erreicht hatte.
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