Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Henriece verschwand gerade hinter der nächsten Kurve.
„Gott sei Dank“, keuchte Wesley. „Wir waren dabei, euch zu suchen.“
„Wer ist wir?“ Bill blickte die Straße hinauf.
„Später, Bill“, wehrte Wesley ab. „Lass uns erst nachsehen, was geschehen ist.“
Bill nickte. Gleichzeitig rannten sie weiter.
Indessen hatte Henriece den Unglücksort erreicht. Sein Wagen interessierte ihn nicht im Geringsten.
Als hätte er es schon viele Male getan, prüfte er mit Zeige- und Mittelfinger Dolphs Halsschlagader.
„Er lebt“, atmete er auf. Vorsichtig versuchte er, ihn zu bewegen. Ein leises Stöhnen drang aus Dolph hervor.
Wesley traf es wie ein Fausthieb, als er den zerschellten Wagen erblickte. Ihm war die Wut und Verzweiflung anzusehen.
„Er lebt noch“, lenkte Henriece ihre Aufmerksamkeit auf sich.
Mit einem Ruck riss Wesley Dolphs Hemd auf. Die Wunde blutete unaufhörlich. Niedergeschlagen warf er einen Blick auf Bill, der den Wagen etwas genauer betrachtete. Bill brauchte nicht lange, um herauszufinden, was geschehen war.
„Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen“, rief Wesley ihm mit zitternder Stimme zu, „aber ich glaube nicht, dass er innere Verletzungen hat. Vermutlich ist sein Arm gebrochen. Das Bein ist ein wenig gequetscht. Die Wunde werde ich nähen müssen.“
„Ist er transportfähig?“ Bill kam auf sie zugeschritten.
„Ich muss in der Praxis eine Tragbahre holen.“
„Ich hole sie. Sag mir nur, wo sie ist.“
„Leicht zu finden.“ Wesley gab ihm seinen Schlüssel. „Das Zimmer, in dem wir waren. Dort im Schrank im untersten Fach. Sie ist in drei Teile zerlegt, das Spanntuch ist am Stück zusammengefaltet.“
Bill warf einen Blick auf seine Uhr.
„Zu Wesleys Praxis sind es zwei Minuten“, sprach er mit sich. „Weitere zwei Minuten für das Beschaffen der Bahre und zwei Minuten zurück. Vier zu Arnold – das reicht gerade noch.“
Ohne noch etwas zu sagen, ging er geradewegs Richtung Wesleys Praxis. Dieselbe Richtung, in die auch Bansly verschwunden war.
Und Bansly beobachtete ihn! Unbemerkt nahm der alte Mann die Verfolgung auf.
Heimliche Blicke wurden aus den Häusern geworfen. Verängstigte Blicke, besorgte Blicke. Aus welchem Grund auch immer, es traute sich niemand aus dem Haus.
Bill entging das nicht! In seiner bisherigen Laufbahn war ihm das noch nicht vorgekommen. Überhaupt konnte er sich nicht an einen vergleichbaren Fall in der Kriminologie erinnern.
„Sie haben Angst“, sagte er zu sich. „Aber vor was? Verdammt noch mal, vor was oder vor wem haben sie solch eine Angst?“
Als Bill sich der Praxis näherte, verbarg Bansly sich hinter einem Baum. Nachdem er die Eingangstür hinter sich zugezogen hatte, trat Bansly hervor und schritt gemächlich auf die Haustür zu. Dicht neben ihr stellte er sich mit dem Rücken an die Wand, sodass er nicht gleich gesehen werden konnte.
Keine zwei Minuten später öffnete Bill die Tür und er wollte ins Freie treten. Bansly presste ihm brutal den Revolverlauf gegen die Brust.
„Zurück!“, befahl Bansly.
Bill zögerte nicht lange. Rückwärts ließ er sich von Bansly ins Innere drängen. Gefasst wartete er, was nun geschehen werde. Bansly ging Bill gerade bis an die Schulter. Jede Falte, jede Furche in Bansly‘s Gesicht schien wie versteinert. Hass spiegelte sich in den geschlitzten Augen.
„Du bist in mein Haus eingedrungen“, zischte Bansly ihn an. „Du hattest nicht das Recht, in mein Haus einzudringen.“
„Sie sind Charles Bansly?“, fragte Bill trocken.
„Halts Maul!“, herrschte Bansly zurück. „Ich rede, du hörst zu! “
Bill versuchte, sich ruhig zu verhalten. Nicht das erste Mal befand er sich in einer derart brenzligen Situation.
„Mein Eigentum hast du gestohlen“, fuhr Bansly fort. „Dafür werden du und deine Freunde bezahlen. Ihr hattet nicht das Recht, mein Eigentum zu stehlen.“
„Wir hätten ja bezahlt“, entgegnete Bill gelassen, „aber –“
„Du sollst dein verdammtes Maul halten!“ Wütend drückte er Bill den Lauf unter den Kehlkopf.
Immer noch hielt Bill die Tragbahre in der Hand. Bansly musterte sie kurz.
„Dein Freund wird sie nicht mehr brauchen“, sagte er boshaft. „Alle werdet ihr verrecken. Jeder Einzelne von euch. Jedem droht sein eigener Tod. Verstehst du? Jeder von euch wird hingerichtet. Die Stunde, in der ihr sterben werdet, steht schon fest. Hast du das kapiert?“ Der Druck des Laufes wurde etwas stärker.
Bill sagte nichts.
„Du
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