Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
niemandem Notiz nahm. Nur seine verletzte Hand, die rieb er sich sehr vorsichtig.
Mit einem Male verstummten die Hammerschläge und nur noch das Ticken der Standuhr war zu vernehmen.
Plötzlich riss Arnold den Kopf hoch und drehte sich zu ihnen. Henriece lenkte seinen Blick auf ihn.
„Du wusstest es“, sprach Henriece ihn unvermittelt an.
Obwohl Arnold sich gut zu verstellen wusste, erkannte er das leichte Zusammenzucken in dessen Augen.
„Wovon redest du?“, kam es ohne jegliche Gefühlsregung zurück.
„Du weißt genau, wovon ich rede“, erwiderte Henriece in scharfem Ton. „Vielleicht ist dir einiges nur nicht bewusst gewesen, aber dass du von nichts eine Ahnung gehabt hast, das nehme ich dir nicht ab.“
Arnolds Blick wanderte zwischen ihm und Chrissie hin und her.
„Ich wollte doch nur herausfinden, ob es wahr ist“, lispelte er unerwartet kleinlaut. „Ich dachte wirklich, dass sie nur Spaß machen.“
„Wen meinst du mit SIE?“, hakte Henriece sofort ein. Er spürte, dass Arnold Angst hatte.
„Ich glaubte es einfach nicht“, wiederholte sich Arnold, als hätte er die Frage nicht gehört. „Ich wollte es wissen, ich wollte wissen, ob es wahr ist.“ Mit der verletzten Hand fuhr er über sein Gesicht, das bleich und eingefallen wirkte.
Henriece konnte sich gut erinnern. Ja! Es war Arnold. Arnold war es gewesen, der dieses Thema angeschnitten hatte. Arnold war es auch gewesen, der ihn so lange gereizt hatte, bis er es ihm beweisen wollte. Von Anfang an war es Arnold, der die Dinge, wenn auch vielleicht unbewusst, in die Wege leitete, aber als er die Gefahr dann erkannte, war es längst schon zu spät.
„Wie lange schon?“, wollte Henriece nur noch wissen. Arnold machte einen Schritt nach vorn. Seine Hände zitterten. Alles an ihm begann zu zittern. Krampfhaft versuchte er ruhig zu bleiben, sich mit beiden Händen an einem der Partytische festzuhalten. Helen ließ ihn nicht aus den Augen. Ihre Hand lag an ihrem Revolver, den sie verborgen hielt.
Hammerschläge vermischten sich wieder mit dem Ticken der Standuhr. Arnold stand so, dass er in seinem Blickwinkel den Eingang sehen konnte. Plötzlich war sein Gesichtsausdruck wie erstarrt. Weder Helen noch Henriece sahen, was auch Chrissie erschreckte.
„Nein“, kam es fast lautlos über Arnolds Lippen. Er wankte, wollte zurückweichen. Zu spät. Zu spät erkannte auch Henriece die Gefahr. Jäh fuhr er herum, als sich ein lautes Geräusch näherte. Im selben Moment sah er Bansly direkt auf Arnold zuspringen. Noch bevor Arnold reagieren konnte, bohrte sich ein spitziger Gegenstand in dessen Kehle.
Chrissie schrie. Sie schrie, als sie sah, wie sich ein Stilett in Arnolds Hals bohrte, noch ehe Helen ihren Revolver auf Bansly richten konnte. Mehrmals hintereinander rammte er die Klinge zentimetertief in Arnolds Hals. Geschickt drehte sich Bansly dabei so, dass er den regungslosen Arnold wie ein Schutzschild vor sich halten konnte. Sein Blick fixierte Helen, die mit ihrem Revolver seinen Kopf anvisierte.
„Verräter“, hörten sie ihn zischen. „Hier habt ihr ihn“, rief er darauf aus und stieß mit voller Wucht Arnolds blutenden Körper von sich direkt auf Helen zu und wollte die Flucht ergreifen.
Ein Schuss krachte. Helen war eine ausgezeichnete Schützin. Getroffen wurde Charles Bansly zurückgeworfen. Ein zweiter Schuss traf ihn in den Bauch. Mit aufgerissenen Augen starrte er sie an.
„Du gottverdammte Hure“, röchelte er. „Alle wird er euch holen. Alle –“, der dritte Schuss traf ihn mitten in die Stirn und warf seinen Körper wuchtig zurück. Vor Bills und Wesleys Füßen kam er zu liegen.
Wütend starrte Bill auf Arnold, der blutüberströmt vor den Füßen seiner Frau lag. Henriece beugte sich soeben über ihn. Der Blutverlust war zu groß. Mit flackernden Augen sah er Henriece an.
„Du – du hast – recht“, stammelte er kaum hörbar. Ein Zucken durchfuhr seinen Körper – Arnold starb mit einer Träne in den Augen.
Henriece knöpfte sein Hemd auf.
Arnold hatte dasselbe Zeichen unter der Brust wie sein Vater. Das Zeichen war lange schon vernarbt.
„Also doch“, hörte er Bill hinter sich flüstern. „Dieses ganze Dorf ist gottverdammt!“ Mit geschlitzten Augen wandte er sich Wesley zu, der Banslys Brust ebenfalls entblößt hatte.
„Bei ihm auch“, sagte Doc Wesley mit gepresster Stimme. „Was geht hier vor?“ Fragend schaute er auf Bill, der regungslos auf ihn niederstarrte.
Henriece sah es an der
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