Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
verwundert an. „Wann kann ich mit diesen Aufschrieben denn rechnen?“
„Sie und ich sollten noch diese Woche in den Vatikan“, antwortete de Lantos. „Glauben Sie mir, Kommissar Tanner, das Wesen Theodor ist eine Gefahr für die gesamte Menschheit. Sie dürfen das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“
„War das der Grund, warum Sie gestern in mein Anwesen eindringen wollten?“ Bills Gesichtsausdruck wirkte todernst. De Lantos zuckte zusammen.
„Ja“, gestand er kleinlaut.
„Warum haben Sie nicht geklingelt? Ich hätte Sie zu einer Tasse Tee eingeladen.“
„Kommissar“, erwiderte de Lantos, „noch habe ich nicht das Gefühl, dass Sie sich dem Ernst der Lage bewusst sind. Wenn es diesem Theodor gelingt, sich zu reinkarnieren, wird Chaos ausbrechen. Die gesamte Weltordnung steht auf dem Spiel, sollte ihm sein Vorhaben gelingen.“
„Was wollten Sie denn bei mir? Ich habe diesen Theodor nicht bei mir versteckt.“
„Das Mädchen“, erwiderte de Lantos. „Ich glaube Ihnen in diesem Punkt nicht. Sie nehmen es in Schutz – was ich ja auch verstehe. Das Mädchen – es wird diesen Theodor zur Welt bringen wollen. Sie – suchte ich.“
De Lantos Stirn war klitschnass geschwitzt, seine Hände zitterten vor Aufregung. „Theodor kontrolliert, und ich vermute, dass auch Sie sich unter seiner Kontrolle befinden.“
Lange Zeit sagte Bill nichts. Während dieser Schweigephase kam Lindsay mit den beiden Gardisten zurück. Justus und Herakles blickten beschämt auf die Erde. Lindsay schloss hinter sich wieder die Tür und lehnte sich entspannt und gespannt mit verschränkten Armen dagegen.
De Lantos stellte sich vor den beiden Gardisten und legte ihnen seine Hand auf die Schulter. „Ich habe euch in diese Lage gebracht“, sagte er ruhig. „Ihr habt keine Schuld, diese werde ich auf mich nehmen.“
Justus und Herakles sahen ihn an. „Nichts, Eminenz“, sagte Justus. „Wir haben nichts.“
„Unser Informationsnetz ist weltweit“, erwiderte de Lantos leise. „Wir werden sie und den Spanier finden und mit ihnen auch das Buch.“
Bill horchte auf.
„Henriece?“ Beinah zu laut entfuhr ihm der Name. Bisher war ja Bill der Annahme gewesen, Henriece befände sich in der Gefangenschaft des Vatikans.
„Annemarie Jost und Henriece Sancés aus Melbourn“, sagte de Lantos zu Bill gewandt. „Sie wissen doch, dass diese beiden Personen schreckliche Morde begangen haben? Oder habe ich Ihnen das bisher verschwiegen?“ Unter Schmerzen legte sich die Stirn des Kardinals in Falten.
„Nein“, erwiderte Bill, „von Morden erwähnten Sie nichts.“
„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass wir ausgiebig miteinander reden“, sagte der Kardinal darauf. „Vielleicht verstehen Sie dann, was ich schon seit meiner Anwesenheit versuche, Ihnen nahe zu legen.“
Bill schwieg.
Der Kardinal atmete hörbar tief durch. „Was können Sie für Feltweibel Justus und Wachtmeister Herakles tun?“ Einen erwartungsvollen Blick warf er auf Bill, der sich stillschweigend mit Lindsay austauschte. Nach geraumer Zeit sagte er dann:
„Sie können gehen.“
Justus und Herakles war die Erleichterung anzusehen, über de Lantos flog ein Lächeln, das ihm allerdings auch Schmerzen verursachte.
Lindsay begleitete die beiden Gardisten nach draußen. Die folgenden zwei Stunden verbrachte Bill mit de Lantos allein in seinem Büro. Das Ergebnis war eine offene Kommunikation, die de Lantos geschickt zu führen und Bill gezielt einzusetzen wusste. Zum Schluss war Bill über sämtliche Vorfälle informiert; er war nun in der Lage, sich ein umfassendes Bild von der Situation machen zu können. Im Stillen nahm er sich vor, das apokalyptische Vorspiel von allen Seiten aus zu beleuchten und alles daran zu setzen, dass Chrissie schnellstmöglich das Land verlassen kann. De Lantos hatte des Öfteren nachgehakt und versucht, Bill durch geschickte Fragestellung in eine Falle zu locken. Bill kannte diese Tricks nur zu genüge und es gelang ihm, Chrissies vorgetäuschte Abtreibung und Abreise aufrecht zu erhalten. De Lantos jedoch hielt an seinem Misstrauen fest.
*
D ave Lindsay, ein Spürhund, ausgestattet mit dem siebten Sinn und einem Feingefühl für Kriminelles, freute sich auf jeden neuen Fall, der ihm anvertraut wurde. Bill wusste seine Fähigkeiten sehr gut einzusetzen und er wusste auch um seine Loyalität, die Lindsay zu seinem Stellvertreter machte. Lindsay war nicht verheiratet, hatte keine Freundin und liebte seinen Job wie
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