Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
einhundertachtzig Staaten in den Präsidien aushängen würde. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wäre er sehr schnell in Gewahrsam. Jedoch, kann er ein Alibi zu dieser fiktiven Tatzeit vorweisen, ist er wieder auf freiem Fuß und wir hätten ein Problem, das ich nicht haben möchte. Mit Interpol ist nicht zu spaßen. – Wir sollten mit der ermittelnden Stelle von Marseille Kontakt aufnehmen und über sie eine Fahndung erwirken.“
„Das wäre die feinere Variante“, nickte Lindsay. „Ich werde das sofort übernehmen, wenn du damit einverstanden bist.“
„Je schneller, desto besser.“
9
C hrissie und Helen saßen sich, wie immer am Abend nach dem Abendessen, in der Bibliothek bei einer Tasse Tee gegenüber.
Es war Mitte Januar 1965. Weder von Henriece noch von Annemarie gab es bisher irgendwelche Zeichen.
„Wann gehst du?“, fragte Helen traurig und gab ihr den Brief zurück, den Chrissie ihr gegeben hatte.
„Ich freue mich“, erwiderte Chrissie. „Kardinal de Lantos befindet sich ja mit Bill in Rom. Ich spüre keine Gefahr.“
„Die Zeit wäre günstig.“
„Ohne mich von Bill zu verabschieden?“ Chrissie sah Helen erstaunt an.
„Weißt du, Chrissie“, sprach Helen langsam. „Es wird sich alles ändern. Wir wissen um das Kind Bescheid, wir wissen um die Geheimnisse die, wenn bestimmte Menschen davon erfahren, uns in Lebensgefahr bringen werden.“
„Ja, ich weiß das sehr genau.“ Sie fasste sich mit beiden Händen sanft auf ihren Bauch. „Theodor, ich liebe ihn so sehr und ich bin stolz darauf, die Mutter dieses wunderbaren Wesens sein zu dürfen. Alles werde ich tun, um sein Leben zu schützen.“
Helen beugte sich vor und erfasste ihre Hände. „Dein Tagebuch“, flüsterte sie. „Darf ich es, bevor du gehst, noch einmal lesen?“
Chrissie schaute ihr lange Zeit in die Augen. Vieles war bis zu diesem Zeitpunkt in Theodors vergangenen Leben geschehen. Die wahre Geschichte stand in ihren Tagebüchern und bot Einblick in ein System, das so klar und nachvollziehbar erkennen ließ, wie die Menschheit von dominierenden Charakteren manipuliert und ausgebeutet wird. Mit raffinierten Methoden wurde sie in eine nicht enden wollende Tiefe regelrecht hineingestoßen und von der eigentlichen Lebensquelle, der speisenden Kraft, immer weiter entfernt. Sie erfuhr von gesellschaftlichen Systemen der Abhängigkeit und davon, wie es dem Einzelnen geradezu unmöglich gemacht wird, aus diesen Abhängigkeiten zu gelangen. Geld, Macht, Reichtum – die Tagebücher enthielten so viel Explosionsstoff, dass sie, wenn in falsche Hände geraten, politische und wirtschaftliche Krisen auslösen könnten. Die Informationen darin belegten Intrigen, Morde, Lügen und Machenschaften.
„Ja“, sagte sie nach einer langen schweigsamen Weile.
„Möchtest du wirklich warten, bis Bill wieder zurück ist?“, fragte Helen besorgt. „Es ist so wichtig, dass du in Sicherheit bist und niemand erfährt, wo du untergekommen bist. Dieser Kardinal hat es Bill damals nicht abgenommen, dass du das Kind hast abtreiben lassen und du fort gegangen bist.“
„Du hast schon recht“, stimmte Chrissie zu. „Ich werde Klara schreiben, dass ich sofort kommen werde und sie bitten, mich am Flugplatz abholen zu lassen.“ Chrissie stand auf und warf einen Blick aus dem Fenster. Es schneite ein wenig.
„Ich werde es dir holen“, sagte sie und ging. Helen stellte sich an das Fenster und betrachtete sich in Gedanken versunken die Schneeflocken, die spielerisch vor dem Fenster tanzten.
Vier voll beschriebene Hefte hatte Chrissie in der Hand, als sie zurückkam. Mit Datum versehen hatte sie jedem Heft den Titel Theodor gegeben. Darunter standen die Jahreszahlen, in denen die Handlungen spielten. Helen war sehr erstaunt, als sie die Niederschriften auf den Tisch legte.
„Ich wünschte mir, dass Annemarie sie ebenfalls lesen könnte“, sagte sie und setzte sich wieder in den Sessel. „So gerne würde ich sie noch einmal sehen, bevor ich gehe.“
„Annie“, erwiderte Helen und setzte sich ihr gegenüber. „Bill hat vor ihr den größten Respekt bekommen und das hat einiges zu bedeuten.“
„Annie“, wiederholte Chrissie. „Wo sie jetzt wohl ist? Und Henriece. Sie weiß ja gar nicht, dass er fliehen konnte. Wo er sich wohl gerade befindet?“
„Dieselben Fragen stelle ich mir jeden Tag. Und ich frage mich, wo dieser Frank Garden sich gerade aufhält. Bill vermutet ja, dass das Opfer vom Petersplatz und der Mord in
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