Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
es?“, vernahm er Judys verängstigte Stimme.
„Ich bin es“, zeigte Henriece sich erkenntlich. Kurz darauf tauchte sie im Kerzenschein auf; sie hatte sich mittlerweile angezogen.
„Ich hatte Angst um dich“, sprach sie ihn an. „Schreckliche Angst. Was war das für ein – Mensch?“
„Ich weiß es noch nicht“, erwiderte er. „Ich habe Vermutungen, aber ich weiß es noch nicht.“ Von seinem Traum wollte er nichts erzählen.
In dieser Nacht noch an Schlafen zu denken, war aussichtslos. Der Schmerz machte Judy fast wahnsinnig, Henriece lief pausenlos hin und her, während sie sich am Kaminofen zu wärmen versuchte.
„Theodor will mich töten lassen“, sprach er mehr zu sich, doch so, dass Judy es hören konnte. „So oft schon hatte er die Möglichkeit gehabt. Jetzt, hier an diesem Ort, an dem ich das erste Mal in diese Welt hineingeboren wurde, will er meinen Tod.“
„Wer war es denn?“
Henriece blieb stehen. „Theodor beherrscht sie – alle!“ Mit verengten Augenbrauen sah er Judy sehr lange an, drehte sich plötzlich um und verließ den Raum, um nach wenigen Minuten mit mehreren Schriftrollen in der Hand wiederzukommen.
„Sie sind hier?“, konnte sie sich nicht beherrschen, als sie die Rollen sah.
„Der einzige Ort, an dem sie sicher sind“, antwortete Henriece. „Diese Schriften beschreiben die Zukunft. Sie entstanden in der Vergangenheit und bestimmen nun unsere Gegenwart. Sie wurden von Theodor verfasst. Sein Wille war, mich für sich zu gewinnen um sein furchtbares Werk vollenden zu können. Dass ich mich seinem Willen widersetzen kann, beweist, dass nichts vorherbestimmbar ist.“
„Du bist stark“, sagte Judy darauf. „Nicht alle Menschen sind so wie du.“
„Ich habe erst in den letzten Monaten gelernt, Judy. Es gab Menschen, die mich beschützten ohne dass ich wusste, wer oder was ich wirklich bin. So gibt es unzählige Menschen, die nicht wissen wer oder was sie sind. Doch erfahren sie es, können sie dann damit umgehen? Können sie dann akzeptieren, dass sie für ganz anderes auf der Erde sind?“ Er setzte sich Judy gegenüber an den Tisch. „Sieh mich an, Judy. Ich bin jung und sehe aus wie ein alter schrumpeliger Greis. Würde ich mich seinem Willen fügen, würde ich mich ihm unterwerfen, wäre ich sehr mächtig. Aber ich will nicht, Judy. Es gibt noch etwas in mir, das mich bestimmt. Etwas, das liebevoll mit Reinheit und Wahrheit in mir wirkt. Es verhindert die Zuneigung zu Theodor. Ich bin innerlich gespalten, Judy. Wie viele Menschen sind innerlich gespalten? Wer kann unterscheiden zwischen Wahrheit und Trug?“
„So wie die alte Dame?“, fragte Judy. „Annemarie war doch ihr Name.“
„Annemarie wurde geblendet. Von ihm geblendet.“ Henriece zeigte auf die Schriftrollen, die er langsam auseinanderbreitete. Geschrieben in einer fremdartigen Sprache mit seltsamen Hieroglyphen war Henriece dieses Schriftbild sehr vertraut. Judy musterte die Zeichen.
„Seltsam“, sagte sie und fuhr vorsichtig mit dem Finger über das Pergament. „Diese Situation kommt mir sehr vertraut vor. Als hätte ich diesen Moment schon einmal erlebt.“
„Du warst seine Tochter“, bemerkte er darauf. „Diese Schriften sind über vierhundert Jahre alt. Sie beschreiben den Lauf der Geschichte. Sie beschreiben die Beziehungen der Religionen und die Methoden der Manipulationen. Sie schildern eine Welt, welche die unsere beeinflusst. Eine Welt, in welcher Theodor momentan wirkt und aus der er seine Wiedergeburt vorbereitet hat. Eine Welt, die von den Religionsvätern beherrscht wird. Sie schildern im Detail, wie die Menschen manipuliert und irregeführt werden und sie zeigen die Machtinstrumente auf. Sie prophezeien Ereignisse wirtschaftlicher und politischer Natur. Ereignisse, die eingetreten sind, Judy. Die Kriege, die wirtschaftliche Krisen, die politische Veränderungen – es sind alles Folgen, die aus dieser beschriebenen Welt heraus vorbereitet werden. Sie schildern einen Zustand des Wachstums und des Untergangs. Sie deuten auf einen weltweiten wirtschaftlichen Zusammenbruch hin, der nach der Jahrtausendwende beginnen wird. Zu diesem Zeitpunkt wäre Theodor sechsunddreißig Jahre. Sie schildern, wie die Glaubensimperien zusammenbrechen werden und wie sich Theodor an die Spitze setzen wird, um zu herrschen. Sein Plan ist die Weltherrschaft und endgültige Unterjochung.“ Henriece atmete tief durch. „Ich wünschte mir, Annemarie hätte Recht.“ Er breitete eine weitere
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