Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
roten Kapuze, die bis auf zwei Sichtlöcher das gesamte Gesicht verdeckte, tritt aus dem Nebenraum hervor.
Die Arme vor der Brust verschränkt bewegt sie sich langsam auf die Stirnseite des Altares zu. Die Köpfe der Schwarzkutten drehen sich. Insgesamt sind sie nun elf an der Zahl. Je fünf links und rechts des Altares und nun der vermeintliche Anführer an der Stirnseite. Geraume Zeit verstreicht. Langsam bewegen sich die Arme des Anführers auseinander, sein Haupt richtete sich empor. Plötzlich beginnen die Kerzen zu flackern, kalter Wind weht durch den Saal und lässt die Kutten hin und her fächeln. Abrupt hält der Wind inne.
„Herr“, spricht eine verstellte Stimme unter der roten Kapuze. „Ich spüre deine Nähe. Ich fühle deine Macht. Gib uns ein Zeichen.“
Jäh weht der Wind und lässt die Kerzen aufflammen. Wild tanzen die Schatten umher und beginnen sich langsam zu formieren. Sie beginnen sich zu einem Schattengebilde zu vereinen und nehmen die Gestalt eines übergroßen Mannes an, die sich am Kirchengemäuer abzeichnet. Die Köpfe drehen sich nach dem Gebilde, das auf sie herabzublicken scheint. Die anführende Person wendet sich dem Schatten zu und verneigt sich. „Wir erwarten deine Niederkunft, Herr“, spricht sie langsam. „Wir wissen um deinen Sohn.“
Für einen Moment bewegt sich der Schatten auf und ab.
„Gib uns Anweisungen, Herr. Zeig uns deinen Befehl.“
Langsam beginnt sich der Schatten zu verändern und er formt sich zu Buchstaben.
Ephrath
„Ephrath ist der Spanier Henriece Sancés“, spricht der Anführer. „Er ist hier in Harbourn.“
Tötet ihn!
In sekundenschnelle werden die Buchstaben gebildet, um genauso schnell wieder zu verschwinden. Der Luftzug legt sich, die Flammen der Kerzen beruhigen sich wieder. Die Person mit der roten Kapuze wendet sich den Anwesenden zu und hält plötzlich einen Dolch in der Hand, den sie auf den Altar legt. Langsam wandert der Blick durch die zwei runden Löcher hindurch von einem zum anderen.
„Du“, spricht die verstellte Stimme in festem Tonfall und zeigt auf einen der Anwesenden. „Achtundvierzig Stunden hast du Zeit. Töte Henriece!“
Die Schwarzkutte tritt hervor und nimmt den Dolch zu sich. „Ich empfinde es als eine Ehre, Ihm zu dienen“, spricht es mit ebenso verstellter Stimme. Die Person wendet sich ab und verschwindet langsamen Schrittes Richtung Ausgang.
Henriece schreckte auf. Der Traum war so real, als wäre er selbst mit dabei gewesen.
Judys Atemzüge gingen gleichmäßig, sie schien tief und fest zu schlafen. Unruhig sah er hin und her. Der Mond leuchtete durch das Fenster, das nur mittels eines dünnen Vorhanges verdeckt wurde.
Vorsichtig stieg er aus dem Bett und schlich sich zum Fenster. Der Himmel war sternenklar, der helle Schein des Mondes glitzerte im Schnee. So märchenhaft, wie dieser Anblick sich ihm bot, so trügerisch war er. Lange Zeit musterte er den Kastanienbaum, der seinen nächtlichen Schatten weit über den Hof warf.
„Ich weiß, dass du da bist“, flüsterte er in sich hinein. Langsam wandte er sich wieder dem Bett zu, im selben Moment zuckte Judy mehrmals im Schlaf zusammen. Ihr Atem ging nun schnell, ihre Hände krallten sich in die Bettdecke.
„Nein“, entfuhr es ihr. „Tu es nicht, tu es nicht, bitte, bitte… Frank, bitte tu es nicht, Frank.“
Henriece horchte auf. Lautlos begab er sich an das Bett und musterte Judy, die sich von der einen Seite auf die andere drehte.
„Frank, Karl, warum? Warum lasst ihr mich nicht ...“ Schlagartig verstummte sie wieder, gleichmäßig ging ihr Atemzug. Henriece schlich sich aus dem Zimmer und begab sich in die Stube. Das Kaminfeuer war längst ausgegangen, nur noch eine sengende Glut strahlte ein wenig Wärme aus. Nachdem Henriece mehrere Holzscheitel eingeworfen hatte, begab er sich ans Fenster, das ebenfalls durch einen dünnen Vorhang verdeckt wurde.
„Judy“, sprach er zu sich. „Wer bist du wirklich?“ Nun waren es seine Hände, die sich verkrampften. Gedankenversunken ließ er seinen Blick aus dem Fenster schweifen, das Knistern des Feuers übertönte die leisen Schritte Judys, die den Raum betrat. Ihr Blick wirkte verstört, ihr Nachthemd war sichtlich nass geschwitzt.
„Henriece“, sprach sie ihn leise an. Unmerklich zuckte er zusammen und drehte sich um.
„Henriece“, wiederholte sie sich und sah ihm direkt ins Gesicht. „Etwas Furchtbares wird passieren.“
„Judy“, erwiderte er. „Wer sind Sie?“ Sein
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