Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
kein solches Erlebnis mehr gehabt, dafür nun aber um vieles intensiver.
„Annie“, flüsterte sie. „Wenn du nur wüsstest, dass ich dich hören kann.“ Sanft strich sie ihren Bauch, der schon einen beachtlichen Umfang erreicht hatte. „Theodor“, sprach sie leise in sich hinein. „Ich weiß, dass du mir dadurch etwas mitteilen willst. Ich verstehe auch den Inhalt. Aber warum kann ich diese Stimmen hören? Warum nur? Was hat das zu bedeuten, dass ich die Stimmen weit entfernter Menschen hören kann?“ Ihr Blick lag auf ihrem dicken Bauch, den sie sanft massierte, als würde sie eine Antwort erwarten.
Schritte näherten sich. Vorsichtig wandte Chrissie sich um und blickte in das lächelnde Gesicht von Klara. Sie waren an diesem Ort verabredet.
„Ich konnte nicht früher“, entschuldigte sich Klara und setzte sich neben sie. „Meine Mutter hat mich aufgehalten.“
„Etwas nicht in Ordnung?“, fragte Chrissie nur.
„Sie hat mich mal wieder über Großpapa ausgefragt“, antwortete Klara nachdenklich. „Und sie wollte schon wieder wissen, ob ich seine Tagebücher kenne.“
„Und, was hast du gesagt?“
„Ich bin ihr ausgewichen.“ Vorsichtig legte Klara eine Hand auf ihren fußballgroßen Bauch. „Ich kann es irgendwie nicht fassen“, flüsterte sie. „Seitdem wir Großpapas Tagebuch entschlüsselt haben, empfinde ich eine starke Verbindung zu ihm.“
„Deine Mutter beginnt zu hinterfragen“, sagte Chrissie darauf, wobei sie Klara mit prüfenden Blicken betrachtete. „Ich habe gestern ein Gespräch zwischen ihr und deinem Vater mitbekommen. Sie hat Angst. Sie wird versuchen, eine Antwort für den Tod deines Onkels zu finden und sie wird versuchen, sein Tagebuch zu verstehen.“ Chrissie griff in die Tasche, die sie neben sich stehen hatte, nahm ein Heft daraus hervor, schlug es auf und begann zu lesen:
„Es herrscht seit Jahrtausenden ein erbitterter Kampf um die Herrschaft der geistigen Welt und eine Endzeit naht, in welcher die Kontrahenten sich gegenseitig vernichten werden und zwei Drittel der Menschheit mit in den Tod gerissen wird. Manipulationen, Intrigen, Machtstreben, Unterjochung, Irrlenken; ein Mensch wird geboren werden um jenen den Spiegel vorhalten zu wollen, die versuchen, die Herrschaft an sich zu reißen. Der Geist dieses Menschen wird Angst und Schrecken auslösen und es wird versucht werden, das Kind, in das er geboren wird, zu finden um es zu töten. Seit fast zweitausend Jahren ist dieses Ereignis bekannt. Die Zeit der Reinkarnation wird eine Zeit des Prüfens und eine Zeit des Hoffens und es wird Menschen geben, die das Kind beschützen. Freunde werden sich als Feinde entblößen, Feinde werden zu Freunde werden.“
„Mich fröstelt“, sagte Klara. „Mein Onkel hat diesen Text verschlüsselt und ich kann mir immer noch nicht erklären, wie wir ihn entschlüsseln konnten.“
„Weil dein Onkel dich eingeweiht hat, Klara“, erwiderte Chrissie. „Nur weil er mit dir so viel gesprochen hat und du dich daran erinnern kannst, war es dir möglich, ihn zu entschlüsseln.“
„Wenn meine Mama wüsste, dass ich die Tagebücher kenne, sie würde mich solange bearbeiten, bis ich ihr die Wahrheit sage.“
„Euer Hof spielt im Wirken Theodors eine zentrale Rolle“, sagte Chrissie nachdenklich. „Dein Großvater war strenger Katholik. Seinen Glauben schenkte er der Kirche, in der er über Jahrzehnte hinweg der Organist war. Friedrich Stangel. Er war nicht irgendein Organist, sondern ein sehr begabter, der sich mit seiner Musik einen Ruf bis in den Vatikan einbrachte.“
„Woher weißt du das?“ Klara sah sie erstaunt an.
„Das Gespräch, das ich zufällig erlauscht habe“, antwortete Chrissie ernst. „Zu Lebzeiten beschäftigte er sich aber auch mit der Frage nach dem Ursprung des Glaubens“, sagte sie dann, „und fand im hiesigen Bischof einen Menschen, der sich mit derselben Frage auseinandersetzte und oftmals den Grundlagen und Meinungen des Vatikans kontrovers ging.“
„Kontrovers?“
„Das sind Worte deines Vaters“, klärte Chrissie sie auf. „In jungen Jahren schon lernte er durch den Erzbischof euren Hof kennen – und lieben. Geschickt wusste dein Großvater deine Mutter mit deinem Vater zu verkuppeln und hat sich dadurch selbst einen Platz auf dem Hof erschaffen.“
„Das weiß ja nicht einmal ich...“, entfuhr es Klara.
Chrissies Mimik wurde noch ernster. „Der Vater deines Vaters hatte mit den Eltern deiner Mutter eine sehr innige
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