Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
Forschung und wandte sich ihm zu.
„Wie bitte?“ Mit großen Augen sah sie ihn an.
„Ein Buch über die vier Säulen der Erde“, wiederholte Henriece sich und hielt ihr den Lederband entgegen.
„Das müssen wir mitnehmen“, entfuhr es ihr und sie begann darin zu blättern. Viele Zeichnungen und Bemerkungen standen darin. Eine dieser Zeichnungen erregte ihr Gemüt besonders. Eine Erdkugel war abgebildet auf vier Säulen. Darunter stand: Die Kraftfelder des Glaubens.
„Henriece“, stammelte sie, „das ist das, was wir gesucht haben. Davon hat Pater Adriano gesprochen. Davon und davon.“ Sie zeigte auf die Mappe. „Diese Texte beschreiben die Spiritualität des Geistes. Sie wurden von Simon Petrus verfasst.“
Sie blätterte auf die letzte Seite des Buches. Dort stand: Roma, Pontianus, anno 232. „Und dieses Buch scheint vom Papst Pontianus verfasst worden zu sein. Seltsam, sehr seltsam, dass wir diese Schriften gefunden haben. Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“ Ohne lange zu überlegen steckte sie das Buch und die Mappe in ihre Handtasche.
„Wir müssen die Lücke verbergen“, sagte sie und rückte die Bände daneben etwas zusammen. „Ist zwar nicht mein Stil, aber was sein muss, muss eben sein.“
Henriece warf nochmals einen Blick auf das Buch, das er zuvor aufgeschlagen hatte. Er zog es heraus und schlug es erneut auf.
Folge mir, mein Sohn, las er nun. Diesmal schlug er das Buch nicht zu, sondern blätterte die Seite um.
Erkenne deine Angst, mein Sohn, stand in großen Buchstaben darauf. Erneut blätterte er die Seite um. Zu seinem Erstaunen war diese ganz normal beschrieben. Als er zurückblätterte, befand sich auch auf der Seite nur fließender Text.
„Was ist das für ein Buch?“ vernahm er Annemaries Stimme, die über seine Schulter blickte.
„Roma, anno 64“, antwortete Henriece. „Rom brannte in diesem Jahr nieder“, setzte er noch hinzu, stellte das Buch wieder zurück und betrachtete sich die anderen Titel, die jedoch nichts außergewöhnliches zu sein schienen, denn keines davon erregte ihn, das Buch herauszunehmen.
*
Melbourn
W ährend Henriece in Rom mit einer seiner dunkelsten Vergangenheit konfrontiert worden war, erfuhr Chrissie mehr von Theodors Wesen und Wirken.
Ungefähr zum selben Zeitpunkt, in welchen Henriece und Annemarie die Vatikanische Apostolische Bibliothek besuchten, las sie sich die letzten Seiten nochmals aufmerksam durch. Das, was sie durch Theodors Botschaften erfuhr, öffneten ihr die Augen in vielem. Chrissies Tagebuch entwickelte sich zu einem Geschichtsbuch, das die Darstellungen, wie sie es bisher gelernt hatte, teilweise widerlegte oder aus einem anderen Blickwinkel betrachten ließ. Es entwickelte sich aber auch zu einem Buch des Schreckens, das vorbehaltlos Gegebenheiten schilderte, dass ihr das Blut in den Adern stockte. Nicht einmal im Ansatz hatte sie geahnt, wie grausam und brutal Menschen untereinander sind und welch grausame Taten begonnen wurden, um Macht über andere Menschen zu erhalten. Mit welchen Mitteln die Naturentfremdenden arbeiteten, trieb ihr des Öfteren Tränen in die Augen; denn sie sah in ihrem augenblicklichen Umfeld Menschen, die sie dieser Gattung zuordnen konnte.
Nach dem ich das Dorf wieder verlassen hatte, zog ich es vor, den Menschen zu begegnen. Ich hatte Gefallen daran gefunden, da ich mich ihnen in jeder Situation überlegen fühlte. So zog ich von Dorf zu Dorf und lernte ihre unterschiedliche Lebensweisen kennen. Da ich mit der Natur eins war, die Sprache der Tiere beherrschte und durch sie die Pflanzenwelt kennen lernte, wusste ich mit den unterschiedlichen Krankheiten umzugehen. Wo ich auch hinkam, ich traf auf Menschen, die irgendwelche Leiden hatten. Dabei spielte es keine Rolle, ob Naturverbunden oder Naturentfremdet. Diese Beobachtung sagte mir, dass bei beiden der Organismus derselbe sein musste. Ich half, wo ich konnte und heilte, wo ich kranke Menschen antraf. Zu jener Zeit, ich war im dreißigsten Lebensjahr, eilte mir mein Ruf voraus. Ich war gern gesehen und wurde von den Menschen eingeladen und vorzüglich behandelt. Dieser Umstand führte dazu, dass ich sehr informiert war über die Ängste und Bedürfnisse der Einzelnen und oft vernahm ich auch die Ehrfurcht vor Uril, der über das gesamte Land als Gott verehrt und gefürchtet wurde. Denn Uril hatte systematisch Menschen hinrichten lassen, die ihm zu widersprechen wagten. Diese Maßnahme wurde von ihm verbreitet, indem er Läufer von
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