Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
an seinem Kopf vorbeigeschossen. Augenblicklich kam Garden der Aufforderung nach und ließ den Schläger zu Boden fallen.
„Dein Auftrag, Freundchen“, forderte Annemarie ihn auf. „Sag ihn mir.“ Ihre Augen blitzten vor Zorn, unsanft presste sie ihm den Revolverlauf wieder gegen die Schläfe.
„Den gab ich dir doch schriftlich“, fauchte Garden. Erschrocken blickte er auf Henriece, der ihm die Dolchspitze an die Brust setzte. Blitzschnell riss Henriece die Klinge von oben nach unten und durchtrennte Jacke und Hemd, so dass sein nackter Oberkörper entblößt wurde. Unterhalb der linken Brust befand sich das Zeichen des Antichristen. Die Narben waren sauber verheilt.
Oberhalb des Zeichens setzte Henriece die Messerscheide an und wollte ihm das Zeichen aus der Haut schneiden, so wie er es bei Paul Baker getan hatte. Das laute Bellen eines Hundes, Schritte und Stimmen hielten ihn jedoch davon ab. Diese Gelegenheit nutzte Garden und sprang einfach davon, wohl in der Gewissheit, dass Annemarie nicht auf ihn schießen würde.
„Wir müssen auch verschwinden“, drängte Henriece, ergriff den Baseballschläger und warf ihn mit voller Wucht so weit er konnte auf die gegenüberliegende Seite. Polternd krachte der Schläger gegen das Gestein. Kurz darauf tauchten zwei Carabinieres mit einem Schäferhund im Lichtkegel auf. Die Hunde wurden von dem Geräusch abgelenkt. Zehn Minuten später verließen sie das Kolosseum...
*
M it viel Charme und Überredungskünste hatte Annemarie es geschafft, einen Besuch in der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek zu einer Zeit abhalten zu dürfen, in welcher der Büchersaal eigentlich noch nicht geöffnet war.
„Pater Adriano hatte mir wenige Wochen vor seinem Tod von einer Schriftensammlung erzählt“, hatte sie zu ihm gesagt. „Sie sollen Texte beinhalten wonach hervorgeht, welche gravierende Erkenntnisse der Vatikan bei geheimen Forschungsarbeiten im Grenzwissenschaftlichen Bereich erbrachten und warum die Kirche es ihren Anhängern vorenthielt. Die Schriften sollen im Lesesaal Leon III. in der Nähe eines ungewöhnlichen Bildes zu finden sein. Dieses Bild hängt weder an einer Wand, noch ist es ein Wandgemälde. Die sonderbare Anordnung mehrerer Bände sollen von weitem den Anschein erwecken, die Umrisse eines sich bückenden Menschen vor sich zu haben. Aber um dieses Bild finden zu können, bedarf es dem Umstand, allein in der Bibliothek zu sein, denn sobald andere Personen anwesend sind, lässt sich dieses Bild, warum auch immer, nicht finden.“
Henriece wunderte sich bei Annemarie über nichts mehr. In der alten Dame steckte ein Wesen, das mit allen Wassern gewaschen seinem Ziel so strebsam nachging, dass nichts und niemand auf dieser Welt es davon abhalten konnte, dieses Ziel zu erreichen. Annemarie hoffte, vielleicht in den Texten näheres über die vier Säulen zu erfahren. Von Pater Adriano wusste sie, dass innerhalb der Kirche das Vorhandensein der vier Säulen durchaus bekannt sein musste, nach außen hin jedoch als Geheimnis gewahrt und streng behütet wird.
Selbst hatte Adriano davon erfahren, als er zufällig eine Unterredung zweier Kardinäle mitbekam, die sich angeregt über die vier Säulen der Erde unterhalten hatten und hierbei immer wieder die Schriftensammlung erwähnten. Einer der Kardinäle war der Archivar des vatikanischen Geheimarchivs. Die Gelegenheit, in diese Schriften einsehen zu können, blieb Adriano jedoch Zeit seines Lebens verwehrt.
Früh am Morgen jenes Tages, an welchem die Führung in die Ausgrabungsstätten für den Nachmittag angesetzt war, betraten Annemarie und Henriece die Vatikanische Bibliothek, begleitet vom Bibliothekar höchstpersönlich. Demonstrativ trug Annemarie ein großes goldenes Kreuz an einer goldenen Kette um ihren Hals.
„Melbourn in England“, sprach der Bibliothekar sie an, während er sie durch die prunkvoll geschmückten und meisterlich bemalten gewölbten Gänge Richtung Archiv führte. „Pater Adriano Centini kannte ich sehr gut. Er war ein sehr zurückhaltender, sehr freundlicher Mensch. Und Sie sind mit ihm verwandt?“ Fragend blickte er auf Annemarie, die den Bibliothekar freundlich anlächelte.
„Über mehrere Ecken, Monsignore“, nickte Annemarie. „Er hatte immer so viel Gutes vom Vatikan und auch von Ihnen berichtet.“
„Und Sie sind nun im Auftrag der Universität von Melbourn hier, um ein wenig zu recherchieren“, sagte der Geistliche feststellend und lächelte zurück. „Ein
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