Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
weiter Weg bis hier her.“
„Ein interessanter Weg, Monsignore“, erwiderte sie. „Schon immer wollte ich diese heiligen Stätten besuchen und habe natürlich sofort zugesagt, als ich danach gefragt wurde.“
„Melbourn, England“, murmelte der Bibliothekar vor sich hin und wandte seine Aufmerksamkeit auf Henriece.
„Und Sie unterrichteten Geisteswissenschaft“, sprach er ihn an.
„Ein freiwilliges Wahlfach, für das sich Pater Adriano Centini eingesetzt hat, Monsignore“, antwortete Henriece mit verstellter Stimme. „Eine Thematik, über die ich stundenlang philosophieren könnte.“
„Hat ja auch sehr viel mit Philosophie zu tun“, erwiderte der Bibliothekar und ließ ihnen den Vortritt in den Lesesaal. „Bitte entschuldigen Sie mich, meine Pflicht ruft. Ich wünsche Ihnen zu finden, was Sie suchen und freue mich darauf, dass Sie Gutes vom Vatikan mit nach England nehmen. In zwei Stunden ist offizieller Einlass. Genießen Sie diese Ruhe.“ Der Bibliothekar lächelte nochmals und ließ sie allein.
Der Lesesaal wirkte beeindruckend mit seinen kalkweißen gewölbten Decken, in dessen Mitte sich die Wappen des Papstes Leon befand. Bis zu vier Meter hoch türmten sich die Regale, durch die Mitte hindurch zog sich ein ellenlanger Tisch von mindestens zehn Meter Länge und bot Gelegenheit, sich mit den Werken auseinandersetzen zu können.
„Geschafft“, atmete Annemarie auf. „Dass es so einfach geht, hätte ich nicht gedacht.“
„Sie sind sehr raffiniert“, erwiderte Henriece. „Lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Zwei Stunden – das ist nicht viel Zeit.“ Demonstrativ ließ er seinen Blick an den Regalen und Schränken entlang schweifen. „Ich nehme mir diese Seite vor“, fügte er hinzu, schloss seine Augen, atmete mehrmals tief durch um darauf seinen prüfenden Blick den Bänden entlang wandern zu lassen.
Das gesamte Archiv des Vatikans konnte bis zu 800 Jahre zurückreichende lückenlose Geschichte vorweisen. Unschätzbar wertvolle Bände, bis zurück ins 8. Jahrhundert wirkten nicht nur beeindruckend, sondern sie vermittelten ein Gefühl der Ehrfurcht und Neugierde zugleich. Henriece ahnte nicht nur, Henriece wusste, dass ein Teil seiner eigenen seelischen Vergangenheit irgendwo in diesen unzähligen Bänden festgehalten wurde! Wieder kam der Gedanke in ihm auf, sich dem Vatikan anzuvertrauen; er fühlte sich hingezogen zu den Räumen, den Bildern und Statuen, den Reliquien – und zu den Geistlichen. Gleichzeitig mahnte ihn aber die Vorsicht und Spuren des Misstrauens verdrängten den Gedanken wieder.
Es war gerade mal eine viertel Stunde vergangen, da war Annemarie schon fündig geworden. Ein freudiger Ruf aus dem hinteren Teil des Saales ließ ihn zu ihr eilen.
Tatsächlich!
Schon von weitem konnte er die Konturen einer Person erkennen, die sich zu bücken schien. Dargestellt durch die verschiedenen Ornamente, welche sich auf dem Rücken etlicher in ledergebunden Bänden befanden. Zwei Meter breit, vier Meter hoch maß das Bücherregal. Annemarie hielt eine Schriftenmappe in der Hand, die sie aus der untersten Reihe zwischen den Beinen der unscheinbaren Person genommen hatte. Unscheinbar wirkte auch die Mappe, die sehr dünn gehalten unauffällig wirkte und nicht zu den anderen Bänden passte.
„Pater Adriano, ich habe es“, flüsterte sie und blickte nach oben. Ihre Hände zitterten ein wenig, als sie die Mappe auf den Tisch legte und aufschlug. Durch Henriece ging ein starkes Zucken, als er sich die Bände, welche die gebückte Person darstellten, etwas genauer betrachtete.
„Roma, anno 64“, las er auf dem Band, das einen Teil der linken Schulter mitzeichnete. Vorsichtig nahm er das schwere Buch heraus und schlug es auf.
Es stand nur ein Name auf der Seite: Ephrath.
Henriece atmete tief durch, schlug das Buch wieder zu und stellte es in das Regal zurück. Dabei fiel sein Blick auf den Titel eines anderen Bandes, welches sich im Bereich der Stirn der Person befand.
Quattuor Statua was soviel wie Vier Säulen bedeutete.
In gezwungener Ruhe nahm er es heraus und schlug es auf. Schon die Überschrift erregte seine Aufmerksamkeit: Der Mythos der Vier Säulen der Erde, stand als Kapitelüberschrift. Die Schrift war sehr veraltet, das Papier schon sehr vergilbt. Es musste hunderte von Jahre alt sein!
„Schauen Sie mal“, machte er Annemarie auf sich aufmerksam, die in die Mappe vertieft war. „Ein Buch über die vier Säulen der Erde.“
Annemarie unterbrach ihre
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