Theodor: The Theodor Story (Die Wiedergeburt) (German Edition)
übersetzen?“
„Wenn es möglich ist“, antwortete er nachdenklich. Er hatte sich dazu entschlossen, wenigstens das heimatliche Land wieder aufzusuchen. „Ich bin Ihnen sehr zum Dank verpflichtet“, fügte er noch hinzu.
Die Dame setzte ihren Wagen in die Parklücke ein und zog den Zündschlüssel ab.
„Gerne“, lächelte sie. „Sie waren ein sehr angenehmer Beifahrer. In solch hohem Alter noch reisen – und das auch noch per Anhalter. Respekt!“ Sie reichte ihm noch die Hand, nachdem sie ausgestiegen waren und entfernte sich in entgegengesetzter Richtung. Langsam schritt Henriece auf das Hafengelände zu, sein Gepäck auf den Rücken geschnallt.
Unzählige Schiffe, Dampfer und Jachten lagen am Hafen. Viele Menschen gingen die Promenade auf und ab. Henriece musterte sie, einen nach dem anderen, plötzlich stockte er für einen Moment.
Unweit von ihm entfernt sah er die junge Frau wieder, welcher er in der Cathédrale de la Major begegnet war. Allein stand sie an einem Geländer gelehnt, als würde sie auf jemanden warten.
„Seltsam“, flüsterte er vor sich hin und ging direkt auf sie zu. Schon von weitem sah sie Henriece und richtete ihren Blick unübersehbar auf ihn.
„Sie?“ Die junge Frau tat sehr erstaunt. „So viel Zufall kann es doch nicht geben.“
Henriece lächelte und stellte sein Gepäck vor ihr ab. „Ich bin überrascht“, sagte er nur.
„Ich erst“, lächelte sie nun auch. „Wollen Sie auch nach England?“
„Ich beabsichtige es.“
„Ich auch! Dann können wir ja zusammen – oder?“ Sie sah ihm in die Augen. „Wir müssen uns kennen, das kann anders nicht sein.“
Henriece schüttelte seinen Kopf. „Ich habe lange darüber nachgedacht. Aus diesem Leben kennen wir uns nicht.“ Während er das sagte, lächelte er übers ganze Gesicht.
„Hm. Aus welchem Leben dann?“
„Vielleicht finden wir es ja heraus.“
„Auf dem Schiff?“
„Wissen Sie, wie viel die Überfahrt kostet?“
„Haben Sie kein Geld?“ Ihr Lächeln wirkte sehr sympathisch.
„Vielleicht reicht es noch nach England.“ Verlegen sah er sie dabei an.
„Ich kann Ihnen etwas borgen“, schlug sie vor und nahm ihre Geldbörse heraus. „Haben Sie etwas Bestimmtes in England vor?“
„Hm.“ In Henriece arbeitete es. Er wollte wissen, warum ihm diese Frau so vertraut vorkam. „Ich mache so etwas Ähnliches wie eine Weltreise. Ein richtiges Ziel habe ich aber nicht.“
„Sie genießen Ihr Rentenalter“, erwiderte sie und blinzelte. „Ich bin beruflich unterwegs. Ich bin Schriftstellerin und schreibe über Kirchen und heilige Orte.“
„Oh, interessant.“ Die Bemerkung Rentenalter blendete er allerdings aus. „Wissen Sie, wann das Schiff ablegt?“
„Um siebzehn Uhr, also in einer halben Stunde. Ich warte noch auf einen Bekannten, der sich mit mir hier treffen wollte. Wir wollten die Fahrt gemeinsam unternehmen. Daher habe ich eine Karte für zwei Personen. Bis jetzt ist er aber noch nicht eingetroffen. – Wird ja hoffentlich nichts passiert sein. Eigentlich sollte er schon seit einer Stunde da sein.“
Henriece erinnerte sich an den älteren Herrn zurück, der mit ihr Arm in Arm davon gegangen war. Seltsam, ging es ihm durch den Kopf. „Was kostet nun die Überfahrt?“, fragte er nochmals.
„Zweiunddreißig France. Haben Sie noch so viel?“ Demonstrativ sah sie um sich. „Ich rechne nicht mehr mit meinem Bekannten. Die Fahrkarte geht nach Portsmouth. Ist das zufällig Ihr Ziel?“
„Ich schließe mich gerne an!“ Etwas misstrauisch war er schon. Die Gelegenheit, Frankreich schon in einer halben Stunde verlassen zu können, wollte er sich jedoch nicht entgehen lassen. „Zweiunddreißig France würde ich gerade noch zusammen bekommen“, setzte er hinzu.
„Lassen Sie“, wehrte sie ab. „Ich bin froh darüber, nicht alleine reisen zu müssen. Sie wissen ja, als Frau ist das nicht so einfach.“
„Gut, ich nehme ihre Einladung an.“ Henriece reichte ihr freundschaftlich seine Hand. „Nennen Sie mich Henriece.“
„Judy“, sagte sie und drückte seine Hand. „Oh – Sie haben aber einen kräftigen Händedruck für ihr Alter.“
Naja, dachte sich Henriece nur. „Ich freue mich, in solch junger attraktiver Begleitung reisen zu dürfen“, erwiderte er darauf verschmitzt.
Vierzig Minuten später befanden sie sich auf der Fähre nach Portsmouth: Fahrzeit fünfeinhalb Stunden, die ihn von seinem Heimatland noch trennten.
In den folgenden Stunden geschah nichts
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