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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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Num. XIV. 24: »weil ihm ein anderer Geist kam«, d.h. ein anderer Gedanke und eine andere Meinung. Auch Sprüchwörter I. 23: »ich werde Euch meinen Geist sagen« (d.h. meine Meinung). In diesem Sinne dient es auch zur Bezeichnung des Willens oder Beschlusses, des Begehrens und Verlangens der Seele; so Ezechiel I. 12: »sie gingen, wohin ihnen der Geist zu gehen war« (d.h. der Wille). Ebenso Esaias XXX. 1: »und um den Geist auszugiessen und nicht aus meinem Geiste« und XXIX. 10: »weil Gott über sie den Geist (das Verlangen) zu schlafen ausgoss«, und Richter VIII. 3: »dann ist ihr Geist milde geworden« (d.h. ihre Leidenschaft). Auch Sprüchwörter XVI. 32: »wer seinen Geist bezähmt (oder seine Begierden), ist besser, als wer Staaten erobert«. So XXV. 28: »Ein Mann, der seinen Geist nicht bezähmt«, und Esaias XXXIII. 11: »Euer Geist ist ein Feuer, was Euch verzehrt«. - Insofern das Wort ruagh die Seele bedeutet, dient es auch zur Bezeichnung aller Leidenschaften und Gaben derselben; so »hoher Geist« für Stolz, »gebeugter Geist« für Demuth, »böser Geist« für Hass und Trübsinn, »guter Geist« für Wohlthätigkeit, »Geist der Eifersucht«, »Geist (d.h. Begierde) der Hurerei«, »Geist der Weisheit, des Rathes, der Tapferkeit«; d.h. (denn in dem Hebräischen gebraucht man lieber Hauptworte statt Beiworte) ein weiser, kluger, tapferer Verstand oder die Tugend der Weisheit, der Besonnenheit, der Tapferkeit; »Geist des Wohlwollens« u.s.w. Ferner bedeutet das Wort »Geist« die Seele selbst, so Prediger Salom. III. 19: »der Geist (oder die Seele) ist dieselbe für Alle, und der Geist kehrt zu Gott zurück.« Endlich bedeutet es 7) die Weltgegenden (wegen der Winde, die von daher kommen) und auch die Seiten einer Sache, die nach diesen Weltgegenden gerichtet sind. So Ezechiel XXXVII. 9, XLII. 16, 17, 18, 19 u. f.
     
    Es ist ferner festzuhalten, dass eine Sache auf Gott bezogen und Gottes genannt wird: 1) weil sie zur Natur Gottes gehört und gleichsam ein Theil Gottes ist; so, wenn es heisst: »die Macht oder die Augen Gottes«; 2) weil sie in Gottes Gewalt ist und nach seinem Winke handelt; so heissen in der Bibel die Himmel »die Himmel Gottes«, weil sie das Viergespann Gottes und seine Wohnung sind. Assyrien heisst die Geissel Gottes, und Nebucadnezar der Knecht Gottes u.s.w.; 3) weil sie Gott geweiht ist, wie der »Tempel Gottes«, »der Nazarener Gottes«, »das Brod Gottes«; 4) weil sie durch Propheten verkündet und nicht durch das natürliche Licht offenbart ist; deshalb heisst das Gesetz Mosis »das Gesetz Gottes«; 5) um den höchsten Grad eines Dinges auszudrücken; so »die Berge Gottes«, d.h. die höchsten Berge; »der Schlaf Gottes«, d.h. der tiefste Schlaf, und in diesem Sinne ist die Stelle Amos IV. II auszulegen, wo Gott so spricht: »Ich habe Euch niedergeworfen, wie die Niederwerfung Gottes Sodom und Gomorra (gestürzt hat)«, d.h. wie es bei jener merkwürdigen Zerstörung geschehen ist; denn da Gott selbst spricht, so kann es nicht wohl anders verstanden werden. Auch Salomo's natürliche Weisheit wird die Weisheit Gottes genannt, d.h. eine solche, die göttlich ist und die gewöhnliche übertrifft. In den Psalmen werden auch »Cedern Gottes« erwähnt, um ihre ungewöhnliche Grosse auszudrücken. In 1. Samuel XI. 7 heisst es, um eine grosse Furcht zu bezeichnen: »es fiel die Furcht Gottes über das Volk«. So pflegten die Juden Alles, was ihre Begriffe überstieg, und dessen natürliche Ursachen sie damals nicht kannten, auf Gott zu beziehen. Deshalb hiess der Sturm ein »Schelten Gottes«, und der Donner und die Blitze hiessen die Pfeile Gottes. Sie glaubten, dass Gott die Winde in Höhlen eingeschlossen hielte, die die Schatzkammern Gottes hiessen, und sie unterschieden sich hierbei von den Heiden nur darin, dass sie Gott und nicht den Aeolus als den Herrscher der Winde ansahen. Aus demselben Grunde wurden die Wunder die Werke Gottes genannt, d.h. staunenswerthe Werke; denn fürwahr ist alles Natürliche Gottes Werk, und es besteht und wirkt nur durch die Macht Gottes allein. In diesem Sinne nennt der Psalmist die Wunder in Aegypten die Macht Gottes, weil sie den Juden, die dergleichen nicht erwarteten, in der höchsten Noth den Weg zum Heil eröffneten und von ihnen deshalb angestaunt wurden.
     
    Wenn somit ungewöhnliche Erscheinungen der Natur die Werke Gottes, und ungewöhnlich grosse Bäume Bäume Gottes genannt werden, so kann es nicht auffallen, dass in

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