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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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hat«, nämlich das Gesetz Mosis, wie aus dem Zusammenhang der ganzen Rede deutlich erhellt; auch Nehemias sagt IX. 20: »und Du hast den Geist oder Deine gute Seele ihnen verliehn, damit Du sie einsichtiger machtest«; er spricht nämlich von der Zeit des Gesetzes, und darauf spielt auch Deut. IV. 6 an, wo Moses sagt: »weil es (nämlich das Gesetz) Bure Wissenschaft und Klugheit ist u.s.w.« So heisst es auch Psalm. CXLIII. 10: »Dein guter Geist wird mich auf ebener Erde führen«, d.h. Dein uns offenbarter Geist wird mich auf den rechten Weg führen. Der »Geist Gottes« bezeichnet auch, wie erwähnt, den Athem Gottes, der Gott ebenso uneigentlich, wie die Seele und der Körper in der Bibel beigelegt wird; so Psalm. XXXIII. 6: »Denn auch die Gewalt, Kraft oder Tugend Gottes«; so heisst es Hiob XXXIII. 4: »Der Geist Gottes hat mich gemacht«, d.h. die Kraft oder Macht Gottes, oder wenn man lieber will, der Rathschluss Gottes; denn der Psalmist drückt sich dichterisch aus und sagt auch, dass auf den Befehl Gottes die Himmel gemacht worden und auch durch den »Geist« oder den Hauch seines Mundes (d.h. durch seinen Beschluss, der gleichsam mit einem Hauch ausgesprochen worden) alle Heerschaaren desselben. Ebenso heisst es Psalm. CXXXIX. 7: »Wohin soll ich gehn (oder sein) vor Deinem Geiste, oder wohin soll ich fliehn vor Deinem Anblick«, d.h. (wie aus den eignen Zusätzen des Psalmisten erhellt) wohin sollte ich gehn, um ausserhalb Deiner Macht und Gegenwart zu sein? Endlich bedeutet der »Geist Gottes« in der Bibel auch die Gefühle Gottes, seine Güte, seine Barmherzigkeit; so Micha. II. 7: »Ist denn der Geist Gottes eingeschränkt? (d.h. die Barmherzigkeit Gottes) und sind denn dies (nämlich die Grausamkeiten) seine Werke?« Ebenso heisst es Zachar. IV. 6: »nicht durch ein Heer, nicht durch Gewalt, sondern blos durch meinen Geist«, d.h. blos durch meine Barmherzigkeit. In diesem Sinne ist meines Erachtens auch derselbe Prophet VII. 12 zu verstehn, wo er sagt: »und sie machten ihr Herz sicher, dass sie dem Gesetz nicht gehorchten und den Befehlen, die Gott durch die ersten Propheten aus seinem Geist gesandt hat« (d.h. aus seiner Barmherzigkeit). In diesem Sinne sagt auch Haggai II. 5: »und mein Geist (oder meine Gnade) bleibt unter Euch; fürchtet Euch deshalb nicht«. Wenn aber Esaias XLVIII. 16 sagt: »Aber jetzt hat mich der Herr, mein Gott, gesandt und sein Geist«, so kann darunter wohl die Seele Gottes verstanden werden und die Barmherzigkeit oder auch sein durch das Gesetz geoffenbarter Wille; denn er sagt: »Von Anfang (d.h. wenn ich zuerst zu Euch gekommen bin, um Euch den Zorn Gottes und seinen gegen Euch gefällten Spruch zu verkünden) habe ich nicht im Geheimen gesprochen, sondern von der Zeit ab, wo es geschehen, bin ich da gewesen (wie er selbst im siebenten Kapitel bezeugt); jetzt bin ich aber ein fröhlicher Bote, und Gottes Barmherzigkeit sendet mich, dass ich auch Eure Wiederaufnahme verkünde.« - Es kann auch, wie gesagt, darunter der durch das Gesetz offenbarte Wille Gottes gemeint sein, weil jener auch schon in Folge des Gebots des Gesetzes, nämlich Levit. XIX. 17 kam, um sie zu warnen. Deshalb vermahnt er sie in derselben Weise und mit denselben Bedingungen, wie Moses pflegte, und endlich schliesst er, ebenso wie Moses, mit der Verkündigung ihrer Wiederaufnähme. Indess scheint mir die erste Auslegung die richtigere zu sein.
     
    Aus alle dem werden, um endlich zu meiner Aufgabe zurückzukehren, die Ausdrücke der Bibel verständlich, wie »der Geist des Propheten war der Geist Gottes«; »Gott hat seinen Geist über die Menschen ausgegossen«; »die Menschen sind von dem Geiste Gottes und von dem heiligen Geiste erfüllt« u.s.w. Sie sagen nur, dass die Propheten eine besondere und ungewöhnliche Tugend besassen, und dass sie die Frömmigkeit mit besonderer Geistesstärke pflegten; ferner, dass sie Gottes Willen oder Ausspruch erfassten. Denn ich habe gezeigt, dass »Geist« im Hebräischen sowohl die Seele wie den Gedanken der Seele bedeutet, und deshalb wurde das Gesetz selbst, welches den Willen Gottes aussprach, »der Geist« oder der Wille Gottes genannt. Mit gleichem Rechte konnte die Einbildungskraft der Propheten, soweit dadurch die Rathschlüsse Gottes offenbart wurden, die Seele Gottes genannt werden, und von den Propheten konnte gesagt werden, dass sie die Seele Gottes gehabt haben. Allerdings sind unserer Seele auch die Seele Gottes und seine ewigen Aussprüche

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