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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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haben, und dass die jüdischen Propheten von Gott nicht blos ihrem Volke, sondern auch vielen andern Völkern gesandt worden sind; denn Ezechiel hat allen damals bekannten Völkern prophezeit; Hobadias, so viel wir wissen, mir den Idumäern, und Jonas war vorzüglich der Prophet für die Bewohner Ninive's. Esaias beklagt nicht blos das Elend der Juden und weissagt und besingt nicht blos ihre Rückkehr, sondern auch die anderer Völker; denn er sagt XVI. 9: »deshalb werde ich mit Thränen Jazerem beklagen«, und XIX. sagt er erst das Unglück der Aegypter und nachher ihre Wiederbefreiung voraus. Man sehe XIX. 19, 20, 21, 25; nämlich Gott werde ihnen einen Retter senden, der sie befreien wird, und Gott werde ihnen bekannt werden, und die Aegypter würden zuletzt Gott mit Opfern und Geschenken verehren. Zuletzt nennt er dieses Volk: »das gesegnete ägyptische Volk Gottes«, Aussprüche, die wohl zu beachten sind. Auch Jeremias heisst nicht der Prophet der Juden, sondern nur der Prophet der Völker (Jerem. I. 5), wo er in seinen Weissagungen das Unglück der Völker beweint und ihre Wiederherstellung verkündet; denn er sagt XLVIII. 31 über die Moabiter: »deshalb werde ich über Moab jubeln, und ich schreie auf für ganz Moab, so laut wie eine Pauke«; und endlich weissagt er ihre Wiederherstellung und auch die der Aegypter, Ammoniter und Elamiter. Unzweifelhaft haben daher andere Völker, wie die Juden, ihre Propheten gehabt, die ihnen und den Juden weissagten. Wenn auch die Bibel nur des einen Bileam erwähnt, dem die Zukunft der Juden und anderen Völkern offenbart worden, so ist es doch nicht glaublich, dass Bileam blos bei dieser Gelegenheit geweissagt habe; denn es ergiebt sich aus der ganzen Erzählung auf das Deutlichste, dass er schon lange vorher geweissagt und durch göttliche Gaben geglänzt hat. Denn als Balak ihn zu sich kommen heisst, sagt er (Num. XXII. 6): »weil ich weiss, dass der, den Du segnest, gesegnet, und der, den Du verfluchst, verflucht ist.« Deshalb hatte er dieselbe Kraft, die Gott Abraham gegeben hatte (Geil. XII. 3). Dann antwortet Balam, der an die Weissagungen gewöhnt war, den Abgesandten, sie sollten bei ihm bleiben, bis Gott ihm seinen Willen offenbart haben werde. Bei dem Weissagen, d.h. bei der Verkündung des wahren Willens Gottes, pflegte er von sich zu sagen: »Das Wort dessen, der die Worte Gottes hört, der das Wissen (oder die Gedanken oder das Voraussehn) des Höchsten kennt, der die Erscheinung des Allmächtigen sieht, niederfallend und mit verdeckten Augen.« Zuletzt beginnt er, nachdem er die Juden im Auftrage Gottes gesegnet hat, den andern Völkern, wie gewöhnlich, zu weissagen und ihnen das Zukünftige vorauszusagen. Dies Alles lehrt zur Genüge, dass er immer ein Prophet gewesen ist, und dass er, was hier noch erheblich ist, das gehabt, was die Propheten vorzüglich von der Wahrheit ihrer Weissagungen überzeugte, nämlich eine nur dem Gerechten und Guten zugewendete Seele. Denn er segnete und fluchte nicht, wen er wollte, wie Balak meinte, sondern nur die, die Gott gesegnet oder verflucht haben wollte, und er antwortete deshalb Balak: »Wenn mir auch Balak so viel Silber und Goldes gäbe, dass ich sein Haus damit füllen könnte, so kann ich doch das Gebot Gottes nicht überschreiten und nicht nach Belieben das Gute und das Böse thun; ich werde sprechen, was Gott spricht.« Wenn Gott ihm auf der Reise zürnte, so geschah dies auch dem Moses so, als er im Auftrage Gottes nach Aegypten reiste (Exod. IV. 24); und wenn er Geld für seine Weissagungen nahm, so that dies auch Samuel (1. Samuel IX. 7, 8), und wenn er wo gesündigt hat (2. Brief Petri II. 15, 16 und Judae 11), »so ist Niemand so gerecht, dass er immer gut handelt und niemals sündigt« (Predig. Salom. VII. 21). Auch müssen seine Reden immer viel bei Gott gegolten haben, und seine Macht, zu verfluchen, war sicherlich gross, da es so oft in der Bibel vorkommt, wenn die Barmherzigkeit Gottes gegen die Israeliten nachgewiesen werden soll, dass Gott den Bileam nicht hat hören wollen, und dass er dessen Fluch in Segen verwandelt habe (Deut. XXIII. 5, Josua XXIV. 10, Nehem. XIII. 2). Er war daher unzweifelhaft Gott sehr angenehm; denn die Reden und Verwünschungen der Gottlosen rühren Gott nicht. War Bileam daher ein wahrer Prophet, den Josua (XIII. 22) einen »göttlichen« oder »Wahrsager« ( augur ) nennt, so erhellt, dass dieser Käme auch im guten Sinne gebraucht wurde, und dass Die, welche die

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