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Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Theologisch-Politische Abhandlung: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baruch de Spinoza
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XXVI. 5, dass Abraham den Gottesdienst, die Gebote, Einrichtungen und Gesetze Gottes, was ohne Zweifel die des Melchisedek gewesen sind, befolgt habe. Malachias macht I.10, 11 den Juden die Vorhaltung: »Wer unter Euch schliesst die Pforten (d.h. meines Tempels), damit das Feuer nicht vergeblich auf meinen Altar gebracht werde; an Euch habe ich keinen Gefallen u.s.w. Denn vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang ist mein Name gross unter den Völkern, und überall werden mir Weihrauch und reine Geschenke gespendet; denn mein Name ist gross unter den Völkern, sagt Gott der Heerschaaren.« Mit diesen Worten, die, wenn man ihnen nicht Gewalt anthun will, nur die gegenwärtige Zeit bezeichnen, ist genügend bezeugt, dass die Juden zu jener Zeit von Gott nicht mehr als andere Völker geliebt wurden, ja, dass Gott damals andern Völkern durch Wunder bekannter gewesen als den Juden, welche damals ohne Wunder das Reich zum Theil wieder erlangt hatten, und dass die Völker damals Gott wohlgefällige Gebräuche und Sitten gehabt haben. Ich lasse indess dies bei Seite, da zu meinem Zweck der Beweis genügt, dass die Erwählung der Juden sich nur auf das zeitliche Glück des Körpers und die Freiheit bezogen hat, oder auf das Reich und die Mittel und Wege, wodurch sie es erlangt, und folglich auch auf die Gesetze, soweit sie zur Befestigung dieses besondern Reiches nothwendig waren, und auf die Art ihrer Offenbarung. Dagegen sind sie im Uebrigen und in dem, was die wahre Glückseligkeit des Menschen ausmacht, den Andern gleich gewesen. Wenn es deshalb in der Bibel (Deut. IV. 7) heisst, dass keinem Volke seine Götter so nahe gewesen, wie den Juden Gott, so ist dies nur von ihrem Staate und von jener Zeit, wo ihnen so viel Wunder begegneten, zu verstehen; denn in Bezug auf Einsicht und Tugend, d.h. in Bezug auf Seligkeit, ist Gott, wie gesagt und durch die Vernunft selbst bewiesen worden, Allen gleich gnädig, wie auch aus der Bibel selbst genügend erhellt; denn es sagt der Psalmist (Psalm. CXLV. 18): »Gott ist Allen nahe, die ihn rufen und Allen, die ihn wahrhaft rufen.« Derselbe sagt daselbst v. 9: »Gott ist Allen liebevoll, und seine Barmherzigkeit besteht für Alles, was er gemacht hat.« Auch heisst es im Psalm. XXXIII. 15 deutlich, dass Gott Allen den gleichen Verstand gegeben habe; die Worte sind: »er bildet auf gleiche Weise ihr Herz.« Das Herz galt nämlich bei den Juden für den Sitz der Seele und des Verstandes, wie Allen bekannt sein wird.
     
    Ferner erhellt aus Hiob XXVIII. 28, dass Gott dem ganzen Menschengeschlecht das Gesetz gegeben habe, ihn zu verehren und sich der schlechten Werke zu enthalten, d.h. Gutes zu thun, und deshalb war Hiob, obgleich ein Heide, von Allen Gott der Liebste, da er Alle an Frömmigkeit und Religion übertraf. -Ferner erhellt deutlich aus Jonas IV. 2, dass Gott nicht blos für die Juden, sondern für Alle gnädig, barmherzig, langmüthig und voller Liebe ist und das Unglück bemitleidet. Denn Jonas sagt: »deshalb hatte ich vorher beschlossen, nach Tharsus zu fliehn, weil ich wusste (nämlich aus den Worten Mosis in Exod. XXXIV. 6), dass Du, mein Gott, gnädig, barmherzig u.s.w. bist« und deshalb werde er auch den Heiden in Ninive vergeben. Es ergiebt sich hieraus, da Gott Allen gleich gewogen ist, und die Juden nur in Beziehung auf ihre Gemeinschaft und ihren Staat von Gott auserwählt worden, dass der einzelne Jude ausserhalb dieser Gemeinschaft und dieses Staats, für sich betrachtet, keine Gabe von Gott vor den Andern empfangen hat, und dass kein Unterschied zwischen ihm und den Heiden besteht. Ist es daher richtig, dass Gott Allen in gleicher Weise gütig und barmherzig ist, und dass das Amt der Propheten war, nicht die besondern Gesetze des Landes, sondern die wahre Tugend zu lehren und die Menschen dazu zu ermahnen, so haben offenbar alle Völker ihre Propheten gehabt, und die prophetische Gabe war keine den Juden eigenthümliche. Dieses bestätigen auch in Wahrheit die weltliche wie die heilige Geschichte. Wenn auch aus der heiligen Geschichte des Alten Testaments nicht erhellt, dass die andern Völker so viel Propheten wie die Juden gehabt haben, ja, dass Gott keinen Heiden ausdrücklich als Propheten den Völkern gesandt hat, so macht dies nichts aus, da die Juden nur für die Aufzeichnung ihrer Ereignisse, aber nicht derer andrer Völker sorgten. Es genügt, dass nach dem Alten Testament Heiden und Unbeschnittene, wie Noah, Chanoch, Abimelech, Bileam u.s.w., prophezeit

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