Therapielexikon der Kleintierpraxis
aktive tubuläre Sekretion so hochkonzentriert im Harn vorliegen, dass das Amoxicilin auf
Proteus
spp. in nahezu 80 % der Fälle wirkt.
• Sonderfall der Prostata: Dieser Ansatz gilt jedoch nur, wenn der Inf ektionsherd Kontakt zum Urin hat (in den meisten Fällen Zystitis, Urethritis, Pyelonephritis). Dagegen muss bei Prostatainfektionen auf mehr konservative Vorgehensweisen zurückgegriffen werden, da das Antiinfektivum hauptsächlich über die Blutbahn an den Infektionsherd gelangt. Hier wird deutlich, wie wichtig die Lokalisation des Infektionsherds ist. Die Verlaufsformen (akute/chronische Infektion) sind gleichermaßen wichtig, denn je länger der Infektionsprozess besteht, umso höher ist das Risiko einer Zystenbildung und umso geringer ist die Diffusion der Antibiotika.
Zusammenfassung
•Bei Infektionsherden, die in direktem Kontakt zum Urin stehen, sind die spezifischen Vorgaben zur Antibiotikatherapie einfach einzuhalten ( Tab. 1.70 ).
•Bei Prostatainfektionen unterscheidet man dagegen:
•Chronische Fälle, bei denen bevorzugt basische Antibiotika eingesetzt werden (Makrolid-Antibiotika sowie der basische Bestandteil von Trimethoprim-Sulfonamid-Kombinationen), die besser in eine zystische Prostata diffundieren (Blut-Prostata-Schranke).
•Akute Fälle, bei denen die Diffusion der Wirkstoffe viel massiver erfolgt, vermutlich aufgrund der Entzündung (dieselbe Begründung für das Nervensystem). Daher sind die mehrheitlich sauren Betalaktame tatsächlich wirksam, auch wenn die bakteriologische Untersuchung nicht darauf schließen lässt.
Tab. 1.70 Antibiotikatherapie bei Harnwegsinfektionen
Amoxicillin
20 – 40 mg/kg/d
p. o./2 Dosen
Amoxicillin + Clavulansäure
25 mg/kg/d
p. o./2 Dosen
Cefalexin
30 mg/kg/d
p. o./2 Dosen
Doxycyclin
15 mg/kg/d
p. o./1 Dosis
Erythromycin
30 mg/kg/d
p. o./3 Dosen
Trimethoprim + Sulfonamid
15 – 60 mg/kg/d
p. o./1 – 2 Dosen
Enrofloxacin
5 mg/kg/d
p. o./1 Dosis
Marbofloxacin
2 mg/kg/d
p. o./1 Dosis
Therapiedauer
•Akute Zystitis: 1 Woche.
•Chronische Zystitis: 3 – 4 Wochen.
•Akute Prostatitis, akute Pyelonephritis: 4 Wochen.
•Chronische Prostatitis: 8 Wochen.
Bakteriologische Kontrolluntersuchung nach der Hälfte der Therapiezeit bei chronischen Infektionen und 1 Woche nach Therapieende bei akuten und chronischen Infektionen.
Schmerztherapie
Hier kann der Einsatz von NSAID in Kombination mit Antibiotika notwendig werden.
Hautallergien
In der Praxis bezeichnet man als Hautallergie Überempfindlichkeitsreaktionen mit kutaner Manifestation, die sich bei zuvor bereits sensibilisierten Tieren äußern.
Allergene können auf vier Hauptwegen in den Organismus eindringen:
1. Inhalation (Atopie, Urtikaria).
2. Ingestion (Futtermittelallergie, Medikamentenallergie, Urtikaria, Quincke-Ödem).
3. Perkutan (Kontaktallergie, Atopie).
4. Parenteral (Allergie gegen Arthropoden, gegen injizierte Medikamente, Urtikaria).
Auch wenn die klinische Einteilung von Gell und Coombs nicht die exakten immunopathologischen Mechanismen aufzeigt, die bei den allergischen Reaktionen eine Rolle spielen, dient sie doch nach wie vor als Referenz für die meisten Autoren.
Typ I: Allergie vom Soforttyp
Die zirkulierenden IgE-Antikörper binden sich an ihre Zielzellen: die Mastzellen und die Basophilen. Bei Kontakt mit den entsprechenden Antigenensetzen diese Zellen aus ihren Granula Entzündungsmediatoren frei: Histamin, Serotonin, Kinine und, vor allem beim Hund, proteolytische Enzyme, die zu einer Entzündung und zu Pruritus führen.
Als Beispiel für eine Hauterkrankung vom Typ I steht an erster Stelle die atopische Dermatitis, die unter den bisherigen Sammelbegriff „Ekzeme beim Hund“ fiel. Hierzu gehören auch:
•Ein Teil der Futtermittelaller gien.
•Aller gien gegen Parasiten (Ohrmilben, Flöhe, Bandwürmer etc.).
•Medikamentenallergien (Vakzinen, Antibiotika etc.).
•Urtikaria, Angioödem.
Hauptsächlich bei der Atopie kann die Hyposensibilisierung sehr gute Ergebnisse bringen. Wiederholte Injektionen von Allergenen in Dosen, die zu niedrig sind, um eine anaphylaktische Reaktion auszulösen, führen zur Bildung von hemmenden Antikörpern, die mit einem erneut zugeführten, hoch dosierten Allergen reagieren und infolgedessen die Überempfindlichkeitsreaktion stark mindern können.
Typ II: Allergie vom zytotoxischen Typ
Hierbei handelt es sich um eine Reaktion zwischen den zirkulierenden Antikörpern (IgG oder IgM) und dem Allergen, das sich auf der
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