Therapielexikon der Kleintierpraxis
muss auf das starke Gefälle zwischen spezifischen experimentellen Studien und klinischer R ealität hingewiesen werden, wonach diese Erkrankungen zumeist in einem multifaktoriellen Zusammenhang auftreten.
• Futterunverträglichkeiten/Futtermittelallergien (
Dermatitis durch Futterunverträglichkeit/Futtermittelallergie
) können auffälligere Störungen verursachen.
• Erkrankungen, deren Verlauf durch die Verabreichung von Nährstoffen gebessert wird, die i. d. R. in Dosen verabreicht werden, die über der Norm liegen (therapeutischer Effekt). Dies ist v. a. bei Hauterkrankungen der Fall, die sich durch die Gabe von Zink (
Dermatose (zinkreaktive)
), Vitamin A und Vitamin E bessern.
Der folgende Abschnitt ist hauptsächlich der ersten Kategorie von Störungen gewidmet. Die in Deutschland selten anzutreffenden, aus Nährstoffmängeln herrührenden ernährungsbedingten Hauterkrankungen bedürfen dennoch einer gründlichen Analyse, nicht nur im Hinblick auf ihre klinischen Symptome, sondern auch auf die erforderliche exakte Untersuchung, die eine solche Erkrankung als mögliche Ätiologie in Betracht zieht.
Bei den betreffenden Nährstoffen handelt es sich hauptsächlich um die essentiellen Fettsäuren, Proteine, bestimmte Mineralstoffe (Zink, Kupfer) sowie die Vitamine A, B und E. Ein anhaltender Mangel an diesen Nährstoffen kann zu Hauterkrankungen führen. Ein Sonderfall ist das Vitamin A, bei dem sich sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung auf die Haut auswirken.
Mangel an essentiellen Fettsäuren
Die essentiellen Fettsäuren (EFS) werden in der Dermatologie der Karnivoren häufig verordnet. Dabei handelt es sich um mehrfach ungesättigte Fettsäuren mit 16, 18 oder 20 Kohlenstoffen, die die Tiere nicht synthetisieren und die daher über das Futter oder eine Futterergänzung zugeführt werden müssen. Darüber hinaus werden Fettsäuren aufgrund ihrer positiven therapeutischen Eigenschaften, zur Aufrechterhaltung des guten Ernährungszustands der Haut und wegen ihrer Wirkung auf Entzündungsreaktionen verordnet.Nicht zuletzt besteht bei Katzen die Besonderheit, dass sie keine γ -Linolen-, Eikosapentaen- und Arachidonsäure synthetisieren können, die daher den EFS des Hundes hinzugefügt werden müssen: Linolen- und α-Linolensäure.
• Einen EFS-Mangel beobachtet man bei unsachgemäßer Lagerung von Fertigfutter durch den Prozess der Peroxidation . Fette in Dosenfutter können innerhalb eines Jahres, in Trockenfutter bei zu warmer Lagerung innerhalb von 6 Monaten ranzig werden. Durch die Peroxidation werden auch die EFS sowie die Vitamine D und E und Biotin zerstört. Den Fettsäuremangel kann man auch bei sehr unausgewogenen, selbst hergestellten, „fettfreien“ Rationen feststellen oder bei Tieren mit „Malabsorptionssyndrom“ bei einer Pankreasinsuffizienz oder seltener bei einer chronischen Leberinsuffizienz. Dennoch muss eine ungenügende Zufuhr an Fettsäuren mehrere Monate andauern, bevor signifikante Hautprobleme entstehen. Anfangs erscheint das Fell stumpf und trocken, die Haut ist verdickt und leicht schuppig. Später lässt eine Seborrhoea oleosa Fell und Haut fettig erscheinen und kann zu einer sekundären Pyodermie führen (v. a. in den Zehenzwischenräumen).
• Am wichtigsten ist die Linolsäure , da sie die Synthese der Linolensäure und der Arachidonsäure ermöglicht, wobei Letztere von der Katze nicht synthetisiert werden kann. Hängt die Hauterkrankung tatsächlich von einem Mangel an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ab, führt die Ergänzung des Futters nach 1 – 2 Monaten zu einer deutlichen Besserung. Es empfiehlt sich, vor allem bei der Katze sowohl pflanzliche als auch tierische Fette zu verabreichen (Sonnenblumenöl, Sojaöl, Schweineschmalz, Speck), da nur tierische Fette Arachidonsäure enthalten.
• An diesem Futterzusatz darf kein Überangebot herrschen , damit keine Adipositas entsteht (ein Teelöffel pflanzliches Öl und ein weiterer Teelöffel tierisches Öl/Tag sind ausreichend). Da in der Praxis das klinische Bild auch ein Hinweis auf einen Zink-, Vitamin-A- oder Riboflavinmangel sein kann, können diese Stoffe zusammen mit den Fetten zugeführt werden.
Proteinmangel
• Da die meisten Fertigfutter für die Karnivoren unter den Haustieren sehr eiweißhaltig sind, tritt ein Proteinmangel nur selten auf. Dennoch kann er beobachtet werden, wenn manche Besitzer aus verschiedenen Gründen (ethischer oder finanzieller Natur) ihrem Haustier nicht
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