Therapielexikon der Kleintierpraxis
wird.
Myotonie
Definition
Die Myotonie ist eine Muskelerkrankung, die durch unwillkürliche Kontraktionen mit nur langsamer Erschlaffung im Anschluss an Bewegung oder Stimulation charakterisiert ist.
Sie ist angeboren (v. a. beim Chow-Chow) oder erworben (in seltenen Fällen des Cushing-Syndroms) und tritt auch bei der Katze auf.
Symptome
• Myotonie des Chow-Chows:
•Tritt im Alter von 3 Monaten auf.
•Lokomotorische Störungen, v. a. beim Aufstehen: Die Gliedmaßen sind steif, überstreckt und abduziert. Der Rücken ist gekrümmt und der Gang hüpfend.
•Das Tier kann sich aus der Rückenlage nicht sofort erheben. Die Gliedmaßen bleiben überstreckt.
•Deutliche Muskelhypertrophie der Vorderbeine, der oberen Hinterbeinmuskulatur sowie gelegentlich der Zunge und der Analmuskeln.
•Leitsymptom: Durch Beklopfen eines Muskels kann eine Starre ausgelöst werden, die sich erst nach mehreren Sekunden wieder löst. Auf der Zungenspitze bleibt die Delle des Fingerdrucks bestehen.
• Myotonie des Cushing-Syndroms: Zusätzlich zu den charakteristischen Symptomen dieser Erkrankung fallen ein „roboterähnlicher“ Gang und extreme Steifheit der Gliedmaßen auf, deren Flexion kaum möglich ist (häufig beim Pudel).
Weiterführende Diagnostik
Die Elektromyographie zeigt hochfrequente Entladungen (bei der angeborenen Myotonie 100 – 200 innerhalb 0,5 – 1 Sekunde, bei der erworbenen Myotonie konstant) und Amplitudenerhöhung (Diagnosesicherung).
Therapieprinzip
Die Ätiologie der caninen Myotonie ist unklar. In Analogie mit experimentellen Tierversuchen scheint die Störung eines Ionenkanals eine mögliche Ursache zu sein. Durch Stabilisierung des Sarkolemms über Natriumkanalblocker wie Procainamid, Phenytoin oder Chinidin können Behandlungserfolge erklärt werden.
Therapiegrundsätze
• Die Prognose ist stets vorsichtig zu stellen, sofern der Krankheitsverlauf fortgeschritten ist oder eine deutliche Muskelhypertrophie mit Dystrophievorliegt. Die Myotonie des Cushing-Syndroms fällt meist in diese Kategorie.
• Die Myotonie des Chow-Chows ist wahrscheinlich erblich, sodass die betroffenen Tiere aus der Zucht genommen werden müssen.
•Phenytoin (div. H. M.), 20 mg/kg/d p. o., auf 2 Dosen verteilt.
•Diazepam (div. H. M.), 1 mg/kg/d, auf 2 Dosen verteilt.
Myzetom
Definition
Myzetome sind subkutan gelegene, entzündliche Pseudotumoren, aus deren fistelnden Öffnungen charakteristische Granula aus Pilzmyzel entleert werden.
Bei Karnivoren können Myzetome durch zahlreiche Erreger hervorgerufen werden, zum einen durch Aktinomyzeten (keine echten Pilze), zum anderen durch echte Pilze wie Ascomyzeten und Hyphomyzeten.
• Myzetome durch Aktinomyzes-Infektionen: Nocardien und
Streptomyces
sind die hauptsächlich verantwortlichen Erreger. Sie leben als Saprophyten fast ausschließlich in tropischen Ländern.
• Mykotische Myzetome: Die als Maduramykose bezeichnete Erkrankung kann von unterschiedlichen Pilzen ausgehen. Beim Tier handelt es sich meist um
Madurella mycetomi
oder
Cephalosporicum, Drechslera spicifera
und
Monosporicum opiospermium
. Die Erreger der Maduramykose des Menschen können auch beim Tier gelegentlich nachgewiesen werden.
Aspergillus fumigatus, Aspergillus nidulans, Geotrichum candidum
und
Microsporum canis
können in Ausnahmefällen als „zufällige Erreger“ in subkutanen Myzetomen entdeckt werden.
Epidemiologie
Myzetome treten häufiger in tropischen Ländern auf, wo die Erreger saprophytär in der Umgebung vorkommen. Die Inokulation erfolgt, traumatisch bedingt, perkutan. Einige Autoren erwähnen die Möglichkeit einer Sekundärinfektion nach medizinischen oder chirurgischen Maßnahmen (v. a. Medikamenteninjektionen). Es gilt als gesichert, dass das Vorliegen einer Immundefizienz die Entwicklung von Pilzerkrankungen begünstigt.
Klinik
Es entwickeln sich Papeln oder Nodula, zunächst nicht schmerzhaft, die sich oberflächlich oder in der Tiefe der Subkutis befinden.
Der Krankheitsverlauf ist chronisch und schleichend. Schwellungen mit zahlreichen Fistelgängen bestimmen das klinische Bild der Maduramykose. Über die Fistelgänge entleert sich je nach Erreger schwarz- oder weißkörnigesSekret, in dem der Pilz enthalten ist. Die Läsionen sind wenig schmerzhaft und beeinträchtigen den Allgemeinzustand kaum. Juckreiz kann fehlen oder leicht ausgeprägt sein. Untersucht man die Knötchen histologisch, findet man um die Pilzkörnchen herum ein entzündliches
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