Therapielexikon der Kleintierpraxis
zwischen drei Hauptformen unterschieden:
•„Prärenale“ oder funktionelle ANI infolge einer hämodynamischen Störung.
•„Renale“ oder organische ANI infolge ausgedehnter und akuter Schädigungen der beiden Nieren.
•„Postrenale“ oder obstruktive ANI infolge eines Harnrückstaus in den Ausscheidungswegen.
In der Praxis müssen Anamnese und klinische Untersuchung darauf abzielen, die prärenalen (Anämie, Herzinsuffizienz, kardiovaskulärer Schockzustand) und postrenalen Ursachen (Urinprobe, abdominale und transrektale Palpation, Röntgen- und Ultraschalluntersuchung) auszuschließen, bevor die Ursache im Nierenparenchym gesucht wird.
Symptome
Zu den klinischen Symptomen, die überwiegend in Oligurie bzw. Anurie und Anorexie, Erbrechen, Dehydratation, Hypothermie und eventuell Harnwegssymptomen (bei postrenalem ANI) bestehen, kommen noch humorale Störungen und Uropathien hinzu, auf die systematisch untersucht werden muss.
• Wichtige Blutparameter:
•I. d. R. stark erhöhte Harnstoff- und Kreatininspiegel.
•Störungen des Wasser- und Elektrolyt-Haushalts, je nachdem, ob begleitende Verdauungsprobleme bestehen (praktisch konstante Dehydratation bei Diarrhö oder Erbrechen).
•Verändertes Ionogramm (K + , Na + , HCO 3 –, Cl − ): I. d. R. sind eine Hyperkaliämie, eine Hyponatriämie, eine metabolische Azidose sowie eine Hypochlorämie zu beobachten.
• Harnstatus: ANI äußert sich durch Oligurie in Verbindung mit einem erhöhten spezifischen Uringewicht. Außerdem geht „renale“ ANI mit einer ausgeprägten Albuminurie und Ausscheidung von Harnzylindern einher. Das Harnionogramm (Na + u und K + u ) sowie die Bestimmung des Urin-Harnstoffs (Harnstoff u ) im Vergleich zum Blut-Harnstoff (Harnstoff p ) können bei der ätiologischen Diagnose einer ANI eine wertvolle Hilfe sein.
• Bei prärenaler ANI:
• Bei renaler ANI:
Die Therapie richtet sich nach der Ursache und den ermittelten Homöostasestörungen.
Kausale Therapie
• Prärenale ANI: Bei Schockzustand möglichst rasche Wiederherstellung der Volämie mithilfe von isotonischer Kochsalzlösung oder Frischblut oder Kolloid. Hydroxyethylstärke (HAES-Infusionslösungen [H. M.]), i. v. injiziert, reicht zur Korrektur dieser Funktionsstörung aus. Der Ausgleich der Dehydratation erfolgt in Abschätzung ihres Ausmaßes und des Erhaltungsbedarfs unter Berücksichtigung der täglichen Verluste (Diarrhö, Erbrechen, Harnausscheidung).
Dehydratation
.
• Renale ANI: Auf den Nachweis einer toxischen, toxämischen oder infektiösen Ursache folgt die ätiologische Therapie.
• Abschwächung des Gifts: Peritonealdialyse, sofern das Gift dialysierbar ist.
Tab. 1.98 Ätiologie der akuten Niereninsuffizienz (ANI)
• Antibiotikatherapie bei Infektionen: Es gilt, nephrotoxische Antibiotika zu vermeiden.
• Postrenale ANI: Beseitigung der Obstruktion nach Ausgleich des Wasser- und Elektrolyt-Haushalts sowie Wiederherstellung des Säure-Basen-Gleichgewichts.
Symptomatische Therapie
Im Vordergrund steht die Wiederherstellung der Diurese bei einem Tier, bei dem zuvor
Säure-Basen-Störungen
und Störungen des Wasser-Elektrolyt-Haushalts korrigiert wurden.
• Ausgleich des Wasser-Elektrolyt-Haushalts mit Ringer-Laktat (Dehydratation + Tagesbedarf + Verlustausgleich).
• Korrektur des Kaliumspiegels nach Messung.
•Bei Hyperkaliämie (gewöhnlich der Fall): Einsatz von 10 %igem Calciumgluconat
(Calciumgluconat 10 % B. Braun
® [H. M.],
Calcium Sandoz 10 %
® [H. M.]): 0,5 ml/kg als langsame Infusion i. v
•Hypokaliämie: Ausgleich durch Zugabe von Natriumchlorid zur Infusion.
• Metabolische Azidose: nur einschreiten, wenn das Bikarbonat unter 15 mmol/l liegt. Menge des Bikarbonats in mmol/l = Gewicht in kg × 0,3 × (25 – gemessener HCO 3 –).
• Wiederherstellung der Diurese: Furosemid
(Dimazon
®): 2 mg/kg i. v., wenn die Diurese nach Ablauf von 1 h nicht wiederhergestellt ist (Diurese > 1 ml/kg/h), danach (bei Fehlschlag) Dosisverdoppelung, 1 mg/kg jede h. Bei Therapiefehlschlag nach 6 h Versuch mit 10 %igem Mannitol (0,25 – 0,5 g/kg) in langsamer i. v. Infusion. Bei Therapiefehlschlag bleibt nur noch die Möglichkeit einer extrarenalen Elimination mittels
Peritonealdialyse
.
Niereninsuffizienz (chronische)
Definition
Unter chronischer Niereninsuffizienz (CNI) versteht man eine progressive Veränderung der exkretorischen und endokrinen Funktionen der Nieren in Verbindung mit ausgedehnter (> 70 %) und
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