Therapielexikon der Kleintierpraxis
Povidon-Iod-Salbe bestrichene Kompresse wird auf die offen belassene Wunde gelegt. Danach wird das Ohr mit einem Druckverband auf den Kopf nach dorsal komprimiert. Der Verband wird alle 2 – 3 Tage gewechselt und das Ohr nach klassischem Schema 5 Tage lang behandelt.
Otitis externa
Definition
(Akute oder chronische) Entzündung des äußeren Gehörgangs.
Symptome
• Otitis erythematosa ceruminosa: vermehrtes, dickes Zerumen mit unterschiedlich starkem Juckreiz und mehr oder weniger starker Rötung.
• Otitis purulenta: Im gesamten äußeren Gehörgang befindet sich Eiter unterschiedlicher Farbe. Diese Form der Otitis manifestiert sich hauptsächlich durch Schmerzen, die beim Tier manchmal Abwehrreaktionen hervorrufen. Das gluckernde Geräusch ist deutlich hörbar.
In beiden Fällen kann die Entzündung zu Ulzera und Hyperplasie führen.
Diagnostik
Angesichts einer Otitis externa erlauben einfache und genaue diagnostische Untersuchungen Rückschlüsse auf die Ätiologie als Voraussetzung für eine wirksame Therapie ( Abb. 1.16 und Tab. 1.101 ).
Abb. 1.16 Diagnostisches Vorgehen bei Otitis externa.
Tab. 1.101 Diagnostische und therapeutische Maßnahmen bei Otitis
Therapie
Reinigung des Gehörgangs
Eine Reinigung des Gehörgangs steht am Anfang jeder Therapie. Eine Otoskopie in diesem Stadium gibt Aufschluss über den Zustand der Gehörgangwand.
Fremdkörper im Ohr müssen sofort entfernt werden. Bei Diagnose eines Tumors muss ein geeignetes chirurgisches Vorgehen gewählt werden.
Man kann auch mit Ohrspülgeräten vom Typ „water-pik“ mit leichtem Druck arbeiten. Idealerweise wird der Gehörgang mit einem Chirurgiesauger getrocknet. Spezielle Geräte zum Spülen und Absaugen sind gleichfalls kommerziell erhältlich, beispielsweise das Welsh Allyn Auriflush. Steht es dem Operateur nicht zur Verfügung, kann man Zellstoff, Watte oder Ohrtupfer verwenden, wobei man bei Ulzerationen oder Verdacht auf Fremdkörper (Grannen, Grasspelzen) besonders vorsichtig vorgehen muss.
Ohrspülungen können und sollten von Zeit zu Zeit regelmäßig erfolgen, ohne jedoch den Gehörgang zu stark anzufeuchten (z. B. 2 – 3 × wöchentlich). Hierzu eignen sich Präparate in verdünnter Form, die nicht unbedingtreinigend, sondern gut antiseptisch auf die Haut wirken (Chlorhexidin [div. V.M], Povidon-Iod [div. V. M.]). Meistens wird nach einer Spülung die Otitis externa mit geeigneten topischen Präparaten behandelt („Ohrentropfen“).
Präparate zur äußerlichen Anwendung
a) Akarizide:
Bei Ohrmilbenbefall sollten nach einer einmaligen Ohrspülung ausschließlich Akarizide zur Anwendung kommen, ausgenommen bei infektiösen Komplikationen (selten, da der Eiter die Vermehrung der Parasiten zu bremsen scheint).
Jedes empfängliche Kontakttier sollte mitbehandelt werden.
b) Fungizide:
Griseofulvin, ein Antimykotikum, das nur auf Dermatophyten wirkt, ist für die Ohrbehandlung uninteressant.
Es sollten nur gegen Hefepilze wirkende Antimykotika zum Einsatz kommen.
Amphotericin B, Pimaricin und Nystatin wirken sehr gut gegen
Pityrosporum canis (Malassezia pachydermatis
) und eine Reihe von
Candida-albicans-
Stämmen (ein Antifungigramm kann sinnvoll sein).
Imidazolderivate, v. a. Miconazol
(Surolan®, Easotic
®) und Econazol (div. H. M.), wirken sehr gut gegen alle Hefepilze und darüber hinaus bakterizid auf grampositive Kokken.
c) Antibiotika:
Ohrentropfen sind aus zahlreichen Antibiotika zusammengesetzt. Es können auch Injektionslösungen zum Einträufeln ins Ohr verwendet werden (für diese Anwendung besteht keine Zulassung): Neomycin, Framycetin, Gentamycin, Fusidinsäure, Polymyxin B, Chinolone.
Jeder Kliniker sollte nach seiner Diagnose behandeln. Wird nur ein Abklatsch genommen, ist ein Wirkstoff auszusuchen, der aller Voraussicht nach auf die „zytologisch nachgewiesenen“ Erreger wirkt. Nach Anlegen der Bakterienkultur und Erstellung eines Antibiogramms kann ein spezifisch wirkendes Mittel genommen werden.
Die größte Herausforderung liegt in der Therapie der durch
Pseudomonas aeruginosa
verursachten Otitis suppurativa. Hierbei erweisen sich Framycetin, Polymyxin B und Gentamycin oft als wirkungsvoll.
d) Kortikoide:
In der Mehrzahl der Fälle von Otitis externa ist der Einsatz von Kortikoiden indiziert und manchmal sogar entscheidend, z. B. bei akuter Otitis erythematosa (v. a. in Verbindung mit einer Atopie) oder Otitis ceruminosa (zweifellos durch die Verminderung der Aktivität der
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