Therapielexikon der Kleintierpraxis
Schüben:
•Schlechter Allgemeinzustand (Erscheinung eines „alten Hundes“).
•Periartikuläre Muskelatrophie und lokale Adenitis.
Diagnostik
• Keine röntgenologisch erkennbare Veränderung während der längsten Zeit der klinischen Entwicklung (nichtdestruktive Arthritis).
• Deutliche Symptome einer Entzündung während der Schübe mit Temperaturerhöhung (Leukozytose mit Neutrophilie, beschleunigte Blutsenkung oder Erhöhung von Fibrinogen, Erhöhung der Alpha-2- und Gammaglobulinfraktion).
• Keine Abweichung der Blutwerte, die eine Begleiterkrankung erkennen oder eine immunologische Entgleisung genau bestimmen lassen könnten.
• Arthrozentese: sterile, aber entzündungszellreiche Flüssigkeit (5000 – 100 000/μl, v. a. Neutrophile).
Therapie
• Nur eine entzündungshemmende und immunmodulatorische Therapie kann dem Tier Erleichterung verschaffen und erzielt eine Remission in 50 – 70% der Fälle.
• Antibiose allein ist unwirksam und in den meisten Fällen zusätzlich zur entzündungshemmenden Therapie unnötig.
• Orale Kortikoidtherapie über einen langen Zeitraum ist die Basis jeder effizienten Therapie. Nur sehr selten muss sie durch Immunsuppressiva ergänzt werden. Unter Praxisbedingungen bestätigt eine Linderung der entzündlichen Polyarthritis-Symptome durch die alleinige Gabe von Kortikoiden die Diagnose.
Polyarthritis (postinfektiöse)
Definition
Nichtseptische, aber durch eine Sekundärinfektion chronische Gelenkentzündung (immunkomplexvermittelte Erkrankung).
Symptome
•Fortschreitende, schubweise verlaufende Arthritis eines einzelnen, weniger oder mehrerer Gelenke (
Polyarthritis (idiopathische canine
)).
•Es können alle Gelenke betroffen sein, die Symptome sind allerdings beim Beugen von Knie-, Karpal- oder Tarsalgelenk am deutlichsten.
•Vorhergehend oder parallel dazu: Entwicklung eines infektiösen Herds an sehr unterschiedlichen Stellen in mehr oder weniger deutlicher klinischer Ausprägung: Allgemeininfektion, oropharyngeale Infektion (Tonsillitis), Genitalinfektion, broncho-pulmonäre Infektion, Endokarditis, Dis kos pon dylitis, Periodontalinfektion, Dermatitis oder intestinale Infektion.
•In der Praxis führt die Entwicklung der Polyarthritis den Kliniker meist dazu, nach einem begleitenden Infektionsherd zu suchen.
Röntgenologische Symptome
•Sehr spät auftretend und nur geringgradig.
•
Polyarthritis (idiopathische canine
).
Weiterführende Untersuchungen
• Inflammatorischer Symptomenkomplex (
Polyarthritis (idiopathische canine
)).
• Arthrozentese: sterile, aber entzündungszellreiche Flüssigkeit.
• Serologie: In der Humanmedizin ist die Polyarthritis, evtl. zusammen mit einer Endokarditis, meist die Folge einer Streptokokken-Angina („Bouillaud-Syndrom“), weshalb die Bestimmung von Streptokokkenlysin-Antikörpern inzwischen üblich ist. Dieses Vorgehen ist auch in der Kleintiermedizin möglich. Allerdings schließt ein negatives Testergebnis eine postinfektiöse Polyarthritis nicht aus, da viele andere Erreger beteiligt sein können (Kolibakterien,
Actinomyces, Dirofilaria
).
• Die Tatsache, dass die Flüssigkeit steril ist und mehrere Gelenke gleichzeitig betroffen sein können, lässt vermuten, dass dieses Geschehen immunologischer Natur und die Folge einer Ablagerung von Immunkomplexen in der Synovialmembran ist. Wenn jedoch ein einziges Gelenk betroffen und chronisch entzündet ist, muss an eine abgegrenzte septische Arthritis gedacht werden, bei der kein Erreger nachgewiesen werden konnte.
Therapie
Die Kortikoidtherapie kann vorübergehend Besserung bringen, die Heilung erfolgt jedoch durch die Identifizierung und medikamentöse oder chirurgische Elimination des initialen Infektionsherds.
Polyarthritis (rheumatoide)
Definition
Bei den Karnivoren seltene Polyarthritis, die v. a. die distalen Gliedmaßengelenke befällt und durch knöcherne, periartikuläre Umbauvorgänge charakterisiert ist, die deutlich stärker und eindrucksvoller sind als bei den anderen Polyarthritiden des Hundes festgestellten.
Symptome
•Sehr selten vorkommend, vorwiegend bei kleinen Rassen, alle Altersstufen betreffend.
•Schwere und lokale Lahmheit und Gelenködem, später Verformung der Gliedmaßen, v. a. der distalen Bereiche.
•Febriles Syndrom und lymphatische Reaktion.
Weiterführende Untersuchungen
• Hochgradige röntgenologische Veränderungen:
•Erosion des enchondralen Knochens
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