Therapielexikon der Kleintierpraxis
potentiell gefährlich, mit Ausnahme des Chloramphenicols (Dosierung: < 300 mg/kg).
Andere begünstigende oder auslösende Faktoren
• Fütterungsfehler: zu proteinreiche Rationen, plötzliches Absetzen.
• Fehlerhafte Haltungsbedingungen: Temperaturunterschied Tag/Nacht, zu hohe Luftfeuchtigkeit, Stress durch unregelmäßige Nahrungsaufnahme und dadurch bedingte zäkale Verdauungsstörungen mit Clostridienproliferation.
Klinik
•Sehr wässrige und plötzlich auftretende Enteritis, geblähtes Abdomen infolge zäkaler Gärungsprozesse, Hyperthermie, Appetitlosigkeit.
•Eintreten des Todes innerhalb von 2 – 3 Tagen.
Diagnostik
•Sektion: flüssiger Futterbrei im Zäkum, degenerative Veränderungen in Leber und Nieren.
•Bakteriologische Untersuchung: Das Ergebnis ist oft wenig aussagekräftig.
Therapie
•Trinkwasser mit Essigsäure ansäuern (für einen pH-Wert von 5,5 – 6,5).
•Spiramycin: 30 – 50 mg/kg/d bei Kaninchen, Enrofloxacin: 10 mg/kg/12 h, Chloramphenicol: 50 mg/kg/12 h p. o., Metronidazol: 20 mg/kg/12 h s. c., p. o., Neomycin: 30 mg/kg/12 h tgl. p. o.
Prophylaxe
• Hygienisch: Haltungs- und Fütterungsfehler abstellen (s. o. begünstigende und auslösende Faktoren).
• Medizinisch: Für Kaninchen existieren
Clostridium-perfringens-Impf
stoffe. Sie sind aufgrund des ätiologischen Polymorphismus oft enttäuschend. Als wichtigste Prophylaxe gelten die hygienischen Maßnahmen.
Enzephalitozoonose
Zahlreiche Kaninchen sind Träger von
Encephalitozoon cuniculi
. Die Krankheit bricht jedoch nur bei einem Teil der Tiere aus. Oft wird sie nicht erkannt.
Ätiologie
Encephalitozoon (Nosema) cuniculi
ist eine Mikrosporidienart.
•Man findet sie vor allem bei Kaninchen, seltener bei Nagern und Katzen. In seltenen Fällen ist eine Übertragung auf den Menschen bekannt.
•Die Sporen werden mit dem Urin ausgeschieden, sodass sich die Kaninchen über orale Aufnahme anstecken können.
Klinik
Es kommen drei klinische Formen der Enzephalitozoonose vor (die auch parallel auftreten können):
• Augenform mit Uveitis, phakoklastischer Uveitis (aus der Linse ausgetretenes, denaturiertes Linsenprotein erscheint abszessartig in der vorderen Augenkammer) und in schweren Fällen eitriger Infektion des Augeninneren und der Augenhüllen.
• Nervenform mit Symptomen einer Enzephalitis, Zittern, Gleichgewichtsstörungen, Torticollis und epileptischen Anfällen.
• Renale Form mit Symptomen einer Niereninsuffizienz (Polyurie/Polydipsie, Abmagerung, Albuminurie etc.). An der Nierenkapsel bilden sich bläschenartige Läsionen, dadurch erscheint die Niere „beulenartig”.
Diagnostik
•Anhand der klinischen Symptome.
•Eventuell Bestätigung durch Sporennachweis im Urin.
•Serologie.
•Histologischer Nachweis der Parasiten im ZNS und in den Nieren, schwierig bei chronischen Formen.
Therapie
•Gegenwärtig ist keine wirksame Behandlung bekannt.
•Üblicher Therapieversuch mit potenzierten Sulfonamiden und vor allem mit Fenbendazol (20 mg/kg/d über 20 – 30 d). Die Wirksamkeit ist nicht bewiesen. Tab. 2.35
(Anhang Nagetiere und Kaninchen)
.
Epiphora
Epiphora kann serös, seromukös, mukopurulent oder hämorrhagisch sein.
Ätiologie
• Seröser Ausfluss: retro orbitaler Abszess in Entstehung, beginnende Obstruktion des Tränenkanals, Abszess im kornealen Stroma, Myxom der Augenlider, korneale Ulzera, Konjunktivitis (Schnupfen, Reizungen durch Badesand bei Chinchillas).
• Seromuköser Ausfluss: retroorbitaler Abszess, Wurzelverletzungen der oberen Prämolaren, Keratoconjunctivitis sicca.
• Mukopurulenter Ausfluss: Zahninfektion, Dakryozystitis, Trauma, Pasteurellose.
• Hämorrhagischer Ausfluss: Trauma, Abszess, Chromodakryorrhö der Ratten, Sialodakryoadenitis der Ratten.
Begleitende und zu untersuchende klinische Symptome
• Allgemein: Fieber, Mattigkeit, respiratorische Beschwerden.
• Krankheiten der Backenzähne: Bei jeder eitrigen Epiphora muss eine Zahnerkrankung als Ursache abgeklärt werden.
• Kornea-Verletzungen: kommen bei Kaninchen und Nagern aufgrund der physiologischen, nach außen gewölbten Lage der Augäpfel häufig vor. Ulzerationen bilden sich durch verminderte Tränensekretion oder Traumata.
Weiterführende Untersuchungen
•Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen der Zähne in zwei Ebenen ohne Raster, Dakryozystographie (zur Lokalisierung der Engstellen der Tränen-Nasen-Kanäle), CT, MRT.
•Fluoreszein-Test: Überprüfung
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