Therapielexikon der Kleintierpraxis
(Laktobazillen, grampositiv, und Bakteroiden, gramnegativ) sowie eine kleine Anzahl Anaerobier
(E. coli,
gramnegativ, und fakultativ Clostridien und Streptokokken).
Ätiologie
Durch eine Störung der regulären Darmfunktion kommt es zu einer Veränderung der mikrobiellen Besiedelung (starke Vermehrung der Kolibakterien und/oder der Clostridien sowie der Kokzidien). Ursachen dieser Störungen:
•Haltungsbedingt:
•Fehlerhaftes Absetzen.
•Stress.
•Plötzliche Futterumstellung:
–Rohfasermangel als Ursache der Darmfunktionsstörung und osmotischer Durchfälle.
–Verdorbenes Futter.
–Zu hoher Proteingehalt.
•Iatrogen: durch Verabreichung von Antibiotika, die auf die Darmflora wirken:
•Grampositives Wirkungsspektrum: hämorrhagische Kolitis.
•Gramnegatives Wirkungsspektrum: Enterotoxämie.
Ein Beispiel hierfür ist die proliferative Ileitis des Hamsters. Sie ist experimentell durch Lincomycin auslösbar und mit Neomycin p. o. behandelbar.
Klinik
•Nasse Anogenitalregion durch flüssigen und oft übel riechenden Kot.
•Durchfall (oder Verstopfung) entwickeln sich innerhalb 1 Woche.
•Weitere Symptome: Apathie, Appetitlosigkeit, Polydipsie, abdominale Schmerzen, Zähneknirschen, geblähtes Abdomen, manchmal Konvulsionen.
Häufig sieht man die mukoide Enteritis der Kaninchen in Verbindung mit einer starken Kokzidienvermehrung.
Therapie
•Behandlung der Hyperperistaltik (Diät, Spasmolytika).
•Behandlung des Wasser- und Elektrolytverlusts (parenterale und orale Flüssigkeitszufuhr).
•Verabreichung von Antikokzidia (
Kokzidiose
).
•Wiederherstellung der natürlichen Darmflora durch Verabreichung von Milchsäurebakterien
(Bird Bene Bac®)
.
Diarrhö (akute, Vorgehen)
.
Enteritis (virale)
Wird hauptsächlich bei Mäusen, insbesondere bei neugeborenen, beobachtet: Rotaviren, MHV Adulte Tiere werden eher von Reoviren befallen.
Enteritis durch Kolibakterien beim Kaninchenabsetzer
Sehr häufig anzutreffen in Zuchten und Tierhandlungen.
Ätiologie
•Kolibakterien gehören zur natürlichen Darmflora. Durch Stress oder Fütterungsfehler kommt es zu Milieuveränderungen im Zäkum (Anstieg des pH-Werts, Ungleichgewicht der flüchtigen Fettsäuren) mit einer starken Vermehrung der Kolibakterien (10 9 Keime/g Fäzes statt 10 3 ). Daraus entwickelt sich sekundär eine koliforme Enteritis.
•Ursachen für diese Enteritisart sind meist mangelnde Hygiene (unzureichende Belüftung, verunreinigtes Wasser), schlechte Ernährung (plötzliches Absetzen, ungeeignetes Futter), Transporte und Umgebungswechsel.
Klinik
•Wässrige Durchfälle mit Abmagerung, Dehydratation. Bei Jungtieren im Zeitraum von ca. 3 Wochen nach dem Absetzen.
•Die Tiere können genesen, bleiben aber mager und zeigen ein verzögertes Wachstum. Unterschiedliche Mortalität.
Diagnostik
•Entwicklungsstadium und Alter der Tiere.
•Klinik wässrige Durchfälle.
•Abwesenheit pathogener Keime oder Isolierung nicht pathogener
E.-coli-
Keime.
Therapie
•Moderate Antibiose: Neomycin, Tetracycline.
•Milchsäurebakterien, Flüssigkeitszufuhr, Säurebildner.
Prophylaxe
•Anzuwendende Medikamente auf Darmverträglichkeit prüfen.
•Proteinarme und rohfaserreiche Ernährung.
Enterotoxämie
Man spricht auch vom Komplex der Enterotoxämie. Besonders anfällig sind Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Hamster, Gerbils und Präriehunde.
Ätiologie
Inadäquate Antibiose
Durch eine inadäquate Antibiose wird die anaerobe Darmflora zerstört, wodurch es zu einer Proliferation der Clostridien kommt. Die Toxine, die dabei entstehen, verursachen eine Nekrose des Darmepithels sowie eine akute Enterotyphlitis. Da Clostridien schon vor Beginn der Antibiose im Darm vorhanden sein müssen, um eine Kolitis auslösen zu können, gelten sie als verantwortliches Agens für diese meist gravierend verlaufenden Enteritiden.
Folgende Keime werden nachgewiesen:
• Bei Kaninchen:
Clostridium spiroforme
(nach Verabreichung von synthetischen Penicillinen, Clindamycin, Lincomycin). Diarrhö und Todesfällekönnen bis mehrere Wochen nach Behandlungsende plötzlich auftreten.
Clostridium difficile
und
Clostridium perfringens
.
• Bei Meerschweinchen:
Clostridium difficile
(nach Verabreichung von Penicillinen, Bacitracin, Clindamycin, Lincomycin, Chlortetracyclin).
• Bei Hamstern:
Clostridium difficile
(nach Verabreichung von Penicillinen, Clindamycin, Lincomycin). Beim Hamster gelten alle Antibiotika als
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