Therapielexikon der Kleintierpraxis
Trichobezoaren.
Meteorismus ist oft mit einer Dilatation des Dünndarms verbunden. In diesem Fall kommt es zu einer raschen Entwicklung. Die schwache Darmmotilität ist dann eine Folge der Gasansammlung in Magen und Zäkum, ebenso die Veränderung der Verdauungssekrete und der Wasser- und Elektrolytresorption im Verdauungskanal.
Klinik
•Anorexie, Niedergeschlagenheit, Immobilität.
•Aufgetriebenes Abdomen, manchmal in beträchtlichem Ausmaß.
•Magen palpierbar, tympanisches Erscheinungsbild bei der Perkussion.
•In hochgradigen Fällen (akute Entwicklung): rasche Entstehung eines Schockzustands mit Tachykardie, Hypotonie, Hypothermie, fadigem Puls, kurzer und schneller Atmung, zyanotischen Schleimhäuten.
•Kein Kot oder trockener Kot mit kleinem Durchmesser und in geringer Menge.
•Der Meteorismus wird durch Röntgen des Abdomens bestätigt, womit außerdem eine eventuell vorhandene Parese des Blinddarms und eine Darmstase dargestellt werden können (anomale Gasmengen vorhanden).
Therapie
Akute Tympanie
• Diese Tympanie hat Notfallcharakter.
• Schockbehandlung:
•I. v. oder i. o. Katheter legen.
Dexamethason: 0,5 – 2 mg/kg i. v., i. m., Methylprednisolon-Natriumsuccinat: 10 mg/kg i. v
•Infusion mit Ringer-Laktat-Lösung: 20 – 30 ml/kg/h.
• Behandlung der Tympanie:
•Magenpunktion rechts mit der Nadel.
•Le gen einer oralen Magensonde oder besser einer Nasen-Schlund-Sonde, die am Nasenrücken fixiert werden und mit offenem Verschluss verbleiben muss.
• Prävention von Enteropathien: Eine Magenstase kann sich schnell zu einer mukoiden Enteritis oder einer Enterotoxämie komplizieren.
•Neomycinsulfat: 30 mg/kg/12 h p. o.
•Sulfatrimethoprim: 30 mg/kg/12 h × 7 d.
•Chinolone: Enrofloxacin 10 mg/kg/12 h × 7 d, Marbofloxacin 5 mg/kg/12 h × 7 d.
Subakute oder chronische Tympanie
Zur medikamentösen Therapie Tab. 2.6 . Bei einem Misserfolg der Behandlung muss der Trichobezoarchirurgisch entfernt werden, bevorzugt durch eine Gastrotomie. Danach wird eine Nasen-Schlund-Sonde gelegt. Sie ermöglicht eine schnelle Realimentation des Patienten (am Abend des Eingriffs), um eine gastrointestinale Stase zu vermeiden.
Myxomatose
Die Myxomatose ist bei den Zuchtkaninchen weiterhin sehr präsent, wobei die Zwergkaninchenrassen weniger sensibel zu sein scheinen. Früher trat sie saisonal auf; heute dagegen kann sie das ganze Jahr über vorkommen und atypische Formen aufweisen, die schwieriger zu diagnostizieren sind.
Epidemiologie
• Der kausale Erreger ist ein Poxvirus aus der Familie Leporipoxvirus, das auch Sanarelli-Virus genannt wird.
•Nager sind ebenso wie Hasen resistent (es wurden trotzdem einzelne Fälle beschrieben).
• Übertragung:
•Direkter Kontakt der Kaninchen untereinander.
•Indirekt über stechende Insekten (Flöhe, Mücken), Kontakt mit dem Züchter oder durch Injektionsnadeln.
•Das Virus ist in der äußeren Umwelt sehr resistent (2 Jahre), ebenso gegenüber Kälte und Austrocknung (10 Monate auf der Haut eines toten Kaninchens).
•Die klassische noduläre Form, die durch stechende Insekten übertragen wird, ist im Sommer zu beobachten, während die respiratorische Form keine Saisonalität aufweist.
Klinik
Die Prognose der Erkrankung, die früher schlecht war, ist mittlerweile – abhängig von der Pathogenität der unterschiedlichen Stämme – variabel. Es kommen verschiedene klinische Formen vor, abgeschwächte Formen sind häufig.
• Typische akute Form:
•Die Inkubationszeit beträgt 8 – 12 Tage, unter Umständen bis zu 3 Wochen.
•Hyperthermie, Anorexie, Blepharokonjunktivitis.
•Ödem im Gesicht, am Perineum und an den Geschlechtsorganen.
•Typische noduläre, kugelförmige Läsionen (Myxome) mit einem Durchmesser von 1 – 5 mm, rosa-violett, auf dem Kopf (Ohren, Lippen, Augenlider), in der dorsolumbalen Region und an den Gliedmaßenenden.
•Die akute Form verläuft normalerweise innerhalb von 1 – 2 Wochen tödlich.
• Abgeschwächte Formen:
•Län gere Inkubationszeit, geringere Mortalität, Todesfälle innerhalb von 20 – 30 Tagen.
•Kleine, trockene Noduli, die nach einigen Wochen zurückgehen.
• Angorakaninchen:
•Auftreten 7 – 8 Tage nach dem Scheren.
•Myxomatöse Läsionen in den geschorenen Zonen: zahlreiche rötliche, dann nekrotische Läsionen, die bei Patienten, die mit heterologem Impfstoff geimpft wurden, innerhalb einiger Wochen vernarben. Der Verlauf ist günstig.
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