Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
hielt es über das Spülbecken, wobei sie es ein bisschen zur Seite kippte. „Also, wollt ihr jetzt eure Drinks oder nicht?“
Eddie, Thomas und Cain tauschten hastige Blicke aus.
„Das wäre nett, Roxanne“, sagte Thomas, seine Stimme sanfter als zuvor.
Roxannes Blick wurde weich und Eddie konnte deutlich sehen, wie Thomas‘ Stimme sie beschwichtigte und dahinschmelzen ließ. Der Grund, warum er das wusste, war, weil er dasselbe spürte: wie Thomas‘ tiefe Stimme in seinen Körper eindrang und tief in ihn hineinsank. Er hatte das Gefühl, sich auf einem der großen Sofas ausstrecken zu wollen, und sich eine wohltuende Massage zugute kommen zu lassen. Starke männliche Hände auf nackter Haut. Zarte, lange Berührungen. Flammen auf seinem Körper. Blitze, die durch seine Adern schnellten.
Eddies Fänge verlängerten sich unwillkürlich.
„Vielleicht gibst du das Erste am besten Eddie“, schlug Thomas vor. „Sieht aus, als wäre er am Verhungern.“
Eddie zwang seine Fangzähne, sich zurückzuziehen.
Verdammt!
Er sollte mehr Kontrolle über sich haben. Immerhin war er kein neugeborener Vampir mehr, sondern schon über ein Jahr alt. Er hatte den schlimmsten Heißhunger überwunden und die schwierigste Zeit hinter sich. Aber immer, wenn er in Thomas‘ Nähe war, waren seine Reaktionen unberechenbar.
7
Ein Jahr zuvor
Flankiert von Ricky marschierte Eddie in Samsons Büro. Er konnte nicht umhin zu zappeln. Nachdem das Mausoleum in Flammen aufgegangen und Luther verhaftet und vor den Vampirrat zur Strafzumessung gebracht worden war, waren Eddie sowie ein weiterer ehemaliger Leibwächter Scanguards, Kent, im Haus von Ricky – dem Betriebsdirektor bei Scanguards – unter Hausarrest gestanden.
Luther, der Eddie ein ewiges Leben als Vampir versprochen hatte, hatte ihn belogen und für seine Zwecke benutzt. Eddie sollte an dem bösen Plan teilnehmen, an Samson Rache zu nehmen, indem er dessen Frau tötete. Glücklicherweise war das Vorhaben gescheitert. Luther hatte Eddie gegenüber behauptet, dass Samson und Amaury Luthers Frau getötet hatten. Die Wahrheit war jedoch, dass diese Samsons und Amaurys Angebot, sie in einen Vampir zu verwandeln und ihr somit das Leben zu retten, als sie bei der Entbindung ihres Kindes im Sterben lag, abgelehnt hatte.
Eddie hatte unwissentlich die falsche Seite gewählt und dafür fast mit seinem Leben bezahlt.
Heute Abend hatte Eddie endlich die Nachricht erhalten, dass eine Entscheidung bezüglich seiner Zukunft getroffen worden war. Er blickte zu Samson, der hinter dem massiven Schreibtisch mit den zwei großen Computermonitoren saß. Samson sah auf und deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
„Setz dich.“ Er hob den Kopf und wandte sich an Ricky. „Ich übernehme das.“
Ricky nickte und verließ schweigend den Raum.
Eddie rutschte nervös auf seinem Stuhl umher. Sein Fuß tippte auf dem Teppich unter ihm auf und ab, und er legte seine Hände auf die Knie, um sein Zittern unter Kontrolle zu bringen. Er wusste bereits, dass sie ihn nicht töten würden; sein neuer Schwager, Amaury, hatte ihm das versprochen. Immerhin war Amaury mit seiner Schwester Nina blutgebunden und würde nie etwas tun, das seine Gefährtin unglücklich machen würde. Und das bedeutete, Amaury würde Ninas Bruder nicht wehtun.
Aber sie würden ihn trotz allem bestrafen. Immerhin hatte er unter Luthers Einfluss ein Verbrechen begangen und beim Versuch, Samsons Gefährtin zu töten, geholfen.
„Entspann dich“, sagte Samson. „Ich habe dich nicht hierher gebeten, um dir den Kopf abzureißen.“
Eddie versuchte, ein Lächeln auf seine Lippen zu zwingen und scheiterte kläglich. „Es tut mir leid. Ich meine . . . Ich wusste nicht, was ich tat.“
Samson hob die Hand. „Stopp.“
Eddie drückte sich tiefer in seinen Stuhl. Scheiße, die Sache lief nicht gut. Er klang wie ein Kind, das vor den Rektor gebracht worden war und nicht wie ein neugeborener Vampir. Zum Teufel, er sollte doch gegen solche Sorgen und Ängste gefeit sein. Waren denn Vampire nicht angeblich unbesiegbar? Zumindest sein Erschaffer, Luther, hatte so gewirkt. Natürlich saß dieser jetzt irgendwo in einer Zelle und war auch nicht mehr so mächtig. Wahrscheinlich machte er sich sogar gerade in die Hose.
„Ich habe dich hierher gerufen, weil du umgeschult werden musst. Luther ist dein Schöpfer. Das kann ich nicht rückgängig machen, aber die Dinge, die er dich gelehrt hat, entsprechen nicht den Regeln,
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