Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
zurück in seine Kehle gerammt, als Eddies Faust auf seinem Mund landete.
Verdammt! Eine Flamme der Wut schoss durch sein Herz.
Anstatt zurückzuschlagen, richtete Thomas sich auf und funkelte Eddie an, während die dunkle Macht in seinem Inneren erpicht darauf war, sich an die Oberfläche zu drängen und Vergeltung zu fordern. Sein Körper verhärtete sich, machte sich für einen Kampf bereit, auf einen Kampf mit sich selbst. „Fühlst du dich jetzt besser?“
Eddie gab keine Antwort, sondern stand einfach nur da und funkelte Thomas wild an.
„Trotzdem radiert das nicht die Tatsache aus, dass du es genossen hast, von einem Schwulen gewichst zu werden.“
Oder dass Thomas die Szene vor seinem geistigen Auge wiederspielen lassen würde, wenn er das nächste Mal in der Dusche stand und seinen eigenen Schwanz streichelte, bis er kam.
Eddie machte auf den Fersen kehrt und flüchtete.
Thomas stemmte die Hände auf seine Oberschenkel und kämpfte gegen das Gefühl der Übelkeit an. Der unsichtbare Kampf in ihm war bereits in vollem Gange. Seine beiden Seiten, die gute und die böse, bekämpften sich. Thomas versuchte, seinen Geist zu beruhigen und Frieden in sein Herz zu bringen, doch kleine Funken begannen, auf seinen Händen zu tanzen. Seine Vision verfärbte sich rot, und er wusste, dass seine Augen jetzt blutunterlaufen waren. Scharfe Krallen ragten aus seinen Fingerspitzen hervor und gruben sich tief in seine Hose und sein Fleisch. Der nächste Angriff zwang ihn in die Knie, und weiße Funken flogen um ihn herum.
Die Macht in seinem Inneren drohte zu entkommen. Sie würde andere Vampire anziehen, wenn er sie nicht aufhalten konnte. Mit seinem letzten Gramm an Willenskraft schlitzte er mit seiner rechten Klaue seinen Bauch auf, und schnitt sich tief ins eigene Fleisch. Der Schmerz ließ ihn aufschreien, aber er bewirkte, was er beabsichtigt hatte: Er stoppte die dunkle Macht und brachte sie dazu, sich tief in ihm zurückzuziehen. Das funkelnde Licht erlosch und die Dunkelheit beruhigte ihn. Er hatte gewonnen. Aber jedes Mal, wenn die dunkle Macht einen Auftritt machte, schien sie stärker und schwerer zu besiegen. Es war an der Zeit, dafür zu sorgen, dass sie sich ihm unterwarf. Buchstäblich. Und er wusste genau, wie er dies bewerkstelligen konnte.
12
Eddie lief nach Hause, als wäre der Teufel mit einem Pflock hinter ihm her. Dort angekommen sprang er auf sein Motorrad und donnerte den Berg hinunter in die Stadt. Den Wind um seinen erhitzten Körper blasen zu spüren ließ ihn sich ein wenig besser fühlen. Allerdings konnte selbst dies nicht die Peinlichkeit auslöschen, die er verspürte: Er hatte sich von Thomas intim berühren lassen. Verdammt, er hatte ihn sogar dazu ermutigt, ihn angespornt! Was zum Teufel war nur in ihn gefahren? Zeitweiliger Wahnsinn wahrscheinlich! Eine andere Erklärung gab es nicht. Denn definitiv war er NICHT schwul! Er hatte sich noch nie zu einem Mann hingezogen gefühlt. Also warum zum Teufel hatte er Thomas‘ Hände auf seinem Körper genossen? Warum hatte er sich dessen Kuss hingegeben und ihn sogar mit Leidenschaft erwidert? Was war los mit ihm?
Ziellos bahnte er sich einen Weg durch den Innenstadtverkehr und fand sich schließlich vor Ninas Wohngebäude wieder. Er hob den Kopf und blickte zur obersten Etage hoch. Dort brannte Licht. Jemand war zu Hause. Er seufzte. Vielleicht sollte er seine Schwester für eine Weile besuchen, um an etwas anderes zu denken. Sie würde ihn ablenken.
Er parkte vor dem Eingang und stieg von seinem Motorrad. Als er seinen Helm abnahm und ihn am Lenkrad festmachte, ließ er einen langen Blick darüberschweifen. Thomas hatte es ihm zur Verfügung gestellt. Er hatte damals gesagt, dass es sowieso eines seiner älteren Motorräder war und er selbst es kaum noch benutzte. Eddie hatte dafür bezahlen wollen, doch Thomas hatte sich geweigert, Geld anzunehmen. Genauso wie Thomas keine Miete für das Zimmer verlangte, das Eddie zu seinem Zuhause gemacht hatte. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Er ließ sich aushalten. Thomas machte ihm Geschenke und zahlte für seinen Lebensunterhalt, genauso wie ein Mann für seine Geliebte zahlen würde.
Eddie versuchte, den Gedanken abzuschütteln, denn er wollte diesem Gedankengang nicht folgen, aber es war nicht schwer, die Puzzleteile jetzt zusammenzufügen. Von dem Moment an, als er zum Vampir geworden war, hatte sich sein Leben verändert. Anfangs, als er von seinem Erschaffer
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