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Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Titel: Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kurzke
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Todes hatte für ihn medizinisch die Gestalt einer Ruptur der unteren Bauchschlagader, die innerhalb weniger Stunden zum Verbluten führte.[ 20 ]
    Er war wie sein Felix Krull der Ansicht gewesen, das Leben sei eine schwere und strenge Aufgabe, «welche mit Standhaftigkeit und Treue durchzuhalten uns unbedingt obliegt».[ 21 ] Ob es einen Lohn dafür gebe, wußte er nicht, aber in seinen Dichtungen stellte er sich einen solchen immer wieder vor. Rosenduft werde man als seliger Geist dort oben atmen, versichert Rosalie von Tümmler ihrer ungläubigen Tochter.[ 22 ] Vier von seinen acht Romanen enden mit einem Ausblick auf das ewige Leben – wie ironisch gebrochen auch immer. Gestorben wird sehr viel in seinen Dichtungen, und Liebestode waren seine Spezialität. Der Künstler ist ein seliger Falter, der sich begierig in die Flamme stürzt und sich hochzeitlich mit der bedürftigen Menge vereinigt.[ 23 ] Als Goethe maskiert haucht Thomas Mann am Ende von
Lotte in Weimar
: «Tod, letzter Flug in die Flamme, – im All-Einen, wie sollte auch er denn nicht nur Wandlung sein.»[ 24 ]

Daten und Fakten
    1875–1894: Kindheit und Jugend in Lübeck
    Am 6. Juni 1875, kurz nach zehn Uhr vormittags, wird Paul Thomas Mann in Lübeck geboren, am 11. Juli in der Marienkirche evangelisch-lutherisch getauft und später dort auch noch konfirmiert, am 10. April 1892, als er schon fast siebzehn war. In späteren Jahren und Jahrzehnten ist, obgleich auch die eigenen Kinder getauft werden, von einer irgend regelmäßigen Teilnahme am kirchlichen Leben nicht mehr die Rede. Der Vater war der Großkaufmann Thomas Johann Heinrich Mann, geboren 1840 in Lübeck, die Mutter Julia da Silva Bruhns, geboren in Angra dos Reis in Brasilien. Lübeck hatte damals rund 30.000 Einwohner. Der ältere Bruder Heinrich wurde am 27. März 1871 geboren, die Schwester Julia am 13. August 1877, die Schwester Carla am 23. September 1881, der Bruder Viktor am 12. April 1890. Thomas Manns Kindheit war nach eigener Aussage gehegt und glücklich. Er besuchte seit 1882 ein Progymnasium und wechselte von dort 1889 in die Untertertia des Gymnasiums, in den realgymnasialen Zweig des Lübecker Katharineums, das er, fast neunzehnjährig, am 16. März 1894 mit einem Abgangszeugnis verließ, welches ihm die Berechtigung zumeinjährig-freiwilligen Militärdienst verlieh und der Mittleren Reife entsprach. Früh fing er zu dichten an – Lyrisches und Dramatisches – und publizierte auch einiges in der Schülerzeitschrift
Frühlingssturm
(Mai– Juni 1893). Ein tiefer Einschnitt war der Tod des Vaters, der am 13. Oktober 1891 einem Blasenkrebsleiden erlag. Am 3. Juli 1893 zog Julia Mann zusammen mit Heinrich und den drei jüngsten Kindern nach München. Thomas blieb in Lübeck zurück und lebte in Pension bei einem Lehrer, bis er im März 1894 zu seiner Mutter reiste und in Schwabing wohnhaft wurde.
    1894–1900: Entwicklungsjahre in München und Italien
    Die Zeit von April bis August 1894 verbringt Thomas Mann als (unbezahlter) Volontär bei der Süddeutschen Feuerversicherungsbank in München. Nebenbei schreibt er die Erzählung
Gefallen
, die auch, obgleich er sie später schreiend unreif findet, im November 1894 in der naturalistischen Zeitschrift
Die Gesellschaft
erscheint. Das war ein beachtlicher Erfolg. Er trug Thomas Mann eine Zuschrift des Dichters Richard Dehmel ein, der dann sein erster Förderer war. Weitere (nicht erhaltene) Novellen, die er damals an verschiedene Zeitschriften schickt, werden jedoch abgelehnt. Im Wintersemester 1894/95 und im Sommersemester 1895 ist er an der Technischen Hochschule München als Gasthörer eingeschrieben. Am 12. Juli 1895 reist er nach Italien ab, direkt nach Rom, wo er seinen Bruder Heinrich trifft, mit dem zusammen er dann den Sommer über in Palestrina lebt, in den Sabiner Bergen unweit von Rom. Der Oktober wird noch in Rom verbracht. Im November scheint Thomas Mann wieder nach München zurückgekehrt zu sein. Von Juli 1895 bis November 1896 arbeitet er an Heinrich Manns Zeitschrift
Das Zwanzigste Jahrhundert
mit und publiziert dort insgesamt acht Beiträge von geringer Bedeutung. Am 17. Februar 1896 verbrennt er erstmals alle bis dahin geschriebenen Tagebücher.
    Die Trennung von den Tagebüchern bedeutet auch die Trennung von einem Stil, dem die Perfektion noch fehlte, die sein späteres Schreiben auszeichnet. Im Jahr 1896 schreibt er sich frei, und seit 1897 publiziert er nichts mehr, was nicht

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