Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
nachgeben können.
Noch bevor am nächsten Morgen alle aufgestanden waren, schlugen die Wachen Alarm. Doch es war kein Feind, nur Rudrinn, der auf einem schweißüberströmten Pferd angaloppiert kam. Er sah ziemlich zerschrammt und lädiert aus. An seinem Bein waren Reste eines Verbands zu sehen. In seinem Gesicht stand Entsetzen. Als er vom Pferd sprang und auf Brogan zustolperte, der ihm auf halbem Weg entgegenkam, keuchte er: »Saliah, sie haben sie entführt. Diese verfluchte Ratte von Hyldor hat sie mitgenommen.« Er schrie fast und zerrte den Zauberer bereits mit sich. »Wir müssen ihn verfolgen, schnell, beeil dich!«
Brogan hielt Rudrinn energisch an und nahm ihn bei den Schultern. Der junge Pirat war völlig aufgelöst. »Erzähl mir erst mal, was genau passiert ist, und beruhige dich.«
Rudrinn schüttelte den Kopf. Er wollte weiterlaufen, aber
da gaben seine Beine nach, weil er schon zu viel Blut verloren hatte. Brogan fing ihn auf und ließ ihn vorsichtig auf den Boden sinken.
»Nelja! Hol die Kräuter!«, rief er. Nach und nach versammelten sich immer mehr Männer um ihn.
»Wir müssen ihn verfolgen«, murmelte Rudrinn immer wieder, verlor dann aber das Bewusstsein, als Nelja die tiefe Wunde an seinem Bein säuberte und verband.
Auch Lord Bronkar kam nun herbei. »Wo ist Saliah?«, rief er erschrocken.
»Wir wissen es nicht. Rudrinn hat nur gesagt, Hyldor hätte sie entführt, aber ich weiß nichts Genaues.«
Saliahs Vater sah sehr entsetzt aus. »Ich muss sie suchen, ich reite gleich los.«
Brogan stimmte zögernd zu. »Gut, aber nehmt ein paar Männer mit und reitet nicht zu weit. Wir müssen zunächst wissen, was genau passiert ist.«
Voller Sorge lief Lord Bronkar davon.
Broderick, Tovion, Falkann, Rijana und Ariac waren nun ebenfalls eingetroffen und knieten sich neben Rudrinn.
»Er wird wieder auf die Beine kommen«, versicherte Nelja lächelnd.
»Aber was ist mit Saliah?« Die Sorge um ihre Freundin jagte Rijana kalte Schauer über den Rücken.
Brogan seufzte. »Er hat gesagt, Hyldor hätte sie entführt, aber das kann ich kaum glauben. Die beiden sind hervorragende Kämpfer, und Hyldor war allein.«
»Hyldor?« Entsetzen spiegelte sich in Falkanns Gesicht wider. »Oh nein, sind sie ihm etwa über den Weg gelaufen?«
»Wir müssen warten, bis Rudrinn wieder aufwacht.« Brogan versuchte, die jungen Leute zu beruhigen, aber auch er machte sich Sorgen.
Beruhigend nahm Falkann Rijana in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ihr wird sicher nichts passieren,
und falls sie wirklich entführt wurde, dann befreien wir sie«, versprach er.
Rijana versuchte zu lächeln, was ihr nicht wirklich gelang. Dann blinzelte sie ängstlich zu Ariac hinüber, dem die Eifersucht ganz offen ins Gesicht geschrieben stand. Rasch stand er auf und lief davon.
Es dauerte nicht lange, bis Rudrinn blinzelte und die Augen aufschlug. Er blickte in die Gesichter seiner Freunde und setzte sich ruckartig auf.
»Saliah, wir müssen sie retten!«
Energisch drückte Brogan ihn wieder zurück auf die Decke. »Ihr Vater sucht nach ihr. Aber du musst uns erst mal erzählen, was überhaupt passiert ist.«
Rudrinn wollte widersprechen, aber dann besann er sich. »Wir konnten nicht zu den Piraten durchdringen. Überall lagen Scurrs verdammte Schiffe. Wir haben es in sämtlichen Hafenstädten versucht, aber es war nicht möglich, ein Schiff zu stehlen und die Piraten zu holen.« Rudrinn seufzte und schloss kurz die Augen. »Wir haben den anderen Piraten, die im Hafen von Catharga waren, gesagt, sie sollen es weiter versuchen, und sind dann nach Norden aufgebrochen, weil wir gehört haben, dass ihr euch auf den Ebenen sammelt. Aber wir waren zu spät. Bevor wir überhaupt angekommen sind, hatte sich schon die Kunde breitgemacht, dass ihr geflohen seid. Außerdem erzählte man sich, dass der gesamte Norden brennt.«
Brogan nickte traurig, und Rudrinn fuhr rasch fort: »Also sind wir in Richtung Osten aufgebrochen. Wir dachten, dass ihr sicher in Richtung Gronsdale wollt. Tag und Nacht sind wir durchgeritten, bis wir euch fast eingeholt hatten. Es wäre wohl nur noch ein Tagesritt bis zu euch gewesen, als Saliah einen gefesselten Mann am Boden entdeckte. Ich war ein Stück entfernt, weil ich gejagt habe, und wollte noch rufen, dass sie vorsichtig sein soll. Aber Saliah hat ihn losgeschnitten. Er hat behauptet, er wäre von Scurrs Leuten gefesselt worden.«
»Scurr lässt niemanden am Leben«, flüsterte
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