Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
weil der Kriegsgott angeblich seiner Mutter im Traum erschienen war und sie kurz darauf schwanger wurde …«
Während Broderick losprustete, sank Rudrinn in sich zusammen; seine Hoffnung, Saliah befreien zu können, war wieder dahin. Auch Tovion wirkte enttäuscht.
Allerdings hatten die Zwerge sich plötzlich viel zu erzählen. Schließlich räusperte sich Breor.
»Es mag sein, dass euer Menschenzauberer nicht alle Sinne beisammen hatte, aber das mit den Tunnelsystemen stimmt.«
»Wirklich?« Rudrinn war schon wieder voller Tatendrang.
»Warte!« Breor hob die Hand. »Diese Gänge sind uralt und seit tausenden von Jahren nicht mehr benutzt worden. Wir Zwerge leben seit Ewigkeiten im Norden und haben keine Notwendigkeit gesehen, diese Gänge zu erhalten.«
»Verflucht!« Wütend stieß Rudrinn mit dem Fuß gegen einen Stein, der polternd den Berg hinunterrollte.
»Trotzdem gibt es Hoffnung. Jeder Zwerg muss in seiner Jugend die Lage der alten Tunnelsysteme auswendig lernen.«
Die beiden anderen Zwerge brummten zustimmend.
»Zwar fanden wir das alle ermüdend, aber nun zahlt es sich aus, dass uns unsere Lehrmeister damit gequält haben.« Breor kratzte sich am Kopf. »Ich kann mich erinnern, dass das Schloss von König Greedeon auf einer Grotte erbaut ist. Die Tunnel führen direkt darunter hindurch. Wenn wir Glück haben und sie durch die vielen Erdbeben noch nicht alle verschüttet sind, haben wir gute Chancen, dass wir ungesehen ins Schloss gelangen können.«
Endlich kam der alte Rudrinn wieder zum Vorschein. Während der letzten Tage war er sehr still und grüblerisch geworden. Doch nun blitzten seine dunklen Augen wieder voller Hoffnung. Stürmisch umarmte er den verdutzten Tovion.
»Du liebe Güte, bin ich froh, dass du so ein Bücherwurm bist! Ich gelobe, nie wieder darüber zu lästern, wenn du, statt anständig zu feiern, in irgendwelchen staubigen Kritzeleien wühlst.«
»Rudrinn!«, rief Nelja empört, doch Tovion winkte ab.
»Ist schon gut, ich freue mich doch, wenn ich helfen kann.«
»Na los, brechen wir auf!« Obwohl es noch stockdunkel war, begann Rudrinn bereits zu packen.
Seufzend fanden sich seine Freunde damit ab, in der Nacht weiterreisen zu müssen. Aber niemand nahm ihm übel, dass er so schnell aufbrechen wollte.
Stetig hielten sie nun auf das Schloss zu. Währenddessen saßen die Zwerge abwechselnd hinten auf einem der Pferde, sodass sie schnell vorankamen. Merkwürdigerweise waren die Straßen gar nicht so schwer bewacht, wie sie dachten. Eines Tages wurden sie allerdings von einigen Elfen überrascht, die sie warnen wollten. Ariac wurde sich erst bewusst, dass er lange nicht mehr an sie gedacht hatte, als Elli’vin, Tja’ris und Bali’an, die ihn nach Catharga begleitet hatten, vor ihm auftauchten.
»Passt auf, von Westen her kommt eine große Gruppe Soldaten auf euch zu«, warnte Elli’vin, die schlanke Elfenfrau, die in einen magischen Tarnumhang gekleidet war. Sie war ein wunderschönes zartes Wesen mit langen blonden Haaren und strahlenden Augen.
Bis auf Rijana und Ariac hatte noch niemand einen Elfen gesehen, was auch erklärte, warum sie die Besucher erstaunt anstarrten.
Bevor sie ihre Überraschung überwinden konnten, rief Ariac bereits: »Folgt ihnen, sie sind mit mir gekommen.«
Gleich galoppierten die Gefährten den drei Elfen hinterher. Bali’an, Elli’vins jüngerer Bruder, lächelte Rijana fröhlich zu und ritt neben ihr her durch das hügelige Land westlich des Elfenreiches. Ebenso wie seine Schwester hatte er blonde Haare, doch man sah ihm an, dass er sehr viel jünger war. Sein Gesicht hatte noch kindliche Züge, obwohl er bereits über fünfhundert Jahre alt war.
Als sie endlich anhielten, verschwand Tja’ris sofort, um Wache
zu halten. Er war hochgewachsen und hatte, eher selten bei Elfen, dunkles, beinahe schwarzes Haar, das ihm seidig über den Rücken hing.
»Es tut mir leid«, sagte Ariac betreten. »Ich habe euch vollkommen vergessen. Erst diese Schlacht, und dann ist so viel passiert …« Unwillkürlich wanderte sein Blick zu Rijana und Falkann. Über dem Schock, dass die beiden nun ein Paar waren, hatte er an nichts anderes mehr gedacht.
Elli’vin winkte ab. »Wir haben im Donnergebirge gewartet und folgen euch schon seit einigen Tagen, aber jetzt wurde es gefährlich. Daher haben wir uns gezeigt.«
»Einige Tage?« Broderick wirkte verwirrt, und auch Tovion konnte das kaum glauben. Auf Camasann hatte man ihnen beigebracht, jeden
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