Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
endlich zu befreien.
»Immer mit der Ruhe, junger Mann«, sagte Rolcan beruhigend. »Zuerst müssen wir prüfen, wo der Fels am dünnsten ist und wo wir durchbrechen können.«
Rudrinn fuhr sich durch die Haare. »Verdammt, das wird ja ewig dauern. Am Ende hört jemand euer Gehämmer.«
»Jetzt beruhige dich, wir tun alles, was wir können.« Brogan nahm ihn am Arm und zog ihn beiseite.
Rudrinn stieß einen Fluch aus und schlug mit der Hand gegen den Felsen. Er war nervös wie noch nie.
»Nicht, dass wir mitten im Thronsaal rauskommen!« Broderick schnitt eine Grimasse, als er beobachtete, wie die Zwerge begannen, an der dicken Decke herumzuklopfen. Obwohl auch er und seine Freunde sich an der Suche beteiligten, gaben sie bald auf, denn sosehr sie es auch versuchten, sie hörten einfach keinen Unterschied im Klang.
Saliah saß derweil missmutig in ihrem Turmzimmer und schaute zum Fenster hinaus. Gerade ging ein heftiges Sommergewitter nieder. Sie musste an ihre Freunde denken, vor allem an Rudrinn. Einerseits hoffte sie, dass ihre Gefährten versuchten,
sie zu befreien, andererseits fürchtete sie nichts mehr, denn es würde alle in große Gefahr bringen.
Bisher hatte Saliah Scurr nicht wiedergesehen. Als sie an ihn dachte, zog sie sich ihren Umhang enger um die Schultern. Noch niemals hatte sie so viel Angst vor einem Menschen gehabt, daher hoffte sie, dass Scurr nicht noch einmal zu ihr kam.
Eine Magd kam herein und stellte frische Früchte auf den Tisch. Saliah konnte jedoch noch immer nichts essen. Als ein Blitz nicht weit entfernt in einen der hohen Parkbäume einschlug, zuckte Saliah zusammen. Sie hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.
Tja’ris und Elli’vin standen in ihre Umhänge gewickelt in einer Nische in einem der dunklen Flure. Für sie war es nicht sehr schwer gewesen, ins Schloss zu gelangen. Draußen im Park waren sie zuerst einfach über die hohe Mauer geklettert, denn zwischen den Bäumen nahm sie ohnehin kein Menschenauge wahr. Hier im Schloss war es ein wenig schwieriger, aber glücklicherweise passten die Blutroten Schatten innerhalb der Mauern nicht sehr gut auf.
Die beiden hatten schnell herausgefunden, wo in dem weitläufigen Schloss Saliah gefangen gehalten wurde.
»Sollen wir die Wachen überwältigen?«, fragte Elli’vin leise.
»Nein, das macht keinen Sinn, solange die anderen noch nicht in der Nähe sind. Wir sollten noch ein wenig warten.«
Die Elfe nickte und zog sich mit Tja’ris weiter ins Schlossinnere zurück.
Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, in der die Zwerge immer wieder etwas in ihrer harten Sprache brummten.
»Was ist denn jetzt?« Rudrinn hielt die Anspannung einfach nicht mehr aus.
Seufzend kamen Breor, Bocan und Rolcan zu ihm. »Der Fels ist sehr dick. Hier können wir kaum durchstoßen.«
Derbe Piratenflüche ausstoßend raufte sich Rudrinn die Haare.
»Wir werden versuchen, ob es nicht einen weiteren Tunnel gibt, durch den wir brechen können«, versprach Bocan jedoch. Dann machten sie sich daran, die westliche Wand der Grotte abzuklopfen.
»Wir hätten mit den Elfen gehen sollen«, schimpfte Rudrinn vor sich hin.
Obwohl seine Freunde sich sehr bemühten, gelang es ihnen nicht, ihn zu beruhigen.
Allerdings dauerte es nicht lange, bis Rolcan einen erfreuten Schrei ausstieß. »Hier, hier hört es sich gut an!«
Sofort stürmten alle herbei. Die Zwerge diskutierten gerade darüber, ob dies nur eine weitere Höhle oder eventuell sogar der Zugang zu einem Kellergewölbe sein könnte.
»Nein, ich denke nicht, dass es eine Höhle ist.« Rolcan blickte auf den Plan. »Es sei denn, wir haben uns alle drei nicht daran erinnern können.«
»Wenn wir Glück haben«, unterbrach Brogan sie, »sehr viel Glück, dann könnte dies der Zugang zu einem der Fluchttunnel des Schlosses sein.«
»Verdammt noch mal, du weißt, wo die Fluchttunnel sind, und sagst keinen Ton?«, brauste Rudrinn auf. »Dreimal verfluchte Zauberer, könnt ihr denn niemals die Wahrheit sagen? Wir hätten doch gleich durch den Tunnel eindringen können …« Er sah aus, als wolle er auf Brogan losgehen.
»Mäßige deinen Ton, Rudrinn, Sohn von Norwinn.« Nun traf ihn der stechende Blick des Zauberers, und er besann sich. »Ich weiß, welche Sorgen du dir um Saliah machst, so wie wir alle. Und nein, ich weiß nicht, wo genau die Fluchttunnel verlaufen. Ich weiß nur, dass sie existieren, aber weder König Greedeon noch Hawionn haben mir genügend vertraut,
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