Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
herausfordernd.
Für einen Augenblick wirkte Greedeon verdutzt, dann schüttelte er empört den Kopf. »So komm doch zur Vernunft, Saliah. Schließ dich uns an und überzeug deine Freunde. Wenn ihr für König Scurr kämpft, dann …«
»Träumt weiter!« Angewidert wandte sich Saliah ab und verschränkte die Arme.
Wenig später kam Scurr herein und versuchte, Saliah auszufragen, aber sie hielt, wenn auch mit einiger Mühe, den Befragungen des mächtigen Königs stand.
Saliah hatte große Angst vor diesem Mann. Seine Augen strahlten eine tiefe Finsternis aus, und seine unheimliche Stimme schien bis in ihr Innerstes zu dringen.
Ariac hat ihm widerstanden, ich kann das auch, sagte sie sich immer wieder und nahm all ihre Kraft zusammen, um Scurr zu trotzen.
Als Scurr sie mit einem Zauber belegte, bröckelte ihre Entschlossenheit. Rudrinn, hilf mir, schrie sie in Gedanken, und Tränen rannen über ihr Gesicht. Dann brach ihr Wille in sich zusammen, und sie ließ sich von Scurrs Stimme verführen.
Allerdings fand er trotzdem nicht viel Neues heraus. Schließlich wusste sie nicht, dass Ariac zurückgekehrt war, was Greedeons Geschichte bestätigte.
»Gut, wir werden abwarten müssen.« Scurr wirkte unzufrieden. »Lasst sie gut bewachen und haltet die Augen offen.«
König Greedeon verbeugte sich, und zwei Wachen führten
Saliah ab und brachten sie in ein Turmzimmer, das streng bewacht wurde.
Sie waren nicht mehr weit von der Steppe entfernt, als Brogan endlich Nachricht erhielt. Sofort galoppierte er zu Rudrinn, der in den letzten Tagen immer verzweifelter geworden war.
»Saliah wird in Balmacann gefangen gehalten!«, rief Brogan schon von weitem.
Erleichtert schloss Rudrinn die Augen und dankte allen Göttern. Endlich wusste er, wo sie war.
»Na los, dann nach Balmacann«, rief er und trieb sein Pferd an.
Aber Brogan hielt ihn zurück. »Warte, wir sind viel zu viele, wir fallen zu sehr auf. Wir müssen mit einer kleinen Gruppe nach Balmacann reisen. Der Rest soll sich in den Höhlen versteckt halten.«
»Aber ich werde mitkommen«, rief Saliahs Vater sogleich. Doch Brogan schüttelte den Kopf. »Es sollten nur Falkann, Rijana, Ariac, Broderick, Tovion, Rudrinn, Nelja und ich gehen.« Als er Lord Bronkars verärgertes Gesicht sah, sagte er: »Ihr solltet zu Eurer Frau zurückkehren, sie wird krank vor Sorge sein. Ich werde Euch durch Botenvögel auf dem Laufenden halten.«
Schließlich gab Lord Bronkar widerstrebend nach. Rudrinn nahm ihn zum Abschied beiseite.
»Ich werde sie befreien, und wenn es das Letzte ist, was ich tue«, sagte er mit entschlossener Miene.
Lord Bronkar nickte traurig. »Aber sei vorsichtig, Rudrinn. Saliah liebt dich, und ich habe dich auch sehr gern. Ich möchte euch beide gesund wiedersehen.«
Rudrinn versprach es, wendete sein Pferd und galoppierte zusammen mit seinen Freunden auf das Donnergebirge zu. Rijana wirkte angespannt, als sie auf die Steppe hinausblickte. Vor nicht allzu langer Zeit war sie hier mit Ariac so glücklich
gewesen. Jetzt hatte sie das Gefühl, dass sie die gleichen Erinnerungen in Ariacs Gesicht sehen konnte.
Falkann wurde zunehmend gereizt. Zwar versuchte Rijana sich so normal wie möglich zu verhalten, aber Falkann spürte genau, dass sie in Gedanken bei Ariac war. Viel Zeit für diese Überlegungen blieb aber nicht, denn sie ritten Tag und Nacht und gönnten sich kaum Pausen. Schwere Gewitter fegten über das Land und machten die Reise schwer, zudem bebte der Boden immer wieder. Trotz allem kamen sie jedoch einigermaßen gut voran. Sie trauten sich nicht, über den Pass zu reisen, da dieser immer schwer bewacht wurde. Daher zogen sie erneut durch das unwirtliche Donnergebirge. Rudrinn ging das zu langsam, er nervte seine Gefährten und trieb sie unbarmherzig an. Ariac ließ seinen Blick immer wieder durch die wilden Berge, die Täler und über die reißenden Bäche schweifen. Er wünschte sich, er wäre wieder mit Rijana allein unterwegs.
Eines Abends hielt Broderick gemeinsam mit Brogan Wache.
»Kannst du nicht einen Trank gegen Liebeskummer brauen?« Er deutete auf Ariac, der allein und nachdenklich auf einem Felsen saß und in den Mond blickte.
»Wenn ich das könnte, würde ich es tun. Aber ich befürchte, da gibt es nichts, was auf Dauer hilft.« Dann lächelte Brogan. »Oder wolltest du ihn für dich, weil du deine Kalina vermisst?«
Broderick zuckte die Achseln. »Ich hoffe so sehr, dass ich dabei bin, wenn sie unser zweites Kind
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