Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
riss Rijana ihn am Arm herum, als er sich abwenden wollte.
»Was soll das? Ich war verzweifelt, als du in diesem Steinschlag verschwunden bist! Glaubst du wirklich, ich hätte nichts Besseres zu tun gehabt, als mir gleich den nächsten Mann zu suchen? Für was hältst du mich denn?« Ihre Augen sprühten Funken, ihre Hände hatte sie in die Hüften gestemmt.
»Ich habe doch gemerkt, wie du ihn die ganze Zeit ansiehst«, schrie Falkann zurück.
»Für mich ist das auch nicht so einfach«, erwiderte Rijana und senkte den Blick.
Falkann wollte noch etwas sagen, dann machte er eine ungeduldige Handbewegung und stürmte davon.
Brogan, der das Ganze aus der Ferne beobachtet hatte, seufzte.
»Das war wohl schon lange fällig«, meinte Broderick und verzog das Gesicht.
Der Zauberer nickte und wollte zu Rijana gehen, aber die wandte sich ab und lief in eine andere Richtung, sie wollte jetzt allein sein. Auch Ariac sah reichlich betreten aus. Die Zwerge hingegen waren einfach nur überglücklich, dass sie ihren Freund wieder bei sich hatten.
»Was tun wir denn jetzt?«, fragte Brogan zu allen noch Anwesenden gewandt. Rijana und Falkann blieben verschwunden.
»Ihr müsst nach Tirman’oc gehen, Thalien wartet dort auf euch«, sagte Elli’vin.
»Aber wir sollten noch ein wenig warten, bis Tja’ris wieder reiten kann«, warf Nelja ein.
Doch Tja’ris schüttelte den Kopf. »Nein, nehmt auf mich keine Rücksicht. Es ist zu gefährlich, wenn ihr alle hier so nah am Schloss von Balmacann seid.«
Bevor jemand etwas einwenden konnte, fügte Elli’vin hinzu: »Er hat Recht. Wir beide bleiben hier. Uns wird im Schutz des Waldes kein Mensch finden. Bali’an kann euch führen.«
Elli’vins kleiner Bruder riss seine Augen weit auf und schluckte. »Ich … ich soll sie nach Tirman’oc führen? Wirklich?« Er sprang in die Luft und führte einen Freudentanz auf.
Elli’vin runzelte ihre Stirn. »Du wirst die ganze Sache ernst nehmen, sonst kannst du was erleben!«
»Natürlich, natürlich werde ich das ernst nehmen«, rief er und rannte los, wobei er immer wieder kleine Freudensprünge machte. »Ich darf sie anführen!«
Mit leisem Lachen sah Brogan ihm nach, während Elli’vin den Kopf schüttelte. »Er ist wirklich noch ein Kind. Ich hoffe, das war kein Fehler.«
Doch der Zauberer beruhigte sie. »Wir kennen den Weg nach Tirman’oc, und dein kleiner Bruder wird schon alles richtig machen.« Dann blickte er besorgt auf die beiden Elfen, die sich glücklich anlächelten. »Aber seid ihr sicher, dass ihr nicht noch jemanden braucht, der euch im Notfall verteidigt?«
»Wir könnten das tun«, brummte Breor.
Aber Elli’vin lehnte lächelnd ab. »Nein danke, es ist sehr nett von euch. Aber allein sind wir sicherer. Der Wald wird uns schützen.«
Der Zwerg zuckte die Achseln und brummelte: »Nun gut, dann werden wir wieder ins Gebirge zurückgehen. Wir wünschen euch viel Glück.«
Die Zwerge erhoben sich und beschlossen, noch an diesem Tag aufzubrechen. Zum Abschied sagte Bocan, nachdem sich alle noch einmal bei den Zwergen bedankt hatten: »Solltet ihr jemals wieder Hilfe brauchen, ob nun gegen Scurr oder sonst wen, dann schickt einen Boten ins Donnergebirge. Dort haben sich alle noch lebenden Zwerge gesammelt.«
»Vielen Dank, vielleicht werden wir sehr bald auf dein Angebot zurückkommen müssen.« Brogan verbeugte sich vor den Zwergen, die anschließend durch den Wald davonstapften.
Die anderen blieben noch eine Nacht bei den beiden Elfen, dann verabschiedeten sie sich. Rijana und Falkann gingen sehr abweisend und distanziert miteinander um und redeten kaum.
»Passt gut auf euch auf«, sagte Brogan zum Abschied zu den beiden Elfen. »Ich würde mich freuen, euch eines Tages gesund und munter wiederzusehen.«
Elli’vin und Tja’ris lächelten. »Natürlich. Wir kommen, so bald es geht, nach Tirman’oc, und falls ihr dann nicht mehr dort seid, sehen wir uns bestimmt irgendwann wieder.«
Alle winkten den Elfen noch einmal zu, als sie davonritten, angeführt von dem aufgeregten Bali’an, der auf seinem Pferd kaum stillsitzen konnte.
Rijana ritt mit gesenktem Blick, sie konnte weder Ariac noch Falkann in die Augen sehen. Saliah und Rudrinn waren dagegen so glücklich, sich wiederzuhaben, dass sie die anderen sogar ein wenig mit ihrer guten Laune ansteckten.
Langsam, und nicht zuletzt dank Rudrinns Hilfe, schien Saliah den Schrecken, den Scurr in ihr hinterlassen hatte, ein wenig überwinden zu können.
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