Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Auch Brogan versuchte sie zu beruhigen und versicherte ihr, dass sie nichts Wichtiges verraten konnte, weil sie die neuesten Pläne gar nicht gekannt hatte.
Rudrinn feierte Tovion als großen Helden, denn nur dank seines Wissens hatten sie ins Schloss eindringen können. Der ruhige junge Mann winkte jedoch bescheiden ab, für ihn war
Tja’ris der eigentlich Held, denn der hätte beinahe sein Leben für sie geopfert.
»Du sollst nicht immer so bescheiden sein«, schimpfte Nelja ihn irgendwann liebevoll und fuhr ihm durch die halblangen dunklen Haare. »Wie du siehst, ist dein Wissen genauso wichtig wie Ariacs außergewöhnliches Talent mit dem Schwert.«
Am Abend sonderte sich Falkann mal wieder von seinen Freunden ab. Er wollte mit niemandem sprechen.
Stumm und voller Hass stand er etwas abseits. Erst vorhin hatte er wieder gesehen, wie sich Rijanas und Ariacs Blicke getroffen hatten. Noch niemals hatte er diesen unglaublich zärtlichen und sehnsüchtigen Ausdruck in Rijanas Augen gesehen, wenn es um ihn ging. Mit der Faust zerdrückte er einen dicken Erdbrocken. Die Eifersucht übermannte ihn, sodass einige böse Gedanken sich in seinen Geist schleichen konnten.
Ich bin in der Nähe des Schlosses. Ich könnte den Wachen sagen, wo Ariac ist. Rasch schüttelte er den Kopf, um diesen Gedanken wieder loszuwerden.
Ich könnte Ariac fortlocken, dann geschieht den anderen nichts. Wenn er fort ist, habe ich Rijana wieder ganz für mich allein.
Obwohl sich Falkann wehrte, kam ihm dies immer und immer wieder in den Sinn. Auch während seiner Nachtwache ließ ihn die Eifersucht nicht los. Vor seinem inneren Auge sah er immer wieder, wie Ariac Rijana im Arm hielt, und das machte ihn ganz verrückt. Schließlich warf er all seine moralischen Vorsätze über den Haufen. Er redete sich sogar ein, das wäre gar kein Verrat, er beschütze ja nur seine Frau. Leise verschwand Falkann zwischen den Bäumen. Wenn er sich beeilte, war er bis zur Wachablösung vom Schloss zurück.
Im Schloss von Balmacann herrschte große Aufregung, seitdem Saliah verschwunden war. Die Blutroten Schatten hatten
die Umgebung des Schlosses abgesucht und nichts gefunden. König Scurr war außer sich.
»Wie konntet Ihr so dumm sein, den Geheimgang nicht entsprechend bewachen zu lassen?«, schrie König Scurr, als er von Saliahs Flucht hörte.
»Ich habe die Geheimgänge bewachen lassen«, rechtfertigte sich König Greedeon, wurde jedoch immer kleiner in seinem Stuhl.
»Tja, erst dieser Ariac und nun Saliah«, meinte Hyldor zynisch und säuberte sich die Fingernägel mit seinem Dolch. »Eure Soldaten sind wirklich außergewöhnlich fähige Männer!«
»Ihr hättet es sicher besser gemacht, nicht wahr?«, zischte Scurr und kam drohend näher.
Hyldor schluckte und begann, etwas vor sich hin zu stammeln.
»Und warum habt Ihr dann Euren Bruder, seine Freunde und Euren Vater einfach entkommen lassen?«, fuhr Scurr mit eiskalter Stimme fort.
Hyldor klammerte sich an seiner Stuhllehne fest, ihm brach der Schweiß aus. Blitzschnell zog Scurr sein Schwert und rammte es Hyldor in den Körper. Greedeon sprang von seinem Stuhl auf, zu entsetzt, um etwas zu sagen.
Betont langsam drehte sich Scurr um. »Ihr könnt den Norden haben.«
Fassungslos starrte König Greedeon auf Hyldor, der, noch immer König Scurrs Schwert im Leib, gurgelnde Laute ausstieß.
»Aber was will ich denn mit dem Norden?«, stammelte Greedeon.
»Ihr könnt dort herrschen. Ich werde Balmacann besitzen.«
König Greedeon hielt inne. Er wollte schon widersprechen, aber dann blickte er auf Hyldor.
»Aber mein Herr, Ihr wolltet doch den Norden, wenn ich mich recht erinnere«, begann er vorsichtig.
Scurr durchbohrte ihn mit Blicken. »Ich wollte schon immer über Balmacann herrschen. Und was soll ich mit dem Norden? Dort ist doch alles zerstört.« Sein irres Lachen hallte durch die hohen Hallen, und nicht nur König Greedeon stellte sich Gänsehaut auf.
So, als ob sich Scurr gerade erst daran erinnerte, dass er Hyldor an seiner Klinge aufgespießt hatte, blickte er auf sein Opfer.
Hyldor begannen die Sinne zu schwinden, und er stieß unzusammenhängende Laute aus.
»Er ist zwar ein Narr, aber ich bin heute gnädig.« Scurr riss seine Klinge aus Hyldors Körper. Sofort begann sich Blut auf dem Boden auszubreiten, doch Scurr zischte einen Zauberspruch.
»Vielleicht wird er überleben.« Damit rauschte der unheimliche Mann aus dem Thronsaal.
Eine ganze Weile starrte König
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