Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Loch heran, packte Falkann im letzten Augenblick am Arm und zog ihn etwas hinauf. Unter ihm krachte das Eis bereits ebenfalls bedenklich, und der Schnee begann, sich mit Nässe zu durchziehen.
»Geh«, brachte Falkann mit bebenden Lippen heraus, als Ariac erschrocken etwas zurückkroch, nachdem das Eis weiter eingebrochen war.
Aber Ariac schüttelte entschieden den Kopf und hielt Falkann,
der erneut zu versinken drohte, unter den Armen fest. Er konnte sich nicht mehr bewegen, das eiskalte Wasser betäubte seine Glieder.
Ariac warf einen hektischen Blick nach hinten, aber die anderen hatten offenbar nichts bemerkt und waren weitergegangen. Schon wieder knackte das Eis. Ariac stieß ein stummes Stoßgebet an sämtliche Götter aus und hoffte, dass seine Freunde endlich bemerkten, dass er und Falkann fehlten. Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, bis Tovion hinter ihnen auftauchte.
Ariac aber presste mit angestrengtem Gesichtsausdruck nur heraus: »Nicht, sonst bricht das Eis.«
Wieder krachte es unheilvoll, und Ariac schloss die Augen. Er konnte Falkann, der offensichtlich das Bewusstsein verloren hatte, kaum noch festhalten. Tovion blickte sich vorsichtig um, dann kam er langsam und Schritt für Schritt näher. Als er sich sicher war, dass er noch festen Boden unter den Füßen hatte, legte er sich ebenfalls hin und hielt Ariac an den Füßen fest. Die anderen kamen nach und nach dazu, und Saliah stieß einen verängstigten Schrei aus.
»Wir müssen die beiden rausziehen«, rief Tovion und begann gemeinsam mit Broderick, Ariac vorsichtig an den Füßen in Richtung Ufer zu ziehen.
Rijana schloss die Augen, als es erneut laut knackte und ein Stück Eis einbrach.
»Schnell«, rief Ariac, denn er konnte spüren, wie es unter ihm mehr und mehr nachgab.
Noch einmal zogen Tovion und Broderick kräftig, dann waren Ariac und Falkann endlich auf festem Boden. Das Eis brach bis zum Rand, an dem durchgeweichten Schnee konnte man sehen, dass es sich um einen großen Bergsee handeln musste. Ariac legte sich schwer atmend in den Schnee, während die anderen begannen, Falkann von seinen nassen Sachen zu befreien. Schnell zogen sie ihm ein paar ihrer trockenen Sachen
über. Rudrinn holte den Rest des Rums heraus und goss ihn Falkann in den Mund.
»Na los, jetzt schluck schon«, rief er und schüttelte den Freund kräftig.
Schwerfällig hob Falkann die Augenlider, dann sackte er wieder nach hinten.
»Bleib wach, verdammt!«
»Wir suchen Holz.« Tovion zog die entsetzten Mädchen mit sich.
Rijana lief noch einmal zu Ariac und fragte: »Ist mit dir alles in Ordnung?«
Er nickte beruhigend und versuchte, Gefühl in seine erfrorenen Arme zu bringen. Ansonsten ging es ihm gut.
Broderick hatte Falkann auf die Füße gezogen und versuchte gemeinsam mit Rudrinn, ihn zum Laufen zu bringen, aber ihm knickten immer wieder die Beine ein. Nach einer Weile hatten Tovion und die Mädchen etwas trockenes Holz gefunden, schoben, so gut es ging, den Schnee zur Seite und schafften es schließlich, ein Feuer zu entzünden. Broderick und Rudrinn ließen Falkann auf die Decken sinken, und Saliah nahm ihn in den Arm.
»Er wird doch wieder gesund, oder?«
Tovion schaute sie nur verzweifelt an und gab Falkann etwas von dem Tee, den er gekocht hatte. Falkann zitterte nun heftig, sodass er kaum etwas von dem Tee schlucken konnte. Langsam kam Ariac näher und zog seinen Umhang aus.
»Gebt ihm meinen, der hält besser warm«, schlug er vor.
Rijana schüttelte den Kopf. »Nein, sie sollen meinen nehmen, du hast auch halb im Wasser gelegen.«
»Mir ist nicht mehr kalt«, widersprach Ariac und wickelte sich bereits in seine Decke.
Rijana setzte sich zu ihm und reichte ihm einen Becher mit Tee, dann legte sie ihre Hände auf die seinen.
»Danke, dass du ihm geholfen hast«, sagte sie ernst.
Ariac trank vorsichtig von dem Tee. »So was macht man doch unter Freunden.«
Rijana lächelte und blickte dann besorgt auf Falkann, der in den magischen Elfenumhang gewickelt etwas weniger zitterte und langsam einzuschlafen schien.
Vorsichtig streichelte Saliah ihm über die fast steif gefrorenen Haare. »Warum haben wir denn nicht gemerkt, dass es ein See war?«, ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Ich weiß es nicht«, seufzte Ariac. »Ich war auch schon am Ufer, als er plötzlich eingebrochen ist. Das war wohl einfach Pech.«
Das Feuer wärmte nicht ausreichend, und alle machten sich Sorgen um Falkann, der mit blauen Lippen und blassem Gesicht
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