Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
finden.«
Also machten sich alle auf den Weg durch den Schnee. Immer abwechselnd hielten sie Falkann zwischen sich, der oftmals heftig hustete und kaum laufen konnte. Als es zu dunkel wurde, machten sie im Schutz eines überhängenden Felsens Rast. Es hatte angefangen zu schneien, und ein heftiger Wind erhob sich.
Falkann war in Ariacs Umhang und mehrere Decken gewickelt, aber er zitterte trotzdem, und sein Atem ging rasselnd. Rijana kniete neben ihm und legte ihm ein kaltes Tuch auf die Stirn. Sie warf Tovion einen besorgten Blick zu. »Meinst du, er hält bis zum nächsten Dorf durch?«
»Ich denke schon. Ich bin zwar nicht so gut mit Kräutern wie Nelja, aber ich glaube, die hier helfen gegen Fieber.«
Mit einiger Mühe entzündete er ein kleines Feuer, über dem er die Kräuter in Wasser erwärmte. Anschließend gab er Falkann davon zu trinken, der die fiebrigen Augen nur leicht öffnete und immer wieder vor sich hinmurmelte: »Es tut mir leid, ich wollte dich nicht verraten … ich bin deiner Freundschaft nicht wert … es tut mir leid …«
»Was redet er denn dauernd?«, wunderte sich Saliah.
Tovion zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Er hat Fieberträume und phantasiert, das geht schon eine ganze Weile so.«
In dieser Nacht schlief niemand gut. Es war bitterkalt, denn der Wind zog in jede Ecke. Dazu kamen die Sorgen um Falkann. Aber als der Morgen graute, schien das Fieber etwas gesunken zu sein, und Falkanns Blick wirkte schon etwas klarer. Er bestand darauf weiterzugehen, auch wenn er mehr stolperte als lief.
Nach zwei Tagen mühsamen Abstiegs sahen die Sieben ein kleines verschneites Dorf nicht weit entfernt an einem Fluss liegen. Falkann ließ sich erschöpft in den Schnee sinken, und Tovion und Rudrinn rannten los, um eine Kutsche oder einen Schlitten zu holen.
Saliah nahm Falkanns fieberheiße Hand: »Siehst du, jetzt haben wir’s geschafft. Wir bringen dich zu meinen Eltern. Deren Burg liegt nicht weit von hier entfernt.«
Falkann hustete qualvoll und nickte, er wollte einfach nur noch schlafen.
Bald tauchten zwei Bauern mit einem von schweren Pferden gezogenen Schlitten auf.
»Ihr seid wirklich Lady Saliah?«, fragte einer der Männer mit dichtem Bart und Fellmütze auf dem Kopf ungläubig.
Saliah nickte lächelnd, während Broderick und Ariac Falkann zum Schlitten schleiften. Seufzend ließ Falkann sich in die dicken Felle sinken.
Die Bauern verbeugten sich tief. »Ich hab Euch nur einmal gesehen, als Ihr ein kleines Mädchen wart.« Er errötete leicht. »Ihr seid wunderschön geworden, wenn ich das bemerken darf.«
Leise lachend stieg Saliah, die solche Komplimente gewöhnt war, in den einfachen Holzschlitten. »Ihr dürft, aber jetzt bringt mich zu meinen Eltern. Falkann braucht einen Heiler.«
Die Bauern verbeugten sich erneut und ließen die Pferde durch den Schnee galoppieren. Einige Zeit fuhren sie am Fluss entlang, dann über eine kleine Steinbrücke auf eine Ebene, die nur von leichtem Schnee bedeckt war. Bald konnte man vor einem kleinen Wäldchen eine Burg erkennen, die sich grau gegen den weißen Schnee abhob. Sie war nicht sehr groß, aber von einem Burggraben umgeben und von einigen Bauernhöfen umringt. Saliah streckte sich. Sie war viele Jahre nicht mehr zu Hause gewesen.
Zwei Wachen vor der alten Zugbrücke versperrten ihnen den Weg.
Saliah erhob sich und rief selbstbewusst: »Ich bin Lady Saliah, lasst mich zu meinen Eltern vor!«
Die Wachen blickten sich überrascht an, gaben dann jedoch den Weg frei.
Die Sieben fuhren über die Brücke in den kleinen Burghof ein. Diener erschienen, und Saliah ließ nach ihren Eltern schicken. Kurz darauf kam eine hochgewachsene Frau, in Pelzgewänder gekleidet, durch den Schnee geeilt. Sie glich Saliah ungemein mit ihrem hübschen Gesicht und den blonden Haaren. So würde Saliah wohl in vielen Jahren einmal aussehen.
»Saliah, ich konnte es gar nicht glauben«, rief ihre Mutter und umarmte sie fest.
»Mutter, wie schön, wieder hier zu sein. Kannst du bitte schnell nach einem Heiler schicken? Falkann ist krank.«
Lady Melinah blickte mit gerunzelter Stirn auf den jungen Mann, der in die Decken gewickelt auf dem Schlitten lag, und dann auf die anderen jungen Leute.
»Natürlich, man wird sich um ihn kümmern.« Lady Melinah sah ihre Tochter fragend an. »Sind das die anderen Kinder Thondras?«
Saliah bestätigte dies lächelnd und bedeutete ihren Freunden, ihr ins Innere der Burg zu folgen. Zwei Diener trugen Falkann
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