Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
gegen König Scurr oder möglicherweise auch Balmacann zur Seite stehen würden.
In manchen Nächten war es so bitterkalt, dass selbst das Feuer des Kamins nicht genügend wärmte, und so mussten sie warten, bis alle Gäste aus der Schenke nach Hause gegangen
waren, um die restliche Nacht im Warmen verbringen zu können.
In einer dieser Nächte hatte Ariac sich dicht an Rijana gedrückt, um sie mit seinem Körper zu wärmen. Trotz mehrerer Decken konnte er spüren, wie sie zitterte.
»Du hättest doch Finns Angebot annehmen und bei ihm als Magd bleiben sollen«, flüsterte er, um die anderen nicht zu wecken.
Aber bis auf Saliah und Tovion, die heute Rijanas und Ariacs Elfenumhänge hatten, welche selbst in der bittersten Kälte wärmten, schlief ohnehin niemand.
»Nein«, erwiderte Rijana und umarmte ihn fest. »Ich bin lieber bei dir, und Finn wird wohl ohnehin bald kommen.«
Ariac nahm ihre kalte Hand in seine. »Du bist einfach zu stur.«
Rijana seufzte. Ihr war zwar kalt, aber solange Ariac bei ihr war, machte ihr das nicht viel aus.
Broderick, Falkann und Rudrinn wälzten sich unruhig hin und her. Dann waren draußen Schritte zu hören. Broderick sprang sogleich auf, und nachdem Finn das verabredete Klopfzeichen gemacht hatte, öffnete er.
»Na endlich«, sagte Broderick mit klappernden Zähnen.
Finn war bis auf die Augen vermummt und hatte eine Fackel in der Hand.
»Tut mir leid, bei dieser Eiseskälte wollten viele nicht nach Hause«, sagte er bedauernd.
Auch die anderen standen nun auf und weckten Saliah und Tovion, die fest geschlafen hatten. Dann folgten sie Finn hinaus. Wenn sie geglaubt hatten, dass es in dem Kellergewölbe kalt war, dann wurden sie eines Besseren belehrt. Außerhalb der Mauern schien einem der Atem zu gefrieren.
»Beeilt euch«, flüsterte Finn und lief rasch voran über den Schnee, der so hart gefroren war, dass man zum Glück keine Fußspuren sah. Eigentlich war es nicht sehr weit bis zur
Schenke zum Finstergnom, aber es kam allen wie eine Ewigkeit vor.
Saliah hielt irgendwann an und fragte mit halb erfrorenen Lippen: »Soll ich dir den Umhang zurückgeben?«
Rijana schüttelte den Kopf, brachte aber die Zähne nicht weit genug auseinander, um zu antworten. Sie und Ariac hatten darauf bestanden, dass die anderen abwechselnd ihre Elfenumhänge trugen, da sie der einzige Schutz gegen diese klirrende Kälte waren.
Ariac legte Rijana den Arm um die Schultern und schob sie weiter.
Endlich hatten sie das kleine Gebäude erreicht, und Finn klopfte an die Hintertür. Sofort öffnete Kalina mit mitleidigem Gesicht.
»Schnell, ihr müsst ja halb erfroren sein.«
»Eeehhherr ggganz«, stammelte Rudrinn und stellte sich gleich ans Feuer. Die anderen taten es ihm gleich.
Finn teilte heißen Schnaps aus, Kalina brachte Schüsseln mit Eintopf. Der kleine Norick, der sich standhaft geweigert hatte, ins Bett zu gehen, bevor Broderick kam, rannte auf diesen zu und schlang ihm die Arme um die Beine.
»Vater, du musst mir eine Geschichte erzählen!« Broderick grinste stolz und nahm einen weiteren Schluck aus dem Becher.
»Gut, jetzt bekomme ich die Zähne wieder weit genug auseinander.«
Kopfschüttelnd rieb sich Finn die kalten Hände warm. »So einen harten Winter, und vor allem so früh im Jahr, haben wir noch nie erlebt.«
Alle setzten sich ums Feuer herum und genossen die Wärme, die ihnen die Röte ins Gesicht trieb.
»Kalinas Eintopf ist einfach der beste«, seufzte Broderick und stellte die hölzerne Schüssel zur Seite.
Kalina lächelte zufrieden, während Norick auf den Schoß
seines Vaters kletterte. »Eine Geschichte, eine Geschichte«, beharrte er.
Broderick seufzte und lehnte sich zurück. »Was willst du denn hören?«
»Von Camasann«, verlangte Norick mit strahlenden Augen.
Als er noch kleiner gewesen war, hatte Kalina ihm immer erzählt, dass sein Vater ein tapferer Krieger war, der in der besten Schule des ganzen Landes ausgebildet wurde.
Broderick schloss die Augen und begann, von den Jahren in Camasann zu erzählen, zumindest von denen, die sie alle als gut empfunden hatten. Norick hörte fasziniert zu.
»Und Rudrinn«, fügte Broderick grinsend hinzu, »der hat mir eins auf die Nase gehauen, als er beim Einweihungsritus in den Fluss geschubst wurde.«
Norick schnaubte empört, aber Rudrinn entgegnete: »Dein Vater hat sich oft genug gerächt. In den ersten Jahren hat er mich ständig besiegt.«
Rijana lachte hell auf. »Aber nur, weil du dich
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