Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
nicht. Bitte bleib.«
Er wollte widersprechen, doch Finn hob die Hand. »Warte, Kalina. Er hat Recht. Wenn die Sieben -«, er schüttelte den Kopf und blickte die jungen Leute ungläubig an, »hierbleiben, wäre es wirklich zu auffällig.«
»Finn!«, rief Kalina empört.
»Jetzt lass mich doch ausreden«, schimpfte der alte Mann.
»Das tut sie nie«, sagte Broderick grinsend, und Kalina verpasste ihm empört einen Seitenhieb.
»Also«, fuhr Finn unbeirrt fort. »In der Nähe gibt es ein altes, verlassenes Gut. Es gehörte früher Verwandten von mir, aber es wird schon seit Jahren nicht mehr benutzt. Die Kellergewölbe sind noch gut erhalten. Ihr könnt euch dort verstecken, und Kalina und ich werden euch mit Essen versorgen.«
Dieser Vorschlag fand Kalinas Zustimmung, sie seufzte erleichtert.
Broderick zögerte jedoch. »Trotzdem, wir werden auffallen. Ich möchte euch nicht in Gefahr bringen.«
»Wir werden ganz normal weitermachen. Jetzt im Winter haben wir ohnehin nur alle zwei Tage geöffnet. Kalina oder ich werden uns zu euch schleichen. Niemand kommt mehr zu dem Gut, es ist halb verfallen, aber ihr könnt dort sogar eure Pferde unterbringen.«
Unsicher blickte Broderick in die Runde, aber die anderen nickten.
»Es ist das Beste«, sagte Tovion. »Wir kommen jetzt im Winter nicht mehr weit, und hier sind Menschen, denen wir vertrauen können.«
Broderick hob resigniert die Arme. »Also gut. Wenn Tovion es sagt.« Er grinste. »Er ist nämlich der Vernünftigste von uns.«
»Aber heute Nacht bleibst du bei mir«, sagte Kalina bestimmt.
Broderick gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. »Ich hätte nichts anderes zu tun gewagt.«
»Unsere beiden Zimmer sind frei«, sagte Finn lächelnd und blickte Rijana und Ariac an. »Ihr wisst ja, wo sie sind.«
Bei diesen Worten zuckte Falkann kaum merklich zusammen, hatte sich jedoch gleich wieder unter Kontrolle. Dann bezogen Ariac und Rijana das eine der kleinen Zimmer, Saliah schlief allein im zweiten, und Falkann, Rudrinn und Tovion machten es sich in der Gaststube auf dem Boden bequem. Für alle war das seit langer Zeit die erste bequeme und warme Nacht.
Am nächsten Tag zogen sie noch im Morgengrauen zu dem verlassenen Gutshof mitten im Wald. Das Grundstück war verwildert und mit Ranken überwachsen. In der alten Scheune, die halbwegs trocken war, konnten die Pferde untergebracht werden. Finn wollte später Heu und Stroh bringen. Dann führte er die sieben Freunde durch das verfallene Gebäude eine alte Treppe hinunter. Es war bitterkalt in den alten Gemäuern, überall lag Schutt herum, und Spinnweben bedeckten die Wände. Aber schließlich erreichten sie ein gut erhaltenes Kellergewölbe.
»Hier könnt ihr sogar Feuer machen«, sagte Finn. »Es war früher ein Räucherraum, daher der Kamin.«
Er fegte alte Kohle aus dem Loch in der Wand.
»Wird man den Rauch nicht entdecken?«, fragte Ariac misstrauisch.
Finn schüttelte den Kopf. »Es kommt nie jemand her, schon gar nicht im Winter.«
Also machten sich alle miteinander daran, die seit vielen
Jahren unbenutzten Räume so gut wie möglich zu säubern und Felle und Decken auszubreiten.
»Die Mädchen können auch bei uns im Gasthaus bleiben«, schlug Finn besorgt vor, als er die hübschen jungen Frauen bei der Arbeit sah. »Dort ist es etwas wärmer. Ich könnte sagen, ich hätte neue Mägde.«
Ariac fand die Idee gut, aber Rijana schüttelte den Kopf. »Nein, ich bleibe lieber hier.«
Auch Saliah wollte keine Schwäche zeigen und fegte hustend den Kamin aus, woraufhin sie eine schwarze Nase bekam.
Lachend wischte Rudrinn ihr den Ruß weg. Saliah wusste nicht, was das sollte, strich sich die mit Spinnweben bedeckten Haare anmutig aus dem Gesicht und fragte gereizt: »Was?«
»Du siehst gar nicht mehr wie eine Lady aus einem Adelshaus aus.«
»Adel ist nicht eine Sache des Aussehens, sondern der Bildung und des Anstands.«
Rudrinn schüttelte den Kopf und betrachtete sie lächelnd. »Ich finde dich aber sehr hübsch so.«
Das brachte Saliah scheinbar vollkommen aus der Fassung, sie lief davon und fegte wild mit dem Besen herum. Dabei wirbelte sie so viel Staub auf, dass alle fluchtartig den Raum verließen.
In den nächsten Tagen versuchten die Sieben, es sich so bequem wie möglich zu machen, wobei Broderick so häufig, wie es irgend ging, bei Kalina und dem kleinen Norick war. Finn war sehr hilfsbereit und versprach, vertrauenswürdige Männer zu suchen, die ihnen bei einem Kampf
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