Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Morac hinterher, der immer wieder gehetzte Blicke über die Schulter warf.
Ariacs Freunde folgten in einigem Abstand und sahen zu, wie Nawárr immer weiter aufholte. Schließlich waren Ariac und Morac beinahe auf gleicher Höhe. Ariac zog sein Schwert, und Nawárr verbiss sich in die Flanke von Moracs Pferd. Dieses wandte den Kopf nach hinten und strauchelte auf dem glatten Boden. Reiter und Pferd gingen zu Boden.
Ariac schaffte es erst einige Längen später, sein Pferd zu zügeln. Er sprang auf den Boden und rannte auf Morac zu, der sich mühsam aufrappelte. Dessen hässliches, beinahe einem Ork ähnelndes Gesicht verzerrte sich hassvoll.
»Die Steppenratte, was für eine Freude«, höhnte er und wischte sich das Blut aus dem Gesicht, denn er hatte sich die Nase bei dem Sturz aufgeschlagen.
Ariac packte sein Schwert fester und begann, Morac zu umkreisen.
Der ging, ohne zu zögern, auf Ariac los. Morac war größer, stärker, aber auch ein wenig plumper. Doch er zählte zu den am meisten gefürchteten der Blutroten Schatten. Ariac machte nicht den Fehler, ihn zu unterschätzen.
Nun waren auch Rijana und die anderen eingetroffen. Entsetzt beobachteten sie, wie Morac immer wieder mit unglaublicher Wucht auf Ariac eindrosch. Doch auch der kämpfte gut, mit weitaus mehr Geschick und Finten.
»Helft ihm bitte«, flüsterte Rijana, und Broderick und Falkann nickten sich zu. Sie stiegen ab und gingen langsam auf Ariac und Morac zu. Aus dem Augenwinkel sah Ariac dies jedoch und rief: »Nein, dieses Schwein werde ich alleine erledigen.«
Morac nutzte diesen winzigen Augenblick der Unaufmerksamkeit und erwischte Ariac an der Schulter. Der sprang zwar zurück, aber die Klinge hatte getroffen. Rijana hielt erschrocken die Luft an, doch es war wohl nur eine Fleischwunde.
Eine endlos scheinende Zeit kämpften Morac und Ariac mit unglaublicher Aggressivität und Schonungslosigkeit. Jeder erkannte die kleinste Schwäche des anderen. Brogan war mehr als einmal kurz davor einzugreifen, egal, was Ariac gesagt hatte. Einmal lag Ariac schon am Boden, und Morac wollte ihm den letzten Schlag versetzen, doch dann trat er Morac noch rechtzeitig gegen das Knie und rollte zur Seite. Rijana versteckte ihren Kopf an Brogans Schulter, der sie in den Arm genommen hatte.
»Ich kann das nicht mehr mitansehen«, flüsterte sie, drehte sich dann aber doch wieder um.
Noch immer prügelten Morac und Ariac aufeinander ein. Die Luft war erfüllt vom Klirren ihrer Schwerter. Beide bluteten aus zahlreichen Wunden, doch keiner wollte aufgeben. Sie schienen wie im Rausch zu kämpfen, Müdigkeit hatte da keinen Platz.
Gerade stürmte Morac erneut auf Ariac zu und deckte
ihn mit Schlägen ein. Der wich aber immer weiter zurück. Schließlich warf sich Morac mit seinem ganzen Gewicht auf ihn. Rijana schrie auf, als die beiden auf den Boden krachten und miteinander zu ringen begannen.
»Jetzt reicht’s!« Brogan lief auf die beiden zu.
Doch genau in diesem Moment stieß Morac einen gellenden Schrei aus. Als Ariac ihn wegstieß, hatte Morac einen Dolch im Rücken. Mit einem dumpfen Aufprall knallte er auf den gefrorenen Boden.
Ariac blieb heftig atmend und schweißüberströmt am Boden sitzen. Erst jetzt, als er auf Morac starrte, der neben ihm lag, schien er zu bemerken, was er getan hatte.
Schwankend und zitternd raffte der Steppenkrieger sich auf. »Endlich habe ich dieses Schwein!« Er wollte sich schon auf den Weg zu seinen Freunden machen, die ein Stück entfernt standen, als er entsetzt die Augen aufriss, weil gerade Falkanns Dolch an seinem Kopf vorbeizischte.
Als er sich umdrehte, sah er, dass Morac noch einmal aufgestanden war und ihn gerade hatte aufspießen wollen. Falkann hatte in letzter Sekunde eingegriffen, sein Dolch hatte sein Ziel nicht verfehlt. Denn nun verließ Morac auch die letzte Kraft. Der verhasste Feind aus Ursann kippte endlich leblos nach hinten und gab den letzten Atemzug von sich.
Rijana rannte zu Ariac und umarmte ihn schluchzend. Er nahm sie in den Arm und nickte Falkann dankbar zu, der zögernd lächelte und sich anschließend abwandte.
Ariac nahm Rijanas Gesicht in seine Hände und blickte sie ernst an. »Jetzt ist endgültig die Zeit gekommen. Du musst Falkann verzeihen, wo er mir schon wieder das Leben gerettet hat«, verlangte er nachdrücklich.
Rijana blickte zu ihm auf und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, dann nickte sie. Sie umarmte ihn noch einmal, glücklich, dass er noch lebte, und lief
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