Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Sie kramte in ihrem Beutel und holte einen kleinen Tiegel heraus.
»Sag Rijana nichts davon«, bat Ariac und biss die Zähne zusammen, als Nelja die Wunden säuberte und die Salbe daraufstrich.
»Sie wird es ohnehin irgendwann sehen«, meinte Nelja kritisch.
Aber Ariac schüttelte den Kopf. Das wird sie nicht , sagte er zu sich selbst, denn er hatte einen Entschluss gefasst.
Am Morgen zählte Brogan die Überlebenden durch. Es war besser ausgegangen, als er gedacht hatte. Trotz allem hatten sie Freunde und Verbündete verloren. Diese wurden am Morgen verbrannt und ihre Asche in den Wind gestreut, denn das Meer war zu weit entfernt. Anschließend wurde besprochen, wie es weitergehen sollte.
Rudrinn hatte zwar einen fürchterlichen Brummschädel, aber ansonsten ging es ihm gut. Auch Ariac hatte Glück gehabt. Der Armbrustbolzen hatte nicht viel Schaden angerichtet, und die Wunde würde bald verheilt sein. Rijana wich nicht mehr von Ariacs Seite, sie war überglücklich. Allerdings wunderte sie sich, dass er so still und auch ein wenig abweisend zu ihr war. Aber sie hielt das noch für die Nachwirkung von König Scurrs Zauber.
»Wir haben diese Schlacht gewonnen, aber noch nicht endgültig gesiegt«, sagte Brogan ernst. »Wir müssen uns irgendwo sammeln und weitere Verbündete finden, denn Scurr wird nicht einfach aufgeben.«
Diskussionen brachen an vielen Ecken aus, und alles Mögliche wurde erwogen. Ariac hörte gar nicht zu. Rijana saß an ihn gelehnt und lächelte ihn glücklich an, aber er hatte einen dicken Kloß in der Kehle. So gern hätte er sich gefreut, dass
er sie wiederhatte, dass er hier bei seinen Freunden war, aber das konnte er nicht.
»Wollen wir in die Steppe reiten, um dort zu heiraten, oder möchtest du zuerst zu den Elfen?«, flüsterte Rijana ihm gerade zu, und er zuckte wie vom Blitz getroffen zusammen.
Für einen Augenblick konnte er nichts sagen, antwortete dann aber heiser: »Zu den Elfen.«
Rijana umarmte ihn und begann, über ihre gemeinsame Zukunft zu reden. Ariac schloss seine Augen und konnte nicht zuhören, denn das tat ihm nur weh.
»Geht’s dir nicht gut?«, fragte Rijana plötzlich und blickte besorgt zu ihm auf. Vorsichtig streichelte sie über den Verband an seinem Rücken, aber er schüttelte nur stumm den Kopf und umarmte sie fest.
Schließlich waren sich alle einig, auf König Algrims Burg zu bleiben. Die lag auf einem gut zu verteidigenden Hügel, und das Land außen herum war ziemlich flach und gut zu überblicken. Falls Scurr angreifen sollte, würde man das schnell entdecken. Dann verstreuten sich die Krieger wieder im Lager, sie wollten erst am nächsten Tag aufbrechen.
Ariac nahm Rijana bei der Hand. »Komm bitte mit, ich muss mit dir reden.«
Rijana erhob sich und lief fröhlich neben ihm her. Etwas abseits, hinter einer kleinen Felsgruppe, setzte Ariac sich hin und zog Rijana zu sich hinunter. Sie wollte ihm einen Kuss geben, aber er hielt sie von sich weg.
»Rijana, wir können nicht …«, stammelte er und fuhr sich über die Augen. Was er jetzt sagen musste, brach ihm das Herz.
»Was denn?«, fragte sie und streichelte ihm über das Gesicht.
»Ich kann dich nicht heiraten«, brach es aus ihm heraus.
Erschrocken zuckte Rijana zurück. »Warum? Was ist los?«
Ariac biss sich auf die Lippe. Er konnte es nicht ertragen, ihr in die Augen zu sehen.
»Ich hätte dich beinahe umgebracht. Das kann ich mir niemals verzeihen und …«
Sie wollte ihn unterbrechen, aber er hob die Hand.
»Nicht, lass mich bitte ausreden«, verlangte er. »König Scurr wird mich niemals in Ruhe lassen. Er wird mich so lange jagen, bis er oder ich tot sind.« Ariac seufzte. »Ich dachte, ich könnte Ursann eines Tages vergessen, aber da habe ich mir nur selbst etwas vorgemacht, denn das werde ich niemals können.«
»Aber wir werden dir dabei helfen«, erwiderte Rijana mit dünner Stimme.
»Es geht nicht.« Ariac wirkte plötzlich sehr entschlossen. »Ich kann nicht bei euch bleiben. Scurr hat mich einmal benutzt und wird es wieder tun. Er hat die Kontrolle über mich, und es kann jederzeit wieder passieren.«
Mit Tränen in den Augen sah Rijana ihn an. »Nein, du bleibst bei uns, und wir passen auf dich auf. Es war doch nicht deine Schuld, und wenn Scurr mich in die Finger bekommen hätte, dann hätte er eben mich verzaubert.« Sie blickte ihn verzweifelt an. »Ariac, bitte, du musst bei uns bleiben.«
Doch er sprang auf und schüttelte den Kopf. »Nein, das ist zu
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