Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
an der Schulter. »Leg dich mal lieber hin, ich hole Nelja.«
Erschöpft ließ Rudrinn den Kopf auf den Boden sinken.
Broderick rannte durch das Lager und entdeckte nach einiger Zeit endlich Nelja. Zu seiner Überraschung waren auch Rijana, Saliah und Falkann dort.
»Nelja, kannst du mitkommen, Rudrinn …«, dann torkelte er rückwärts und riss die Augen auf, als er Ariac sah.
»Was ist mit ihm?«, rief Saliah erschrocken und schüttelte Broderick an der Schulter, aber der brachte nur ein Keuchen heraus.
»Jetzt rede doch«, schrie sie und schüttelte ihn heftiger. Broderick deutete nur vage auf die Stelle, an der er Rudrinn zurückgelassen hatte, und setzte sich neben Rijana und Falkann, während Saliah davonrannte.
»Rudrinn hat gesagt, Ariac hätte ihn niedergeschlagen.«
Rijana nickte und streichelte Ariac über die Stirn. »Ich weiß nicht, was mit ihm los war. Er stand unter einer Art Bann.«
»Er hätte sie fast umgebracht.« Auf Falkanns Gesicht spiegelte sich noch immer Entsetzen wider.
»Er konnte nichts dafür«, verteidigte Rijana Ariac sogleich.
Kurze Zeit später kam Rudrinn auf Saliah gestützt angehumpelt. Der Schreck saß ihr noch in den Gliedern.
Rudrinn ließ sich auf den Boden sinken, und Nelja begann, seine Kopfwunde zu behandeln.
»Dann bin ich also doch nicht irre«, murmelte Rudrinn, als er Ariac erblickte. Er biss die Zähne zusammen, als Nelja eine Salbe auf die Platzwunde strich.
Es dauerte einige Zeit, bis Ariac blinzelnd aufwachte. Zunächst glaubte er zu träumen, aber dann sah er Rijana leibhaftig vor sich und wollte sich aufsetzen. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Rücken, und er stöhnte leise auf. »Langsam, du bist verletzt.«
Ariac nickte. Dann sah er die anderen. Er hatte keine Ahnung, was überhaupt los war und warum alle so komische Gesichter machten.
»Wo sind wir?«, murmelte er.
»In der Steppe, kurz vor Northfort«, erklärte Rijana ruhig und gab ihm etwas zu trinken.
»Du hättest sie beinahe umgebracht!«, rief Falkann ungehalten und hatte eine tiefe Zornesfalte zwischen den Augenbrauen.
»Hör auf«, sagte Rijana bestimmt. »Das wird sich alles klären.«
»Was war los?« Ariac stützte sich auf die Unterarme.
Rijana wollte zwar noch warten, aber Ariac bestand darauf, alles zu erfahren. Während sie erzählte, wurde er immer bleicher, und er konnte sich bruchstückhaft erinnern. Erschrocken
nahm er Rijanas Hand und blickte entsetzt auf ihren verbundenen Arm.
»Oh nein, das wollte ich nicht, das tut mir so leid. Rijana, ich …«, stammelte er, aber sie umarmte ihn einfach und drückte ihr Gesicht an seine Schulter.
»Das ist doch egal. Jetzt bist du wieder hier, und alles ist gut.«
Aber Ariac schüttelte den Kopf, Schuldgefühle plagten ihn. Er blickte zu Rudrinn, der nicht weit entfernt an einem Baum lehnte. »Rudrinn, es tut mir leid, ich habe dich nicht erkannt.«
Rudrinns Gesicht war mittlerweile vor lauter Blutergüssen blau gefleckt, aber grinsen konnte er schon wieder. »Ist ja noch alles dran.«
»Aber wo warst du denn die ganze Zeit?«, fragte Broderick schließlich.
»Ich kann mich nur daran erinnern, dass wir vor Scurrs Soldaten geflüchtet sind. Dann kam diese furchtbare Explosion am Meer. Und dann, dann bin ich in Naravaack aufgewacht«, erzählte er stockend, und Rijana schreckte zusammen.
In Kurzform berichtete Ariac, wie Scurr ihn befragt hatte, ließ jedoch die Folterungen und Qualen weg, die er ertragen hatte.
»… und dann bin ich hier aufgewacht, ich kann mich an nichts mehr erinnern«, sagte er zum Schluss.
Zwischenzeitlich war Brogan unbemerkt zu ihnen getreten.
»Scurr hat dich mit einem Zauber belegt«, sagte er ernst, und alle fuhren zu dem Zauberer herum. Rudrinn musste lauthals fluchen, weil er den Kopf zu schnell bewegt hatte.
»Und wieso ist der Zauber plötzlich gewichen?« Falkann war misstrauisch, was ihm einen bösen Blick von Rijana einbrachte.
»Ich kann nur vermuten, dass es Rijana irgendwie gelungen ist, Scurrs Bann zu brechen«, vermutete Brogan.
»Sie ist aber doch keine Zauberin«, widersprach Falkann skeptisch.
»Liebe ist der stärkste aller Zauber.«
Rijana lächelte und nahm Ariacs Hand. »Das ist doch jetzt gleichgültig. Hauptsache, er ist wieder bei uns, das ist das Wichtigste.«
Aber Ariac schüttelte verzweifelt den Kopf. »Ich habe etwas Furchtbares getan. Das werde ich mir niemals verzeihen können.«
»Du konntest nichts dafür, ich lebe ja noch.«
Brogan kniete sich
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