Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
war. Ariac wünschte Rijana eine gute Nacht, konnte jedoch selbst kaum einschlafen.
Am folgenden Tag kam Thalien zu ihnen und meinte, dass sie erst in drei Tagen würden aufbrechen können. Ein Sturm tobe im nördlichen Teil des Landes, sodass es besser sei, wenn sie noch ein wenig warteten. Bali’an brachte ihnen ihre Pferde. Die Stute und der Hengst wieherten erfreut, als sie
ihre Herren sahen. Rijana ging zu Lenya und streichelte sie zärtlich. »Jetzt weiß ich zumindest, warum ich dich Lenya genannt habe.«
»Der Name aus deinem früheren Leben war wohl in deinem Unterbewusstsein«, sagte Thalien, der unbemerkt hinter sie getreten war.
Bali’an lächelte und murmelte anschließend etwas betrübt: »Ich würde euch zu gerne die Pferdeherden zeigen, die weiter im Osten grasen, aber ich habe ja leider noch kein eigenes Pferd.«
Thalien trat zu dem jüngeren Elfen und zog ihn an seinen spitzen Ohren. »Du wirst auch noch deine Ausbildung bei den Pferdeherden erhalten, Bali’an. Sei nicht so ungeduldig!«
Ariac hatte Rijanas begeistertes Gesicht gesehen, und er hatte eine Idee: »Wenn du möchtest, dann kannst du auf Nawárr reiten und Rijana die Pferde zeigen«, bot Ariac an und wandte sich Thalien zu. »Ich würde gerne noch einmal mit Euch reden.«
Thalien nickte huldvoll, und Bali’an rief sogleich aufgeregt: »Darf ich?«
Der König vom Mondfluss stimmte zu, woraufhin Bali’an gleich behände auf den Hengst sprang und vor Begeisterung laut auflachte. Schnell galoppierte er durch den Wald, sodass selbst Rijana Schwierigkeiten hatte, dem Elfen zu folgen, der so selbstverständlich auf dem Pferd saß, als wäre er dort oben geboren worden. Sie ritten über sonnige Lichtungen, an kleinen Bächen und großen Seen vorbei. Dann, als der Tag bereits weit fortgeschritten war, hielt Bali’an an einer Klippe an. Rijana, die atemlos neben ihm stoppte, konnte ihren Augen kaum trauen. Auf unglaublich grünen Weiden graste eine Herde von weit über dreihundert Pferden. Alle waren sehr filigran und unglaublich edel.
»Das sind unsere Elfenpferde«, erklärte Bali’an stolz, während
er Nawárrs Hals streichelte. »Aber eure Pferde sind auch nicht so schlecht.«
Rijana blickte noch immer fasziniert auf die Herde, die einträchtig über die Wiesen zog.
»Wir brauchen leider nicht sehr viele Pferde«, seufzte Bali’an bedauernd. »Deswegen sind immer nur zehn oder zwanzig Elfen damit beauftragt, auf die Pferde zu achten.«
»Und wo sind die Elfen?«, fragte Rijana verwirrt.
Bali’an grinste und deutete ins Tal. »Sie stehen zwischen den Bäumen. Dort, ganz am Ende des Tals, das ist mein Cousin.« Er hob freudig die Hand.
Rijana kniff die Augen zusammen, konnte jedoch beim besten Willen nichts erkennen.
Währenddessen gingen Ariac und der König vom Mondfluss langsam durch die Wälder. Ariac hatte so viele Fragen, wusste jedoch nicht, wie er beginnen sollte. Schließlich blieb der alte Elf stehen. »Was hast du nun auf dem Herzen, mein Junge?«
Ariac seufzte und blickte zu Boden. »Glaubt Ihr wirklich, dass mein Volk noch am Leben sein könnte?«
Thalien runzelte die Stirn. »Ich möchte dir nichts Falsches sagen, aber ich denke, mir wäre zu Ohren gekommen, wenn das Steppenvolk ausgelöscht worden wäre.«
Ariac nickte, doch dann sagte er stockend: »Aber dieser Mann … Er nannte den Namen meines Clans …«
Der alte Elf ergriff Ariacs Arm. »Meinst du nicht, König Scurr könnte dich getäuscht haben?«
Ariac zuckte die Achseln. »Ich weiß, dass er nicht unbedingt das ist, was man einen guten Menschen nennt, aber er war zumindest nicht so gemein zu mir wie Worran.«
Thalien lächelte milde. »Weißt du, ich glaube, genau darin liegt ihre Macht. Worran quält die jungen Krieger, indem er sie bis an ihre Grenzen und weit darüber hinaus treibt. Erst dann kommt Scurr. Furchteinflößend und charismatisch zugleich
gibt er jedem Einzelnen das Gefühl, wichtig und bedeutend zu sein. Sicherlich hat er behauptet, dass er sich nur das nimmt, was ihm zusteht, nicht wahr?«
»Kennt Ihr ihn?«, fragte Ariac überrascht.
Der Elf schüttelte den Kopf. »Nein, nicht persönlich, aber ich kenne den, der ihn beherrscht. Es ist Zauberer Kââr, der schon immer alle Reiche unter seiner Herrschaft haben wollte.«
»Aber wie konnte er überleben?«, fragte Ariac verwundert.
»Es ist nur sein Geist, der in Ursann ruhelos umherzieht. Kââr war ein sehr mächtiger Zauberer, und als du ihn damals, nun ja, eben
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